Das Gänseblümchen

Gänseblümchen

Unkraut oder Heilkraut? Ärgernis oder Freude?

Gänseblümchen werden meist im Rasen nicht gern gesehen, weil er dann nicht mehr „englisch“ ist.

Eine Wiese übersät mit Gänseblümchen oder wenigstens eine kleine Ecke auf dem sonst so gepflegten Rasen kann viel Freude verbreiten, kulinarisch oder heilend verwendet werden, die Zukunft oder (und das ziemlich verlässlich) das Wetter prophezeien.

Da freut es mich, wenn ich in Nachbarsgarten kleine Rondelle entdecke, die vom Rasenmäher verschont wurden und auf denen die Gänseblümchen nur so sprießen. Kinder werden es ihren Eltern danken.

Als Kind waren die Gänseblümchen eine begehrte Blume für mich. Ich hatte immer in meiner eigenen kleinen Vase ein Sträußchen davon neben meinem Bett stehen.

Am allerschönste war es, wenn meine große Schwester mit mir zusammen ein Kränzchen flocht. Der Anfang war nicht einfach zu bewerkstelligen und auch das Zusammenfügen der zwei Enden war nicht unbedingt meins.

Wie schön nahmen sich die Blumenkränzchen auf den Haaren aus. Ich fühlte mich damit wie eine Prinzessin. Selbstverständlich wurden die Kränzchen nach dem Spielen im großen Waschzuber gewässert. Denn meine Oma sagte immer:

„Abgerissen, weggeschmissen,
darf´s der liebe Gott nicht wissen.“

Daran haben wir uns gehalten. Selbst die Gänseblümchen, die ich zu kurz abgepflückt hatte und die dadurch nicht für ein Kränzchen taugten, wurden in eine Schale voll Wasser gelegt.

Gänseblümchen sind in einen Salat schön anzuschauen. Sie schmecken in der Knospe etwas nussartig, wenn sie weiter aufgeblüht sind werden sie leicht bitter.

In der Heilkunde kenne ich die Anwendung gegen Hautunreinheiten und als Auszug gegen Husten. Tatsächlich enthält das Gänseblümchen Saponine.

Eine Klientin erzählte mir noch von einer anderen Art der Heilung, die sie mit Gänseblümchen erlebt hat.

Während eines Aufenthaltes in einer Reha-Klinik musste sie Spaziergänge der langsamen Art machen, Spaziergänge der Achtsamkeit. Dabei fiel ihr auf, wie unterschiedlich die vermeintlich gleich aussehenden Gänseblümchen waren. Eines war schneeweiß, ein anderes hatte rötliche Spitzen, ein weiteres war gar vollständig rot. Das Betrachten dieser „Kleinigkeiten“ lehrte sie wieder die Schönheit im täglichen Leben zu sehen.

Dann gibt es auch noch den Aberglauben, dass man anhand der Blätter abzählen kann, wie es um die Liebe der Verehrten oder des Liebsten bestellt ist: „Er liebt mich, von Herzen, mit Schmerzen, er liebt mich nicht, …“

Nicht so bekannt ist es, dass die Blätter die künftige Kinderschar voraussagen können. An den Stielen oder dem unterem Blattteil hängen Fäden heraus, wenn man sie abpflückt. Das ist die Anzahl der zu erwartenden Kinder.

Nun zur Wettervorhersage. Ein Blick auf das Gänseblümchen verrät Ihnen, ob sie die Wäsche im Garten oder lieber drinnen aufhängen sollten. Sind die Blüten weit geöffnet, dann können Sie unbesorgt den Garten wählen. Sind die Blüten jedoch geschlossen, dann ganz schnell nach drinnen.

Der Grund sind sogenannte thermonastische Pflanzenbewegungen, die das Öffnen und Schließen der Blüten steuern. Bei einem Temperaturanstieg wächst die Oberseite der Blütenblätter schneller als die Unterseite. Hierdurch öffnet sich die Blüte. Bei Temperaturabfall vorm Regen oder Gewitter wächst die Unterseite der Blütenblätter schneller, was wiederum die Blüte schließt.

Für den passionierten Gärtner kann das Gänseblümchen etwas über die Beschaffenheit des Gartens zeigen. Das Gänseblümchen wächst bevorzugt auf nährstoffreichen Wiesen, Weiden, Parks und Rasen. Es weist auf verdichtete Böden hin und braucht einen regelmäßigen Schnitt, da Gräser und Wildblumen sonst die niedrig wachsenden Gänseblümchen überwuchern und ersticken würden.

Wer also häufig seinen Rasen mäht und gut düngt, ist eindeutig ein Gänseblümchen-Freund!

Freuen Sie sich an allem in der Natur und vergessen Sie nicht die Liebe zu ihr.

Eben wie ein großer Dichter, weiß die Natur auch mit den wenigsten Mitteln die größten Effekte hervorzubringen. Da sind nur eine Sonne, Bäume, Blumen, Wasser und Liebe. Freilich, fehlt letztere im Herzen des Beschauers, so mag das Ganze wohl einen schlechten Anblick gewähren, und die Sonne hat dann bloß soundsoviel Meilen im Durchmesser, und die Bäume sind gut zum Einheizen, und die Blumen werden nach den Staubfäden klassifiziert, und das Wasser ist naß.“
(Heinrich Heine)

2 thoughts on “Das Gänseblümchen

  1. Wie schön ist doch eine Wiese, da geht einem doch das Herz auf. Das habe ich schon als Kind geliebt, da wurde der englische Rasen noch nicht von der Umwelt präferiert. Wenn ich sehe wie jedes Gänseblümchen. Löwenzahn usw. mit viel Energie und Unmut ausgerottet wird, bin ich traurig. Unsere schöne, bunte Welt wird immer trister. Statt blühende Hecken gibt es fast nur noch Thujen umhüllt von Rindenmulch. Warum schon im hier und heute probeliegen auf dem Friedhof üben.
    Ich bin auch sehr bestürzt, dass viele Kinder die wenigen Blümchen, die am Strassenrand noch überleben einfach köpfen. Der Spruch „Abgerissen, weggeschmissen“ hat keine Auswirkung mehr.

    • Da gebe ich Ihnen Recht. Heutzutage muss alles wie aus den Illustrierten „Schöner…“ aussehen. Was dabei ganz wichtig ist, es darf keine Arbeit machen. Deswegen Rindenmulch, damit Unkraut keine Chance hat. Deswegen Roundup oder ähnliches gespritzt, damit alles perfekt ist. Ob das krabbelnde Kleinkind dabei etwas abkriegt…, lieber nicht drüber nachdenken.
      Die tristen Gärten, die Sie mit einem Friedhof vergleichen, zeigen auch, wie es um die Bewohner bestellt ist. Dem werde ich demnächst einen ganzen Beitrag widmen.
      Wie Gärten sind Kinder ein Spiegelbild ihrer Eltern und Umwelt. Wo kein Respekt vor der Schöpfung gelehrt und vorgelebt wird, kann der Nachwuchs auch nichts mehr empfinden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.