7. Dezember 2017

Oh, oh, ich hätte von den Nikolaus-Leckerlis nicht so viel fressen sollen.

Aber Frauchen und Tante Birgitt haben gestern so viel von den wunderbaren Weihnachtsplätzchen ihrer Kinderzeit geschwärmt, dass ich gar nicht bemerkt habe, wie mein Magen immer voller wurde. Vicki verträgt einfach mehr als ich. Obwohl, die liegt heute auch ein bisschen still in der Körbchen-Ecke.

Die Erinnerungen von den Beiden haben mir das Wasser im Mäulchen zusammen laufen lassen.

Von unserer Omi liebten sie am meisten das Spritzgebäck, Frauchen die Kokosmakronen und Tante Birgitt die Mürbeteigplätzchen, wenn sie ein ganz klein wenig angebrannt waren.

Tante Lisa, die Schwester von Opi, machte immer wunderbare Zuckerplätzchen und Spritzgebäck mit Schoko-Enden.

So richtig ins Schwärmen kam Birgitt bei dem Heidesand von Tante Ilse, die Schwester von Omi.

Die beiden erzählten von ihren bunten Tellern, die sie am Nikolaus-Tag bekamen. Die waren gefüllt mit Äpfeln, Apfelsinen, Walnüssen, Haselnüssen, Paranüssen, russisch Brot, Spekulatius, einer Tafel Schokolade und einem Marzipanbrot.

Alles durften sie allein vernaschen. Nur die Schokolade und das Marzipanbrot wurden immer unter Mutter, Vater, Oma und Schwestern aufgeteilt.

Dabei muss Birgitt, wie Vicki, immer alles ziemlich schnell aufgegessen haben und dann hat sie sehnsüchtig den Teller ihrer großen Schwester angeschaut. Anders als meine große Schwester Vicki hat mein Frauchen aber ihrer kleinen Schwester immer noch was abgegeben. Da käme Vicki im Traum nicht drauf!

Na ja, aber sonst ist sie auch eine gute große Schwester.

Bis morgen, Eure Mimi

Weil unsere Frauchen das Gedicht von Theodor Storm so lieben, wollen wir es euch nicht vorenthalten. Vielleicht schwelgt ihr dann auch in schönen Erinnerungen. (Auch wenn der Inhalt heutzutage zum Teil tatsächlich strafbar ist.)

Knecht Ruprecht
von Theodor Storm

Ruprecht:

Habt guten Abend, alt und jung,
Bin allen wohl bekannt genug.

Von drauss‘ vom Walde komm ich her;
Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
Sah ich goldene Lichtlein sitzen;
Und droben aus dem Himmelstor
Sah mit großen Augen das Christkind hervor;
Und wie ich so strolcht‘ durch den finstern Tann,
Da rief’s mich mit heller Stimme an:

»Knecht Ruprecht«, rief es, »alter Gesell,
Hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
Das Himmelstor ist aufgetan,
Alt‘ und Junge sollen nun
Von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
Und morgen flieg ich hinab zur Erden,
Denn es soll wieder Weihnachten werden!
So geh denn rasch von Haus zu Haus,
Such mir die guten Kinder aus,
Damit ich ihrer mag gedenken,
Mit schönen Sachen sie mag beschenken.«

Ich sprach: »O lieber Herre Christ,
Meine Reise fast zu Ende ist;
Ich soll nur noch in diese Stadt,
Wo’s eitel gute Kinder hat.«
– »Hast denn das Säcklein auch bei dir?«
Ich sprach: »Das Säcklein, das ist hier:
Denn Äpfel, Nuss und Mandelkern
Essen fromme Kinder gern.«
– »Hast denn die Rute auch bei dir?«
Ich sprach: »Die Rute, die ist hier;
Doch für die Kinder nur, die schlechten,
Die trifft sie auf den Teil, den rechten.«
Christkindlein sprach: »So ist es recht;
So geh mit Gott, mein treuer Knecht!«

Von drauss‘ vom Walde komm ich her;
Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich’s hierinnen find!
Sind’s gute Kind, sind’s böse Kind?

Vater:
Die Kinder sind wohl alle gut,
Haben nur mitunter was trotzigen Mut.

Ruprecht:
Ei, ei, für trotzgen Kindermut
Ist meine lange Rute gut!
Heißt es bei euch denn nicht mitunter:
Nieder den Kopf und die Hosen herunter?

Vater:
Wie einer sündigt, so wird er gestraft;
Die Kinder sind schon alle brav.

Ruprecht:
Stecken sie die Nas auch tüchtig ins Buch,
Lesen und schreiben und rechnen genug?

Vater:
Sie lernen mit ihrer kleinen Kraft,
Wir hoffen zu Gott, dass es endlich schafft.

Ruprecht:
Beten sie denn nach altem Brauch
Im Bett ihr Abendsprüchlein auch?

Vater:
Neulich hört ich im Kämmerlein
Eine kleine Stimme sprechen allein;
Und als ich an die Tür getreten,
Für alle Lieben hört ich sie beten.

Ruprecht:
So nehmet denn Christkindleins Gruß,
Kuchen und Äpfel, Äpfel und Nuss;
Probiert einmal von seinen Gaben,
Morgen sollt ihr was Besseres haben.
Dann kommt mit seinem Kerzenschein
Christkindlein selber zu euch herein.
Heut hält es noch am Himmel Wacht;
Nun schlafet sanft, habt gute Nacht.

6.Dezember – Niklaustag

Niklaus

Wir bekamen in der Nacht vom 6. auf den 7. Dezember einen „bunten Teller“ mit Spekulatius, russisch Brot und natürlich „Äpfel, Nuss und Mandelkern essen fromme Kinder gern“, Theodor Storm.

Niklaus ist ein braver Mann,
bringt den kleinen Kindern was,
die Grossen lässt er laufen,
die können sich was kaufen.