Ein Geschenk für dich

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„Die wahre Lebensweisheit besteht darin,
im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.“
Pearl S. Buck

Dieses Wunderbare finden wir alle am Wegesrand, während eines Gespräches, beim Blick aus dem Fenster, beim Spaziergang, beim Autofahren, beim Zähneputzen, beim Wäsche bügeln, beim Putzen, beim Rasen mähen, …
kurz zusammengefasst, bei allem, was wir tun.

Das Problem ist nur, in der Hektik unseres Alltages erkennen wir die kleinen  Wunder nicht mehr. Wir sehen nicht die vielen Geschenke, die uns gemacht werden. Wir hasten daran vorbei. Doch wie schön könnte das Leben sein, wenn wir all die kleinen alltäglichen Wunder wieder wahrnehmen könnten.

Heute möchte ich Ihnen ein kleines Geschenk machen.
Lassen Sie sich nur darauf ein.

Egal, was Sie gerade tun, halten Sie kurz an. Schließen Sie die Augen und nehmen einen tiefen Atemzug und atmen langsam wieder aus, am besten durch den Mund. Wenn Sie Ihre Augen wieder öffnen, dann schauen Sie sich um, nach unten, nach oben, nach rechts oder links.

Vielleicht sehen Sie beim nächsten Spaziergang ein kleines weißes Gänseblümchen mit rotem Rand im Gras, eine besonders geformte Wolke am Himmel, einen Vogel beim Gefieder putzen, einen prächtigen Baum. Betrachten Sie, was Sie sehen für einen kurzen Moment genauer. Es werden Ihnen Details und Besonderheiten auffallen, die Sie bisher nicht wahrgenommen haben.

Wenn Sie die kleine Übung in Ihren Alltag integrieren, werden Sie feststellen, welche Freude es macht, Dinge zu sehen, die Sie bisher übersehen haben. Sich am Kleinen zu erfreuen, bringt Schwung und Freude in Ihr Leben. Und bald sehen Sie all die kleinen Wunder als Ihre Geschenke.

Das Gänseblümchen

Gänseblümchen

Unkraut oder Heilkraut? Ärgernis oder Freude?

Gänseblümchen werden meist im Rasen nicht gern gesehen, weil er dann nicht mehr „englisch“ ist.

Eine Wiese übersät mit Gänseblümchen oder wenigstens eine kleine Ecke auf dem sonst so gepflegten Rasen kann viel Freude verbreiten, kulinarisch oder heilend verwendet werden, die Zukunft oder (und das ziemlich verlässlich) das Wetter prophezeien.

Da freut es mich, wenn ich in Nachbarsgarten kleine Rondelle entdecke, die vom Rasenmäher verschont wurden und auf denen die Gänseblümchen nur so sprießen. Kinder werden es ihren Eltern danken.

Als Kind waren die Gänseblümchen eine begehrte Blume für mich. Ich hatte immer in meiner eigenen kleinen Vase ein Sträußchen davon neben meinem Bett stehen.

Am allerschönste war es, wenn meine große Schwester mit mir zusammen ein Kränzchen flocht. Der Anfang war nicht einfach zu bewerkstelligen und auch das Zusammenfügen der zwei Enden war nicht unbedingt meins.

Wie schön nahmen sich die Blumenkränzchen auf den Haaren aus. Ich fühlte mich damit wie eine Prinzessin. Selbstverständlich wurden die Kränzchen nach dem Spielen im großen Waschzuber gewässert. Denn meine Oma sagte immer:

„Abgerissen, weggeschmissen,
darf´s der liebe Gott nicht wissen.“

Daran haben wir uns gehalten. Selbst die Gänseblümchen, die ich zu kurz abgepflückt hatte und die dadurch nicht für ein Kränzchen taugten, wurden in eine Schale voll Wasser gelegt.

Gänseblümchen sind in einen Salat schön anzuschauen. Sie schmecken in der Knospe etwas nussartig, wenn sie weiter aufgeblüht sind werden sie leicht bitter.

In der Heilkunde kenne ich die Anwendung gegen Hautunreinheiten und als Auszug gegen Husten. Tatsächlich enthält das Gänseblümchen Saponine.

Eine Klientin erzählte mir noch von einer anderen Art der Heilung, die sie mit Gänseblümchen erlebt hat.

Während eines Aufenthaltes in einer Reha-Klinik musste sie Spaziergänge der langsamen Art machen, Spaziergänge der Achtsamkeit. Dabei fiel ihr auf, wie unterschiedlich die vermeintlich gleich aussehenden Gänseblümchen waren. Eines war schneeweiß, ein anderes hatte rötliche Spitzen, ein weiteres war gar vollständig rot. Das Betrachten dieser „Kleinigkeiten“ lehrte sie wieder die Schönheit im täglichen Leben zu sehen.

Dann gibt es auch noch den Aberglauben, dass man anhand der Blätter abzählen kann, wie es um die Liebe der Verehrten oder des Liebsten bestellt ist: „Er liebt mich, von Herzen, mit Schmerzen, er liebt mich nicht, …“

Nicht so bekannt ist es, dass die Blätter die künftige Kinderschar voraussagen können. An den Stielen oder dem unterem Blattteil hängen Fäden heraus, wenn man sie abpflückt. Das ist die Anzahl der zu erwartenden Kinder.

Nun zur Wettervorhersage. Ein Blick auf das Gänseblümchen verrät Ihnen, ob sie die Wäsche im Garten oder lieber drinnen aufhängen sollten. Sind die Blüten weit geöffnet, dann können Sie unbesorgt den Garten wählen. Sind die Blüten jedoch geschlossen, dann ganz schnell nach drinnen.

Der Grund sind sogenannte thermonastische Pflanzenbewegungen, die das Öffnen und Schließen der Blüten steuern. Bei einem Temperaturanstieg wächst die Oberseite der Blütenblätter schneller als die Unterseite. Hierdurch öffnet sich die Blüte. Bei Temperaturabfall vorm Regen oder Gewitter wächst die Unterseite der Blütenblätter schneller, was wiederum die Blüte schließt.

Für den passionierten Gärtner kann das Gänseblümchen etwas über die Beschaffenheit des Gartens zeigen. Das Gänseblümchen wächst bevorzugt auf nährstoffreichen Wiesen, Weiden, Parks und Rasen. Es weist auf verdichtete Böden hin und braucht einen regelmäßigen Schnitt, da Gräser und Wildblumen sonst die niedrig wachsenden Gänseblümchen überwuchern und ersticken würden.

Wer also häufig seinen Rasen mäht und gut düngt, ist eindeutig ein Gänseblümchen-Freund!

Freuen Sie sich an allem in der Natur und vergessen Sie nicht die Liebe zu ihr.

Eben wie ein großer Dichter, weiß die Natur auch mit den wenigsten Mitteln die größten Effekte hervorzubringen. Da sind nur eine Sonne, Bäume, Blumen, Wasser und Liebe. Freilich, fehlt letztere im Herzen des Beschauers, so mag das Ganze wohl einen schlechten Anblick gewähren, und die Sonne hat dann bloß soundsoviel Meilen im Durchmesser, und die Bäume sind gut zum Einheizen, und die Blumen werden nach den Staubfäden klassifiziert, und das Wasser ist naß.“
(Heinrich Heine)