Selbstliebe

Spiegelbild

Persönlichkeit und Selbstliebe hat häufig mit moralischen Werten, Glaubensmustern „wie die Dinge sein sollten“ und tief sitzenden Suggestionen, die wir von Eltern, Lehrern oder der Gesellschaft aufgenommen haben, zu tun. Diese Werte sitzen oft sehr tief, sodass schnell ein innerer Widerstand entsteht, wenn wir uns ihnen nähern.

Dem Thema Selbstliebe sollten wir uns sehr, sehr vorsichtig aber offen annähern und vor allem unserem Unterbewusstsein genug Raum geben, um sich langsam und mit wirklicher Überzeugung von alten Mustern zu lösen.

Auch wenn wir im christlichen Glauben erzogen worden sind, denken wir eigentlich nicht über den Inhalt des Gebotes „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ nach. Bedeutet das nicht, dass ich mich erst selbst lieben lernen muss, um auch meinen Nächsten zu lieben?

Im Elternhaus, in der Schule und in der Gesellschaft lernen wir, wie man sich anderen gegenüber verhalten sollte. Immer wieder wird uns gesagt, dass wir anderen respektvoll, tolerant, wertschätzend, liebevoll, aufmerksam, geduldig oder höflich gegenübertreten sollen.

Aber wer lehrt uns, wie wir mit uns selbst umgehen sollten?
Werden wir ermahnt, einmal etwas höflicher zu uns selbst zu sein?
Werden wir darauf aufmerksam gemacht, etwas toleranter gegenüber uns selbst zu sein?

Sich selbst zu lieben klingt für viele irgendwie ungut, nach Narzissmus, nach Egoismus, nach Schmuddel-Ecke. Auch nach unsozial und rücksichtslos.

Aber Selbstliebe ist sehr wichtig!

Selbstliebe bedeutet, sich selbst die gleiche Aufmerksamkeit und Wertschätzung zuzugestehen wie einem Freund, einem Familienmitglied oder einem anderen Menschen, den man gerne hat.

Sollten wir nicht unser eigener bester Freund sein?
Ein Freund, der uns fördert, der uns unsere Stärken aufzeigt, der uns lobt, wenn wir etwas geleistet haben?
Ein Freund, der uns tröstet, der uns motiviert, der uns auch mal verzeiht, wenn wir etwas falsch gemacht haben und uns Mut macht?
Ein Freund, der uns so annimmt, wie wir sind, der uns dabei helfen möchte, glücklich zu werden und das zu erreichen, was wir zu erreichen wünschen?

Lernen Sie sich selbst zu lieben. Hören Sie in sich hinein, welche Gedanken Ihnen beim Lesen des Textes in den Sinn gekommen sind.

Sie werden sehen wie schön und angenehm es ist, wenn man sich selbst ein Freund ist.

Selbstliebe

Wie schnell urteilen wir hart über uns selber:
Was hast Du denn da wieder für einen Mist gemacht…
Kannst Du nicht besser aufpassen, du Schussel…
Nun mach mal ein bisschen, viel Zeit bleibt nicht mehr…
Wie siehst Du nur aus… zu dick, zu dünn, zu faltig, zu alt, zu hässlich…

Das kennt wohl jeder. Wir gehen meist sehr rüde mit uns selbst um.  Aber wie können wir gedeihen, wenn wir uns ständig mit negativer Energie bombardieren, wenn wir uns unsere Fehler oder Defizite nicht verzeihen können?

Stattdessen sollten wir uns liebevoll zuwenden:
uns loben für die Dinge, die wir können,
uns wohlwollend im Spiegel betrachten und die schönen Seiten sehen.
Auch wenn ein Körperteil durch eine Verletzung oder eine Krankheit nicht funktionsfähig ist, dann seien Sie einfach nett zu ihm:
Loben Sie, wenn etwas besser geht als den Tag zuvor,
machen Sie Mut, wenn es mal wieder schlechter wird,
feiern Sie jeden Fortschritt,
seien Sie zufrieden, wenn sich nichts verschlechtert.

Wir lernen durch unsere Erziehung und unser Schulsystem meist nur unsere Fehler und Defizite kennen. Wir lernen sie ernst zu nehmen und bringen unser Selbstwertgefühl in Verbindung mit der Kritik an unserer Leistung oder unserer Person. Wären wir anders erzogen worden, hätten wir gelernt uns über unsere Fehler und Mängel zu freuen, denn sie sind es, die uns zu Erkenntnis und Lernerfolg führen. Kritik würde uns dann nicht schwächen sonder stärken.

Deshalb möchte ich Sie ermuntern jeden Fehler, jeden Mangel mit Freude anzunehmen, als Chance etwas in Zukunft besser zu machen oder einfach nicht wieder zu machen oder anders zu sein.

Lernen Sie sich selbst zu lieben so wie Sie sind, das ist kein Egoismus. Es ist vielmehr eine Vorbedingung dafür, dass Sie Liebe auf andere Menschen ausdehnen können. „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.“

Ohne Liebe kann nichts blühen und wachsen… weder Kinder noch Tiere noch Pflanzen…  und schon gar nicht wir selbst.

Spielen Sie die kommende Woche einmal Detektiv:
Spüren Sie Ihre negativen Gedanken auf. Stellen Sie diese infrage, suchen Sie Beweise dafür und dagegen, hinterfragen Sie sie (Ist das logisch? Ist das wirklich eine Tatsache?) Versuchen Sie sich selbst von der positiven Gegenseite zu überzeugen. Malen Sie sich den schlimmsten Fall aus und fragen Sie sich dann, ist das wirklich so schlimm?