Haus-FRIEDEN

hausfrieden

Sie kennen das vielleicht aus der eigenen Hausordnung:
Jeder ist verpflichtet den Hausfrieden einzuhalten. Dazu gehört u.a. keinen Lärm machen, Wände nicht beschmieren, Balkonblumen nicht auf den Nachbarbalkon fusseln lassen, nicht die Tischdecke oder das Staubtuch auf Frau Nachbarin entleeren, den Nachbarn nicht belästigen, beschimpfen oder gar tätlich angreifen, etc.
Wer den Hausfrieden bricht, kann gekündigt werden.

Wer im eigenen Haus wohnt, hat die Nachbarn am Gartenzaun ebenso zu behandeln. Da kommt noch hinzu, dass die Büsche nicht überhängen dürfen, die Hecke nicht höher als zwei Meter hoch sein darf, die Video-Überwachung nicht Nachbars Haustür erfassen darf, uvm.

Friede mit den Nachbarn zu halten, ist nicht ganz einfach, wie wir schon aus vielen Sprüchen aus anderen Zeiten ersehen können.

„Erst nach dem Nachbar schaue, sodann das Haus dir baue!
Wenn der Nachbar ist ein Schuft, so baust du dir eine Totengruft.“
Friedrich Rückert

„Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“
Friedrich Schiller

„Denn ein schlechter Nachbar ist eine so große Plage, wie ein guter ein Segen ist.“
Hesiod

Es gibt auch Ermahnungen, wie man seinen Nachbarn behandeln sollte. Und wie fast immer gibt es zu den Ermahnungen gleich einen wichtigen Fingerweis, man könnte es auch Androhung einer Konsequenz nennen.

„Wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, der soll seinen Nachbarn freundlich behandeln.“
Mohammed

„Brennt des Nachbarn Wand, so bist du selber gefährdet.“
Plinius der Jüngere

Es gab also zu jeder Zeit Streit mit den Nachbarn. Wieder kommen wir zu dem Thema Respekt, Toleranz und Rücksichtnahme. Vielleicht ist auch eine Prise Höflichkeit angebracht.

Denkt immer daran:

„Ein Herz, das seine Worte nicht sorgfältig abwägt, lässt dich etwas aussprechen, was dein Nachbar niemals vergessen wird.“
Sprichwort der Ganda (Kulturgebiet in Ostafrika)

Aber wie singt Mary Poppins:

„Mit ’nem Teelöffel Zucker nimmst du jede Medizin angenehm und sehr bequem.“

In diesem Sinne:

Auf einen angenehmen Hausfrieden!

Nehmt euch an unseren Hunden ein Beispiel: Sie liegen friedlich zusammen in einem Körbchen, wärmen sich  und geben sich gegenseitig Rückendeckung.

Gegen emotionale Armut

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Am letzen Freitag versprach ich Ihnen ein Präventionsprogramm um emotionale Armut zu verhindern. Ich möchte Ihnen hier die Zutaten zu einem erfolgreichen Programm vorstellen. Egal ob im Kindergartenalter, in der Schule oder allgemein im täglichen Leben, je mehr Zutaten bekannt sind und gebraucht werden, desto friedlicher, weltoffener und zufriedener werden die Menschen werden.

Wer einen guten Kuchen backen will, muss bekanntlich sieben Sachen haben. Für ein erfolgreiches Programm gegen die emotionale Armut brauchen wie nur drei wichtige Säulen: die emotionale Fähigkeit, Gefühle zu erkennen und zu benennen, die kognitive Fähigkeit, den Problemen des Lebens positiv und mit dem Willen sie zu lösen gegenüber zu treten und die kommunikative Fähigkeit, nonverbal Zeichen zu erkennen und verbal seine Vorstellung klar zu formulieren, zu zuhören und Kompromisse schließen zu können.

Hört sich eigentlich ganz einfach an, nur wo lernen wir das?

Wer viel Glück hat, erlernt die Fähigkeiten bereits in der Ursprungsfamilie. In vielen Familien wird aber kein Wert darauf gelegt, dass aufkeimende Gefühle erkannt, benannt und ernst genommen werden. Ist ein Junge weinerlich, folgt der Spruch: Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Mädchen dürfen zwar weinen, müssen aber „lieb“ sein und sich nicht wehren. Bevor Kinder ihre Gefühle richtig wahrnehmen, werden sie durch übergestülpte gesellschaftliche Normen reglementiert. Es wird erwartet, dass die Gefühle totgeschwiegen werden und man funktionieren muss. Wer sich selbst nicht versteht, wie soll der die Regungen und Gefühle anderer verstehen?

Wer schon nicht die eigenen Gefühle erkennt, der ist wahrscheinlich auch nicht in der Lage die Heftigkeit eines Gefühls einzuschätzen. Wenn ein Kind so richtig zornig wird, dann kann es schon einmal vorkommen, dass es dem anderen Kind einen Gegenstand über den Kopf zieht. Wenn dann Eltern nicht erklären, welche Schmerzen es dem anderen zugefügt hat, dann empfindet es kein Gefühl für sein Gegenüber und wird beim nächsten Mal wieder impulsiv und hart zuschlagen. Wenn die überzogene Handlung erkannt werden kann, kann auch eine angemessene erfolgen.

Am 28.10. habe ich mit der Biologie der Empathie beschrieben, wie anhand von Gesichtsausdrücken viele Menschen nachempfinden können, was ein anderer Mensch empfindet. Und das dies für unser friedliches Zusammenleben sehr wichtig ist. Allein an der Körperhaltung und am Blick können wir erkennen, ob ein Mensch aggressiv, devot oder selbstbewusst reagieren wird. Kann ich mich in einen anderen hineinversetzen, kann ich auch Lösungen finden, die für beide passen.

Ein erfolgreiches Präventionsprogramm könnte z.B. beinhalten:

  • Zum Beginn eines Tages abfragen, wie die Gefühlslage der Teilnehmer ist.
  • Emotionale Probleme thematisieren und gemeinsam nach Lösungen suchen. Viele Fragen stellen und sich in die Gemütslage des Berichtenden hineinversetzen.
  • Diskutieren lernen mit dialektischer Erörterung: These, Antithese, Synthese
    So wird erlernt zu einem Thema auch die Gegenargumente zu sammeln, zu verstehen und These und Antithese zu einer sinnvollen Synthese zusammen zu führen.
  • In Projekten die Kooperation stärken. Wenn alle unterschiedlichen, vorhandenen Fähigkeiten eingebracht werden, kommt man schneller zu einem besseren Ergebnis.
  • Lernen Kritik so anzubringen, dass sie nicht beleidigend oder herabwürdigend ist, sondern zu einem besseren Verständnis führt. Es hilft dabei den eigenen Standpunkt als „Ich“-Botschaft auszusprechen. Ich sehe… Ich empfinde… Ich fühle…
    Keine direkten Anschuldigungen oder aggressive Schlussfolgerungen ziehen, die es dem Anderen schwer machen Botschaften auf- und anzunehmen.
  • Beim Gespräch Blickkontakt aufnehmen, auf Körperhaltungen und Gesichtsausdruck achten.
  • Während des Tages immer wieder stressabbauende Tätigkeiten einfügen wie körperliche Bewegung, Entspannungstechniken wie Meditation, geführte Phantasiereisen, etc.
  • Den Tag beschließen, dass jeder seine Sorgen des Tages berichten und bewerten darf. Gemeinsam können kreative Wege besprochen und gefunden werden.
    Auf diesem Weg kann die Erkenntnis reifen, welches Gefühl hinter Verletzungen und Wut steckt und wie man mit Ängsten und Traurigkeit umgeht. So wird die Selbstverantwortung geschult, dass jeder Verantwortung für seine Entscheidungen übernehmen muss und Verpflichtungen eingehalten werden müssen.

Dieses oder ähnliche Programme führen zu mehr

  • Selbstsicherheit
  • Selbstbeherrschung
  • Rücksichtnahme (auch auf Schwächere)
  • Hilfsbereitschaft
  • Konfliktlösungsfähigkeit
  • Anteilnahme
  • Verantwortungsbewusstsein
  • Offenheit

In den USA gibt es seit einigen Jahren Schulen, die mit großem Erfolg die Lebenskunst-Schulungen (Self Science) anbieten.

Auch in deutschen Kindertagesstätten, Schulen, Universitäten werden vermehrt Schulungen der sozialen und emotionalen Kompetenz vorangetrieben. Argumente dafür sind u.a.( Quelle: Bildung von sozialen Kompetenzen in der Schule, Gisela Steins, Universität Duisburg-Essen, Fakultät für Bildungswissenschaften, 2014)

„Soziale Kompetenzen stehen heute nicht mehr im Mittelpunkt der Erziehung; Disziplin bzw. die damit verbundenen Fähigkeiten sind out. Das bedeutet: Man kann nicht erwarten, dass Kinder bereit sind, diese Investition von sich aus zu tätigen.“

„Wir tun gut daran, diese Kulturtechniken weiterzugeben, denn von ihnen hängt ganz entscheidend die Zukunft unserer Gesellschaft ab. Viele negative Ereignisse der Menschheits-geschichte wären anders verlaufen, hätten die Beteiligten fundierte Kenntnisse und Fähigkeiten eines angemesseneren Umgangs miteinander zur Verfügung gehabt.“