Mein Image und Ich

Jeder hat ein Bild von sich, eine Vorstellung von dem, was er ist: mathematisch,  handwerklich begabt, musisch, überdurchschnittlich intelligent  oder… ungeschickt, dumm, unsportlich,…

Es gibt ein inneres Bild, das wir von uns geformt haben und lieben oder auch hassen. Es gibt sicher zusätzlich ein Bild, dem wir nach außen Ausdruck verleihen wollen, das wir der Welt zeigen.

Selbst wenn wir wissen, dass wir schüchtern und sensibel sind, werden wir unseren Chefs, Kollegen oder Kunden das Bild des durchsetzungs-fähigen, kühl entscheidenden und sachlichen Menschen vorspielen.

Wir erschaffen uns ein „Image“, von dem wir möchten, dass es uns unverwechselbar charakterisiert, so wie wir sein möchten.

In der Pubertät haben wir ausprobiert, welche Verhaltensweisen bei anderen wie ankommen. Es wird erkundet, wie die anderen über uns denken, was sie von uns halten. Wir wollen wissen, ob wir gut aussehen, ob wir sympathisch wirken. Vor allem wollen wir uns gegen unsere Eltern und die ältere Generation abgrenzen und zu unserer „Clique“ auch äußerlich zugehören.

Aufbegehren, Austesten und von Anderen Erfragen macht aber nicht frei.

Gerade, wenn man sehr verletzlich ist, gibt man sich draufgängerisch, aggressiv. Denn „Angriff ist die beste Verteidigung“ haben wir doch gelernt.

So lebt man im Widerspruch Inneres gegen Äußeres. Wenn wir gut sind, ist diese Spannung für andere nicht sichtbar. Dennoch ist sie vorhanden und macht etwas mit uns. Wir können uns auf Dauer nicht selbst belügen ohne Schaden zu nehmen. Unser Körper kann mit Krankheitssymptomen reagieren, wenn die Spannung in uns zu groß ist.

Nur wir selbst können wissen, wer wir sind und inwieweit unser Selbstbild von unserem Image abweicht.

Nur wir selbst können diesen Unterschied erkennen, wenn wir bereit sind uns schonungslos und vorurteilsfrei in uns hineinzuschauen.

Niemand kann uns sagen, was uns gefallen soll, wen wir lieben, was wir beruflich verwirklichen können, was uns interessiert.

Der einzige Weg ist, sich selbst anzunehmen, wie man tief innerlich ist. Darin liegt Freiheit und Offenheit.

Bedenke, der Verstand schafft die Probleme, die Seele aber ist offen und frei, wenn wir sie nur lassen.

Selbstbild und Individualität

Eingebunden in die Leistungssysteme unserer Gesellschaft lernen wir schon in jüngsten Jahren zu unterscheiden, wer ist besser – ich oder du.

Unser Schulsystem verstärkt den Vergleich mit den Mitschülern. Da geht es nicht darum, Begabungen zu fördern, sondern Leistungen zu vergleichen. Das hat nichts mit einer vernünftigen Lernzielkontrolle gemeinsam.

Das Vergleichen setzt sich in der Freizeit fort wie z.B. im Sport. Es wird verglichen, aus welcher Familie wir kommen. Dann spielen die Statussymbole eine herausragende Rolle. Das Haus muss größer, schöner, mit Designer-Accessoires etc. ausgestattet sein. Das Auto in der Garage muss PS stark und beeindruckender als das des Nachbarn sein. Wie in einer Werbung karikiert wird: mein Haus, mein Auto, meine Yacht,… Alles muss perfekt sein.

Das Selbstbild hält dann oft den eigenen Ansprüchen nicht stand.

So wie die hübsche junge Frau für die es überlebenswichtig wurde immer perfekt auszusehen. Obwohl sie von ihrem Freund die Bestätigung bekam, liebenswert zu sein, sah sie bei sich nur die Mängel. In ihren Augen war sie zu dick, zu klein, nicht hübsch. Alles musste bevor sie ihr Haus verließ „überarbeitet“ werden: gekleidet nach der neuesten Mode (natürlich vom In-Designer), perfekt geschminkt. Ihr Zuhause war  ebenfalls perfekt: immer alles farblich aufeinander abgestimmt, immer die neueste Wohnungseinrichtung. Das ging ganz schön ins Geld. Sie glaubte, das würden ihre Freunde von ihr erwarten sonst wäre sie nicht akzeptiert und minderwertig. Sie war eine Marionette ihres eigenen Selbstbildes, ihrer Minderwertigkeitsgefühle und ihrer eigenen Ansprüche.

Vielleicht überzogen dargestellt, aber ein bisschen kann sich wahrscheinlich jeder darin erkennen.

Wir versuchen über unser Selbstbild und deren Inszenierung unsere Bedeutsamkeit im sozialen Umfeld darzustellen.

Müssen wir denn wirklich bedeutsam oder besonders sein? Ist es nicht viel besser unseren individuellen Kern zu entdecken und einfach der zu sein, der wir sind, unsere Gefühle und unser Denken auszudrücken?

Ein Risiko birgt die Individualität allerdings in sich: wir laufen Gefahr, gesellschaftlich nicht anerkannt zu werden. Einige unserer Zeitgenossen werden sich sogar provoziert fühlen und aggressiv darauf reagieren.

Wer nicht herausragend sein will, der ist in ihren Augen schon etwas Besonderes. Wer einfach sein will, der wird in unserer komplexen Gesellschaft anecken. Wer nicht provozieren will, sondern nur sagt, was er fühlt, der wird als Provokateur gesehen.

Denn in einer Welt der Lüge wird die Verlogenheit anerkannt und die Wahrheit mit panischer Angst gemieden.

Individuell Leben nach einem wahrhaftigen Selbstbild heißt, die Meinungen der anderen nicht beachten, den Weg gehen, der aus unserem tiefsten Inneren für uns richtig ist, anerkannte Wege verlassen, uns selbst entdecken und eigenständig handeln.

Einfach individuell sein, weil wir so sind, wie wir sind.