Die Freiheit des Alleinseins

Alleinsein

Wo wir auch sind, wohin wir auch gehen, was wir auch fühlen, was wir auch denken, wir sind immer allein.

Eine Erkenntnis, die den meisten von uns Angst macht. Alleinsein, dass scheint etwas Widernatürliches zu sein. Steht nicht schon in der Bibel „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“?

Ich glaube, dass unsere Angst vorm Alleinsein schon sehr alt und vielleicht sogar von einer Art Ur-Schuld gesteuert wird. Wie Tiere, die besser im Rudel jagen, hat der Mensch im Laufe seines Erdendaseins gelernt, dass es manchmal besser und einfacher ist, sich zusammen zu schließen.

Dennoch komme ich immer wieder zu der Erkenntnis, dass jeder am „Ende des Tages allein schlafen muss“. Verstehen Sie das bitte auch als Metapher.

Wir müssen unseren ersten Atemzug auf Erden allein ausführen. Jede Prüfung in unserem Leben müssen wir allein durchstehen. Jede Krankheit trifft nur uns allein, nur wir können sie auch besiegen. Und am Ende des (Lebens-)Tages gehen wir ganz allein von dieser Welt und treten ganz allein vor unseren Schöpfer.

Ich gehöre zu den Menschen, die sehr gern allein mit sich sind. Ich genieße die Freiheit, meinen Rhythmus zu leben, meine Gedanken zu verfolgen, meine Erkenntnisse zu machen, mich selbst besser kennen zu lernen, über Gott und die Welt nachzudenken ohne Beeinflussung von außen.

Tatsächlich sind die meisten Mitglieder unserer Gesellschaft auf der Flucht vorm Alleinsein. Die einen flüchten sich in die Arbeit, füllen ihren Kalender mit fragwürdigen Alltagsverpflichtungen, die anderen suchen sich andere, in Freundschaft, Ehe, Familie, religiösen Gemeinschaften, in Sportvereinen, vergnügen sich in Filmen, Theater, Konzerten, machen abenteuerliche Urlaube.

Bloß keine Ruhe, bloß keine Stille.

Wir sehnen uns nach Ruhe, Entspannung und finden doch nur Krach und Hektik.

Wir sind Meister in der Ablenkung von unserem wirklichen Leben geworden. Wir brauchen die anderen um uns nicht mit uns selbst auseinander setzen zu müssen. Wir schieben lieber Verantwortung auf andere ab. Sie sagen uns, was wir denken sollen, was wir glauben sollen. Dann sind wir auch nie schuld, sondern haben immer einen Schuldigen zur Hand. Wenn wir nicht glücklich werden, dann sind es immer die Umstände, die anderen, nie wir selbst.

Warum?

Ist uns noch nie die Erkenntnis gekommen, dass egal wohin und wie weit wir laufen, das Ziel immer wir selbst sind. Wir kommen immer wieder bei uns selbst an.
Ist es da nicht sinnvoll, uns selbst besser kennen zu lernen, zu erforschen, wer wir sind, was wir glauben, was wir wollen?

Fragen Sie sich doch am besten heute noch:

  • Warum erwarten Sie Verständnis und Liebe von anderen und nicht von sich selbst?
  • Warum vertrauen Sie der Meinung und Aussagen anderer mehr als ihren eigenen?
  • Warum glauben Sie, dass Sie Ihr Leben nur mit Hilfe anderer meistern und bewältigen können?
  • Warum suchen Sie die Antworten auf wichtige Fragen Ihres Lebens lieber anderswo und nicht in sich selbst?
  • Wie viel Zeit nehmen Sie sich täglich um das glückliche Alleinsein zu üben?

Überlegen Sie sich:

  • Wie oft sind Sie aufgrund wohlgemeinter Ratschläge von anderen in einer Sackgasse gelandet?
  • Wie oft sind Sie in eine ungewollte Abhängigkeit gestolpert, weil Ihnen jemand geholfen hat?

Sagen Sie sich:

  • Ich warte nicht darauf, dass andere mich lieben und anerkennen, sondern fange an mich selber zu mögen.
  • Je besser ich mich mag, desto weniger bin ich auf das Wohlwollen anderer angewiesen.

Die Angst vorm Alleinsein weicht dann einer großen inneren und in Folge davon einer äußeren Freiheit. Diese Freiheit resultiert daraus, dass wir anfangen das Leben zu betrachten, wie es ist, und nicht, wie es andere möchten, dass wir es sehen.

Stärke zeigen

lion

Kennen Sie Ihre persönlichen Stärken?
Haben Sie ein starkes Selbstvertrauen, eine hohe Selbstachtung?
Können Sie auf Andere Einfluss nehmen?
Besitzen Sie die Fähigkeiten, Hindernisse zu überwinden, Lösungen in die Tat umzusetzen, Andere mitzureißen?
Haben Sie ein fundiertes Grundvertrauen und eine optimistische, lebensbejahende Haltung zu Ihrem Leben?

Wenn Sie bis hierin alle Fragen mit Ja beantwortet haben, dann kann ich Ihnen nur gratulieren und Sie können das Lesen des Artikels beenden.

Meist existiert jedoch die eine oder andere kleine Schwäche.

Oft glauben wir, dass die mächtigen Menschen dieser Welt mit einem herausragenden Selbstbewusstsein und einer charismatischen Ausstrahlung schon geboren wurden.
Während wir „Normalos“ uns vielen Situationen des Lebens ohnmächtig ausgeliefert fühlen.

Oft lernen wir schon von Kindheit an uns angepasst zu verhalten, damit wir Mutti und Vati gefallen, damit wir keinen Ärger in der Schule oder später auf der Arbeit bekommen. Als Jugendlicher wollen wir uns in eine Gemeinschaft einpassen, mit ihr identifizieren. Nur in unserer Clique bekommen wir Halt, fühlen wir uns wohl und bringen das durch ähnliches Aussehen, ähnliches Verhalten und gleiche Meinungsäußerungen zum Ausdruck. Das setzt sich irgendwann in einer Vereins- oder Parteizugehörigkeit fort.

Als Ehefrau beugen sich viele dem Willen des Haushaltvorstandes und akzeptieren die Entscheidungen und Ansichten, ohne eine eigene Meinung zu vertreten.

All das hat zur Folge, dass wir uns mit faulen Kompromissen begnügen, unser Selbstwertgefühl angeknabbert wird und wir nur noch geringe Erwartungen und Forderungen an uns selbst stellen.

Manchmal versuchen Menschen diesen abwärts gerichteten Prozess mit materiellen Gütern und gesellschaftlichen Status zu kompensieren. Aber das Gefühl der Ohnmacht, der Fremdsteuerung werden sie damit nicht los. Ihre vermeintliche Kraft wendet sich nur auf das Äußerliche, während im Inneren sich die Trennung von Ihrer inneren Kraft weiter vollzieht.

Nehmen Sie Ihre Stärke selbst in die Hand!

  • Lernen Sie, Ihre eigene Meinung zu erkennen und stehen Sie für diese ein.
  • Nehmen Sie die kleinen Dinge des Alltags, die Sie vor sich herschieben, in Angriff und freuen Sie sich an den kleinen Erfolgen. Nehmen Sie diese Erfolgserlebnisse mit allen Sinnen auf, feiern Sie sie und erfreuen Sie sich daran.
  • Nehme Sie von der Vorstellung Abschied, dass Bescheidenheit im Sinne von Selbstverleugnung Ihrer Stärken eine Tugend ist. Stecken Sie nicht immer wieder für andere zurück.
  • Fragen Sie sich bei jeder vermeintlichen Bedrohung, ob es sich nicht eher um eine herausfordernde Chance handelt, sich selbst und der Welt zu beweisen, dass Sie das „in den Griff“ bekommen.

Ein positiver Rückkopplungsmechanismus wird in Gang gesetzt:

kleiner Erfolg – mehr Selbstwert
größere Herausforderung – größerer Selbstwert

Es folgen Zufriedenheit, Selbstvertrauen und Stärke.

Neugier, positive Erwartung und Selbstvertrauen

Neugier

„Ich war gestern ganz traurig, als ein kleines Mädchen (dritte Klasse) auf die Frage wie es in der Schule war, nur antworten konnte:
Es war so anstrengend. Ich schaffe es bestimmt nicht, in eine andere Schule zu kommen. Ich bin nicht gut, nur in Sport. Aber ich reite gerne, Trampolinspringen ist toll, dann war Schweigen. Dabei sollte sie nur mal sagen, was ihre Lieblingsfächer sind.
Ist das nicht schrecklich? Sie schaut nicht frohen Mutes in die Zukunft, sieht alles nur schwarz.
Wer hat diesem kleinen Mädchen das Vertrauen zuversichtlich in die Zukunft zu schauen geraubt und es durch die Angst unfrei werden lassen? Die Versagensangst wird sich unweigerlich durch das ganz weitere Leben ziehen, das Gefühl bleibt.“

schrieb eine Leserin meines Blog-Beitrages vom 20.03.2015.

Ich selbst höre wiederholt ähnliches Aussagen von Müttern und Großmüttern. Kommen Erstklässler schlecht gelaunt nach Hause, heißt es: „Die sind jetzt erschöpft und müssen sich erst einmal abreagieren und ausruhen.“

„Erschöpft“ – von was denn? Vom Stillsitzen, vom Konzentrieren?

„Abreagieren“ – muss man das nicht nur, wenn man frustriert ist, wenn einem etwas Unangenehmes passiert ist?

Weiter höre ich von Lehrern, dass die Kinder heute nicht mehr still sitzen können, dass sie müde in die Schule kommen, dass sie erst einmal in die Kuschelecke müssen.

Dabei sollte die Schule doch ein Quell der Neugier und Wissensbefriedigung und des Wissenserwerbs sein.

Gleichgültig, ob wir nun über Schüler, Studenten oder die arbeitende Bevölkerung reden, wichtig sind drei Dinge:

Wenn wir mit Neugier eine Aufgabe angehen, mit einer positiven Erwartung auf die Lösung hoffen und mit Selbstvertrauen an die Bewältigung der Aufgabe herangehen, werden wir wahrscheinlich zu einem positiven Ergebnis kommen. Wie in einer Aufwärtsspirale führt die Lösung der Aufgabe zu mehr Selbstbewusstsein, was wiederum die Neugier und die Lust auf weitere Aufgaben anheizt.

Gehen wir dagegen mit negativer Erwartungshaltung und Angst an neue Aufgabenstellungen heran, haben Selbstzweifel, ob wir die Aufgabe bewältigen können, dann ist die Situation nur belastend und wir versuchen die Situation möglichst zu vermeiden und werden die Aufgabe sicher nicht lösen. Was weiter zu mehr Angst und negativer Haltung führt.

Sind wir sehr lange großem Stress ausgesetzt, erhöht sich das Risiko einer depressiven Verstimmung. Wobei Stress nicht nur durch Überforderung sondern auch Unterforderung ausgelöst werden kann. Wir reden gern über überforderte Manager oder Schüler und Studenten. Aber auch Arbeitslosigkeit, längere Phasen von Einsamkeit und gesellschaftlicher Isolation (wie Mobbing) können als äußeres Ereignis depressive Stimmungen hervorrufen.

Wenn wir dann auch noch durch Lehrer, Dozenten, Chefs oder im familiären Umfeld erfahren, dass wir wenig eigene Kontrolle über unser Leben haben, dann kann es passieren, dass wir fest an folgende Dinge glauben:

Das war mein Fehler.
Ich bin nicht gut genug.
Es wird nicht gut gehen.
Da kann ich nichts machen.

Denken Sie doch besser wie die Kölner und bitte vermitteln Sie das auch Ihren Kindern:

Et kütt wie et kütt und et hätt noch emmer joot jejange.
(Es kommt wie es kommt und es ist noch immer gut gegangen.)

Selbstvertrauen

Sich selbst zu vertrauen bedeutet, uns selbst kennen zu lernen, uns selbst wahr und ernst zu nehmen.

Dazu müssen alle Hindernisse oder Blockierungen aus dem Weg geräumt werden, die uns daran hindern uns selbst zu erkennen und anzunehmen.

Es ist notwendig sich mit Verletzungen aus der Vergangenheit zu beschäftigen und leider müssen wir auch damit rechnen, dass dabei schmerzvolle Erfahrungen wieder in unser Bewusstsein dringen.

Hatten Sie irgendwelche Erlebnisse in Ihrer Vergangenheit, die Angst, Groll, Wut erzeugt haben?

Oder eher wundervolle Erfahrungen mit Menschen, die Sie geliebt, gefördert, unterstützt haben?

Versuchen Sie sich an diese Erlebnisse und Erfahrungen aus Ihrer Kindheit, Jugend und Ihrem bisherigen Erwachsenleben zu erinnern.
Stellen Sie sich z.B. vor, Sie möchten mit einem Heißluftballon hoch aufsteigen. Jede negative Erinnerung hält Sie jedoch mit einem Sandsack am Boden fest, für jede positive Erinnerung dürfen Sie einen Sandsack abwerfen. Wie hoch kommen Sie?

Im übertragenen Sinne können Sie erkennen, wie Groll, Wut, Hass Sie am Boden hält. Es wäre wohl an der Zeit, diese Erlebnisse aus Ihrem Leben zu verbannen und dem Verursacher zu vergeben.

Wenn Sie die Hindernisse und Blockierungen aus der Welt schaffen, dann sind Sie wieder offen mit allen Sinnen wahr zu nehmen. Sie können ohne Zensur Schönheit oder Hässlichkeit, Einfachheit oder Schwierigkeit, Lob oder Tadel, Angenehmes oder Unangenehmes  auf sich zukommen lassen und durch sich hindurchfließen lassen.

Sie werden erkennen, dass Sie nicht nur geben, sondern Ihnen auch viel gegeben wird. Vielleicht erwächst daraus eine Dankbarkeit. Sie können dem Leben und sich selbst vertrauen.

Nächsten Freitag an dieser Stelle: Seien Sie nett zu sich!