Kann man „Glücklich-Sein“ erlernen?

Meine Großmutter zitierte gern Bibelsprüche. Einer davon war „Wer bittet, dem wird gegeben, wer suchet, der findet und wer anklopft, dem wird aufgetan.“ (Matthäus 7:8)

Was hat das nun mit der Suche nach dem Glück zu tun?

Glück kommt nicht von allein, sondern man muss etwas dafür tun!

Aber was? Da ist es gut, wenn man ein bisschen besser versteht, was die Menschen glücklich macht.

Vielleicht kennt der eine oder andere die Maslowsche Bedürfnispyramide. Sie ist eine sozialpsychologische Theorie des US-amerikanischen Psychologen Abraham Maslow und beschreibt menschliche Bedürfnisse und Motivationen und versucht, diese zu erklären.

Maslow stellte fest, dass manche Bedürfnisse Priorität vor anderen haben. Luft und Wasser brauchen wir zum Beispiel dringend, ein neues Auto dagegen nicht.

Er ordnete Bedürfnisse nach 5 größeren Kategorien, beginnend mit den Grundbedürfnissen bis hin zu den kognitiv und emotional hoch entwickelten menschlichen Bedürfnissen (Essen-Trinken-Schlafen-Fortpflanzung, Sicherheit, soziale Kontakte, Ansehen, Selbstverwirklichung).

Die ersten vier Kategorien unterteilt er in Mangelbedürfnisse und die letzte in unstillbare Bedürfnisse.

In seiner Theorie führt die Nichtbefriedigung der Mangelbedürfnisse zu physischen oder psychischen Störungen (z. B. mangelnde Ernährung zur Schädigung der Gesundheit, mangelnde Sicherheit zu Ängsten und Traumatas, mangelnde soziale Kontakt zu emotionalen Störungen).

Die unstillbaren Bedürfnisse können, wie ihr Name das schon sagt, nie wirklich befriedigt werden. Viele können schlicht und ergreifend gar nichts mit dem Begriff Selbstverwirklichung anfangen. In den Illustrierten ist eine Definition „Frauen und Arbeiten = eigenes Geld“ zu finden, für Männer eher der Luxus wie in der Werbung „mein Auto, mein Haus, meine Yacht“.

Was man im Leben immer wieder beobachten kann und wie es im Lieblingslied meiner Großmutter heißt: „je mehr er hat, je mehr er will“.

Zurück zum Eingangszitat, nicht jedes Bedürfnis kann man selbst befriedigen, sondern ist manchmal darauf angewiesen zu bitten, zu suchen und anzuklopfen. Und genau diesen Weg  „zu bitten, zu suchen und anzuklopfen“ kann man erlernen.

Und gleich noch eins vorweg: das eigene Geld, der Luxus sind keine guten Bausteine zum Glück. Sie schaden nicht, sie nutzen allerdings auch nicht in dem Ausmaß wie viele sich das vorstellen.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes am Max-Planck-Institut für Ökonomik untersuchten Forscher die empirischen Zusammenhänge zwischen subjektivem Wohlergehen und wichtigen Lebensereignissen der Menschen.

Die Daten basieren auf Angaben, die die Befragungsteilnehmer über mehr als fünfzehn Jahre hinweg regelmäßig zu ihrem subjektiven Wohlbefinden anhand einer detaillierten psychometrischen Skala machten.

Darüber hinaus gaben sie Auskunft über Faktoren wie Einkommen, Familienstand, Gesundheit oder beruflichen Erfolg.

In dieser Untersuchung stellten die Forscher zwei Zusammenhänge fest:

Menschen erleben nach einer Steigerung des eigenen Wohlbefindens auch positive Veränderungen der anderen Faktoren. Wer glücklicher wurde, konnte in der Folge auch über bessere Gesundheit und höheres Einkommen berichten.

Erstaunlich ist das Ergebnis, dass dies im Umkehrschluss aber nicht der Fall ist, denn positive Veränderungen in den Bereichen Einkommen, beruflicher Erfolg, Gesundheit, Familienstand führten in den Jahren danach zu sinkendem Wohlbefinden.

Dieses Phänomen ist in der Forschungsliteratur als hedonische Anpassung bekannt.

Oder:

Der Mensch gewöhnt sich an allem,
(an positive wie negative Lebensereignisse)
auch am Dativ.
(daran gewöhne ich mich wohl nie)