Freiheit, die ich meine

Was ist Freiheit, wo fängt sie an, wo hört sie auf?

Ist Freiheit die Möglichkeit ohne Zwang zwischen Alternativen zu wählen und zu entscheiden? Bin ich also frei, wenn ich über mich selber bestimmen kann?

Was passiert aber, wenn ich mit meiner Freiheit einen Anderen einschränke, seine Freiheit also beschränke, so dass er nicht mehr frei entscheiden kann, weil ich dann einen Zwang auf ihn ausübe. Hört da auch meine Freiheit auf?

Ist Freiheit damit nur relativ zu sehen, wenn man Gemeinschaften betrachtet? Wer regelt das Miteinander? Brauchen wir dazu Gesetze und Moral?

Ist Freiheit somit ohne Einschränkungen keine Freiheit mehr?

Nur ein paar Fragen … und schon ist uns klar, dass es mit der Freiheit nicht so einfach ist. Große Philosophen haben sich damit beschäftigt mit vielfältigen Sichtweisen das Thema beleuchtet. Wie immer möchte ich mich hier nicht mit den „Großen“ messen, sondern „nur“ ein paar persönliche Denkansätze zu alltäglichen Situationen aufzeigen.

Es ist schon nicht einfach einen Anfang zu finden.

Fangen wir bei Adam und Eva an (sprichwörtlich), so kennen wir die Geschichte, dass die Entscheidung vom Baum der Erkenntnis zu essen, mächtig in die Hose gegangen ist. Also kein so gutes Beispiel für die Freiheit. Oder doch? Wir haben ja die Möglichkeit mit einem neuen Bekenntnis  das Fehlverhalten zu revidieren, zu einem positiven Ausgang für die Bekennenden zu führen.

Bleiben wir aber vielleicht doch besser bei den kleineren Entscheidungen.

Stellen wir uns einmal vor, wir haben eine nette Frau oder einen netten Mann gefunden, mit dem wir unser Leben verbringen möchten. Dann stellt sich fast immer die Frage: Kinder, ja oder nein?

Da gibt es viele Dinge vorab zu klären.

Warum wollen wir Kinder? Wollen wir beide Kinder? Sind wir bereit für die veränderten Lebensumstände? Wie werden wir alles zeitlich und finanziell stemmen? Wie wird sich unser Leben verändern?

Gut, ich glaube, dass die Paare, die diese Überlegungen anstellen zu einer verschwindenden Minderheit zählen. Meist ist da doch wohl eher ein „Überraschungseffekt“ im Spiel, Trieb = Sexualhormone oder Unfall genannt. Aber zur Freiheit wäre eine bewusste Entscheidung wichtig.

Dann kommt noch unser Staat ins Spiel. Für unseren Staat ist es offensichtlich existentiell viele Kinder sprich Neubürger/Wähler zu haben. Also subventioniert er das Kinderkriegen in einem von ihm festgesetzten Ausmaß.

So, wie die Milchproduktion, die Aussaat von Mais und Raps subventioniert wird, bekommen die zukünftigen Eltern finanzielle Anreize Kinder für den Staat, pardon für die Gesellschaft, zu bekommen. Da das nicht genug ist, werden auch noch gleich alle anderen, also die keine Kinder kriegen wollen oder können (das soll es auch geben), bestraft. Die Anderen, die sich außerhalb der Wünsche des Staates bewegen, müssen die Zeche bezahlen.

Handelt es sich hier noch um Freiheit?

Wäre Freiheit nicht, dass die Kinderlosen, ob gewollt oder ungewollt, ihr Alter selbst planen und, die mit Kindern, sich von denen im Alter betreuen lassen?

Ich weiß, dass ich ein sehr emotionales Beispiel für die freie Entscheidung und somit für die Freiheit gewählt habe. Bewusst, weil ich mir wünsche, dass es zum Nachdenken über das Thema Freiheit anregt.

Vielleicht hat der eine oder andere Lust ein bisschen tiefer in das Thema Freiheit einzusteigen. Ich werde Ihnen dazu in weiteren Blog-Beiträgen andere hochexplosive Denkansätze liefern.

Einen interessanten Beitrag habe ich vor kurzem in der Zeitschrift „Die Welt“ gelesen, geschrieben von Reinhard K. Sprenger. Nachzulesen unter: http://www.welt.de/print/die_welt/debatte/article116363087/Freiheit-die-ich-meine.html

6 thoughts on “Freiheit, die ich meine

  1. Naja, die staatlichen „Subventionen“ sind zwar nett, aber um eine Familie zu versorgen braucht es schon mehr und es kann auch nicht alles nur in Geld gemessen werden. Das eigene Ego immer wieder hintenanstellen, sich in Rücksichten üben und Verantwortung übernehmen, sich von Ämtern, Schulen und anderen Institutionen gängeln lassen, in Krankheit und Kummer zusammen zu stehen, um dann die Kinder als selbstständige Mitglieder in die Gesellschaft zu entlassen, wenn man selber längst vergessen hat, was „Freiheit“ für einen selbst eigentlich bedeutet.
    Ich denke, es geht nicht darum, dass sich Kinderlose gegen Familienmenschen, Arbeiter gegen Rentner, Raucher gegen Sportler oder Tierschützer gegen Fleischesser gegenseitig das Gute und das Schlechte vorrechnen, sondern es geht darum, dass wir uns alle als Menschen sehen sollen, die sich in einem freien Land die Freiheit nehmen dürfen den eigenen Lebensentwurf zu realisieren und ein Aufrechnen macht keinen Sinn, weil jeder Lebensentwurf seine eigenen Vor- und Nachteile hat.
    Lieben Gruß

    • Da haben Sie vollkommen Recht, es geht nicht darum etwas gegeneinander aufzurechnen, sondern viel mehr um den Respekt vor den Lebensentwürfen der Einzelnen.

      Wie Lord Ralf Dahrendorf, ein bedeutender Gesellschaftswissenschaftler der Gegenwart es ausführte, ist die unverwechselbare Grundbedeutung von Freiheit, die Abwesenheit von Zwang und die Ermutigung zur Eigentätigkeit und -verantwortung.

      Könnte es nicht auch sein, dass wir uns gern hinter den „Ermutigungen“ des Staates zurückziehen wie vormals hinter Mutters Schürzenzipfel? (und dabei bitte nicht nur das angeführte Beispiel im Auge haben)

      Birgt das nicht die Gefahr der Gängelung? Die Sie ja wohl schon erfahren haben, in Ämtern, Schulen…

      Ich freue mich auf eine weitere Diskussion.

  2. „Vater Staat mischt sich in alles,
    selbst in die intimsten Dinge.
    Als ob der, der wirklich trauert,
    nicht auch so zum Friedhof ginge.“
    …sagte einst Heinz Erhardt bezüglich des 1. Novembers.

    Ja, es stimmt, unser System ist ein Steuerungssystem und kein Regelungssystem. Als Methematikerin kennen Sie sicher den Unterscheid zwischen Steuerungs- und Regeltechnik.

    Egal, welche Subventionen oder Steuerersparnisse uns die Politiker in die Tasche stecken, Menschen richten sich hinterher oft nicht mehr nach dem was sie wollen, sondern nur noch nach dem, was für sie am meisten bringt. Was selbstverständlich Blödsinn ist, aber von den System-Lenkern eben auch so gewollt wird. Dabei haben wir wirklich noch den Vorteil, uns in Freiheit „steuern“ lassen zu können, sozusagen das monetäre Zuckerl für ein bestimmtes Handeln einstecken zu können. Schlimmer wäre es, wenn es nur Strafen für das systemfeindliche Verhalten gäbe. Ich persönlich hoffe ja immer noch auf die Eigenverantwortung erwachsener Menschen.

    Ein Beispiel aus der Praxis: In Österreich gibt es für ledige Mütter ein paar Jahre fortgeführte Lohnzahlungen, sofern sie sich zu Hause um die Kinder (das Kind) kümmern wollen und damit sind sie oft besser gestellt, als verheiratete mit einem Alleinverdiener. Die Folge ist, geheiratet wird erst, wenn diese Zahlungen dann eingestellt werden und das ist oftmals erst nach dem dritten Kind.
    In der Statistik heißt es dann, alleinerziehende Mütter seien auf dem Vormarsch und deswegen müsse ihnen auch weiterhin geholfen werden!
    Wie gesagt, jede Steuerung steuert…
    Regeltechnisch wäre jetzt eine Gegensteuerung notwendig.

    Lieben Gruß

  3. Das ist ein sehr schöner Beitrag zum Nachdenken. Das Wort Freiheit wird häufig falsch benutzt, in Wirklichkeit ist es das Synonym heute für Egoismus geworden, damit die eigenen Vorstellungen durchgesetzt werden können. Nur mit gegenseitigem Respekt darf man den Freiheitsraum für sich in Anspruch nehmen. Wie heisst es so schön: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.

  4. Es ist schon so, dass man das Wort und die Freiheit nicht konkret definieren kann. Freiheit offenbart einen riesigen Raum zu Missbrauch, am schändlichsten, wie erwähnt in der freiheitlichen Einschränkung der Freiheit eines anderen.

    Dazu mein Beispiel:

    Schattenwirtschaft. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren öffentlichen Arbeitgeber und den Gesetzgeber.
    Von der Politik als Betriebsprüfungsleiter bis hin zum Ergebnis Steuernnehmer missbraucht und mir meine Freiheiten genommen. Mithin vom Gegner zum Macher befähigt.
    Vergleichbar so, als wie wenn ich auf Geheiß des Staates bei einem Gastwirt wegen Hinterziehungen dessen Tageseinnahmen zu pfänden habe und mich dieser Gastwirt dann aus Dankbarkeit und Sympathie zum Spanferkel essen einladen würde. Weiter noch, von diesem Gastwirt und anderen von mir verfolgten Arbeitgebern auch noch von diesen erwarten zu können, mich bei sich als Servicekraft oder dergl. einstellen zu sollen / zu müssen.
    Faktisch so, als wie für diesen Staat/Land (D/SN) Jahre lang dessen Forderungen eintreiben zu müssen und dann für meine gezeigte Loyalität für den Rest des Lebens in den Arsch getreten zu bekommen. Diese Freiheit habe ich nicht gewollt.

    kravder
    kravder@itmail.de

    • Das Beispiel kann ich leider nicht nachvollziehen. Es ist mir etwas zu verklausuliert.

      Es ist schon so, dass es keine absolute Freiheit gibt. Auf meinem schlauen Tischkalender hatte ich letzte Woche einen Spruch:“Um sich frei zu fühlen gibt es ein einfaches Mittel: Nicht an der Leine zerren!“ Ich finde ihn sehr passend, wenn auch nicht immer machbar. Wenn ich an einer Ordnung rüttele, dann kann es passieren, dass ich mit dieser in Konflikt gerate. Wenn nicht ab und zu gerüttelt wird, dann droht sich das System zu verstelbstständigen. Manchmal muss es eben sein.

      Aber Verbitterung bringt Sie nicht weiter. Verzeihen und Vergessen gehört auch zu einer persönlichen Freiheit. Viel Erfolg dabei.

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