Um den Weihnachtsbaum wurde immer ein großes Geheimnis gemacht. Wir Kinder durften nicht mehr in die Stube, weil ja der Weihnachtsmann kam, um den Weihnachtsbaum zu schmücken und die Geschenke unter ihn zu legen. Wir warteten in der Wohnküche darauf, dass endlich das Glöckchen uns zur Bescherung rufen würde. Auf dem Flur waren ab und an mächtige Schritte und ein wenig Rumpeln zu hören. Wir vermuteten den Weihnachtsmann und ich, als Jüngste (und als Frechste?), bin dann ganz schnell vor schlechtem Gewissen unter den Küchentisch gerutscht.
Der Traum
von Hoffmann von Fallersleben
Ich lag und schlief, da träumte mir
ein wunderschöner Traum.
Es stand auf unserm Tisch vor mir
ein hoher Weihnachtsbaum.
Und bunte Lichter ohne Zahl,
die brannten ringsumher;
die Zweige waren allzumal
von goldnen Äpfeln schwer.
Und Zuckerpuppen hingen dran,
das war mal eine Pracht!
Da gab‘s, was ich nur wünschen kann
und was mir Freude macht.
Und als ich nach dem Baume sah
und ganz verwundert stand,
nach einem Apfel griff ich da,
und alles, alles schwand.
Da wacht‘ ich auf aus meinem Traum,
und dunkel war‘s um mich.
Du lieber, schöner Weihnachtsbaum,
sag an, wo find ich dich?
Da war es just, als rief er mir,
„Du darfst nur artig sein,
dann steh ich wiederum vor dir;
jetzt aber schlaf nur ein!
Und wenn du folgst und artig bist,
dann ist erfüllt dein Traum,
dann bringet dir der heilge Christ
den schönsten Weihnachtsbaum!“