Die Biologie der Empathie

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Anhand von Gesichtsausdrücken können die meisten Menschen nachempfinden, was ein andere Mensch empfindet. Und das ist für unser friedliches Zusammenleben sehr wichtig.

Wie oft in der Forschung kommt jemand durch Beobachten, durch Forschen mit Tieren und durch Verletzungen oder mehr oder weniger gelungene Operationen beim Menschen auf neue Erkenntnisse. Die Forschung mit Tieren ist ein probates Mittel. So kam Leslie Brothers, Psychiater am California Institute of Technology, bei Versuchen mit Rhesusaffen auf empathisches Verhalten. In diesem Versuch brachte man Rhesusaffen bei, dass ein bestimmter Ton mit einem schmerzhaften Stromstoß verbunden war. Danach zeigt man ihnen, dass der Stromstoß zu vermeiden war, wenn sie einen Hebel betätigten. Danach setzte man zwei Affen in getrennte Käfige, zwischen denen nur eine Sichtverbindung bestand, aber kein Ton zu hören war. Dem ersten Affen wurde der Ton vorgespielt, dieser zeigte den Ausdruck von Angst. In dem Moment wie der zweite Affe den Gesichtsausdruck sah, betätigte er den Hebel, um den Stromstoß für den ersten Affen zu verhindern.
DAS IST EIN AKT DER EMPATHIE.

Man fand im Weiteren heraus, dass bestimmte Bereiche der Sehrinde mit bestimmten Bereichen des Mandelkerns verbunden sind und die Geste eines Gegenübers genau dort bewertet wurde. Die Emotionen eines anderen nachzufühlen macht es erst möglich, dass eine Gruppe von Affen friedlich zusammenleben kann.

Eine ähnliche Beobachtung wurde vom Psychologen Robert Levenson, Universität von Kalifornien, bei Ehepaaren gemacht. Die Ehepaare sollten erraten, was der Partner während einer hitzigen Auseinandersetzung empfindet. Dabei wurden die Ehepartner gefilmt und ihre Reaktionen wie Hautfeuchtigkeit, Herzschlag, Blutdruck, Atmung etc. aufgezeichnet.

Dann spielte man die Filme jedem Partner noch einmal getrennt vor. Diejenigen unter ihnen, die sich in das Empfinden und Gefühl des Partners hineinversetzen konnten und die Reaktion richtig bewerteten, hatten harmonische körperliche Reaktionen. Also, wenn der Herzschlag des Beobachteten sich in den ursprünglichen Aufzeichnungen verlangsamte, oder die Haut feucht wurde, reagierte der Beobachtende mit den gleichen Reaktionen.

Die Partner, die beim Ansehen des Filmes wieder reagierten wie in der Auseinandersetzung, lagen in der Bewertung der Empfindungen des anderen daneben.

Daraus wurde gefolgert, wenn das emotionale Gehirn eine starke Reaktion zum Beispiel Zorn oder Wut im Körper auslöst, ist die Empathie offensichtlich stark eingeschränkt. Empathie setzt voraus, dass man sich auf seinen Gegenüber einlassen kann, ohne die eigenen Gefühle Oberhand nehmen zu lassen. Nur dann kann das emotionale Gehirn die subtilen Signale des anderen Menschen aufnehmen und nachfühlen.

Eine Erkenntnis, die mich ein bisschen betroffen macht. Wie wird der egozentrische Lebensstil unserer modernen Gesellschaft damit umgehen? Müssen wir etwas ändern?

Warten wir bis zum nächsten Freitag.