Türchen 13

Entwicklungspsychologen sind sich einig, schon Kleinkinder kennen Empathie, Mitgefühl, Helfen, Teilen, Trost, Gerechtigkeit, Status und Bestrafung. Die Herzensbildung ist also früh vorhanden.

Wer mit 70 kein Herz hat, hatte es auch mit 17 nicht. In dem Falle müßt ihr euch nur die Umgebung (Eltern, Lehrer, Freunde) anschauen.

Eure Birgitt

Nobody is perfect – ich auch nicht

Was in Deutschland zurzeit über Politiker in den Medien abgeht, wie sich Politiker untereinander verhalten, wie überhaupt Menschen miteinander umgehen, lässt mich erahnen, wie viele Verletzungen im Leben so täglich, stündlich, minütlich passieren. Wie gedankenlos das Miteinander abläuft.

Ich bin kein Freund davon, zu behaupten, dass wir nur das gespiegelt bekommen, was wir selber sind und geben. Aber so einen kleinen Verdacht habe ich doch, dass es nicht ganz falsch ist.

Mein ganz großer Verdacht zielt allerdings auf etwas ganz anderes. Dazu muss ich etwas über mich erzählen.

Bevor ich mich selbständig machte, war ich lange Jahre als Führungskraft eines großen Münchner Unternehmens tätig. Nachdem mein Lebensalter eine 5 an der ersten Stelle hatte, war zu erkennen, dass mich viele Jüngere gern beerben wollten. Dazu gibt es subtile und auch nicht subtile Methoden um das Ziel zu erreichen. Um diese Kränkungen und Verletzungen aus meinem Leben zu schaffen, habe ich hart an mir gearbeitet. Und saß bisher auch dem Glauben auf, alles verarbeitet zu haben.

Letzte Woche traf ich mich mit einer Freundin und wir kamen so ins Gespräch über die Ereignisse um uns herum. Und siehe da, erwischt! Eine Äußerung von mir über das Schicksal meiner „Peiniger“ zeigt so deutlich wie es nur geht (nämlich die pure Schadenfreude auf meiner Seite), es ist immer noch ein Stachel in mir.

Und wie es im Leben oft ist, lief mir Byron Katie (natürlich nur symbolisch) in den letzten Tagen mehrmals über den Weg. Byron Katie ist die Gründerin der Methode „The Work“. The Work ist eine ziemlich einfach Methode, um zu erkennen, dass es nicht nur eine Wahrheit gibt. Jeder Mensch sieht eine Situation ja erst einmal aus seiner eigenen Sichtweise und glaubt fest daran, dass sei nun unumstößlich. Andere Beteiligte können aber dieselbe Situation ganz anders beurteilen.

So ist das eben auch bei einem Konflikt oder wenn man glaubt, es gäbe nur eine Lösung. Die Sichtweisen und/oder Gefühle der anderen Beteiligten werden nicht in Betracht gezogen. Muss doch jeder so empfinden wie ich! Oder etwa nicht?

Wenn man erkennt, dass die eigenen Gefühle und Denkweisen nicht die „allein selig machenden“ sind, dann kann man auch Bereitschaft zu einem Miteinander entwickeln und gemeinsame Lösungen finden.

Das setzt aber voraus, dass ich die Einsicht erlange, dass ich nicht perfekt bin.

Die Erkenntnis nicht perfekt zu sein, öffnet wiederum Tore, an sich selbst zu arbeiten und Verständnis für die anderen aufzubringen.

Da muss ich gleich noch ein Ereignis aus meinem angestellten Berufsleben berichten. Ziemlich zum Schluss meines Angestelltenlebens hatte ich eine jüngere Chefin, die jede Besprechung damit krönte zu sagen: Ich mache keine Kompromisse.

Daran denke ich sehr oft. Das ganze Leben und Zusammenleben ist eine lange Kette zeitlich aneinandergereihter Kompromisse. Ich hoffe für die ehemalige Chefin, dass sie irgendwann dazu gelernt hat und auch zu dem Ergebnis gekommen ist.

Abschließend gesagt, Hass und Kampf machen krank und hässlich. Das wirkt wie eine gemeine Droge, die süchtig macht und langsam das Gehirn vernebelt.

Besser ist es, an sich zu arbeiten auf dem Weg zu einem friedlichen und glücklichen Leben.

Am allerbesten wäre, wir würden schon bei unseren Kindern damit anfangen Mitempfinden und Empathie zu erwecken. Dann  müsste in der Schule die dialektische Diskussion ein Pflichtfach werden. Zur Erinnerung, Dialektik ist die philosophische Disziplin, in der gegensätzliche Standpunkte diskutiert werden, um am Ende zu einer befriedigenden Lösung zu gelangen.

Dann können wir unterm Strich wieder sagen:

Wie es auch sei, das Leben, es ist gut.
Johann Wolfgang von Goethe

Der FRIEDE in uns

Kommentare, die ich zu meinem  dem Frieden gewidmeten Adventskalender 2016 bekommen habe, haben mich zum Teil bewegt, zum Teil erschüttert. In meinem Jahresrückblick 2016 habe ich versprochen eine (nicht repräsentative) Analyse hier zu veröffentlichen.

Einige meiner Leser in den unterschiedlichsten sozialen Netzwerken konnten die Kommentare schon mitlesen. Ich möchte diese hier nicht zitieren, weder die zustimmenden, die ablehnenden, noch die aggressiven. Ich möchte Ihnen ganz allein meine Reaktionen darauf mitteilen.

Denn ich bin allein für meine Gefühle, meine Worte, meine Handlungen, meine Taten verantwortlich. Ich bin nicht verantwortlich für die Reaktionen anderer auf meine Worte. Ach ja, ich bin natürlich auch verantwortlich für meine Reaktionen auf die Reaktionen.

Da hilft dann manchmal nur wie meine Oma sagte, Abwarten und Tee trinken. Warum das? Wir alle neigen dazu, mit spontanen Antworten unseren „fiesen Neandertaler“ aus dem Rucksack zu holen.

Was, Sie haben keinen Rucksack und schon gar nicht einen fiesen Neandertaler?

Schauen Sie mal ganz genau nach, was Ihnen da im Rücken sitzt. Und wenn Sie sich einen Moment Zeit für einen Blick nach hinten nehmen, können Sie auch das kleine, bullige Männchen mit der Keule erkennen, der sofort bereit ist zuzuschlagen.

Also die Keule meiner Kommentatoren habe ich manchmal schon gespürt. Eine Spur Neid, dass es anderen besser gehen könnte, ohne sich angestrengt zu haben. Eine Spur Abneigung gegen anders Aussehende oder anders Gläubige. Eine Spur Unverständnis aus Unwissenheit. Aber auch die Angst, die Unsicherheit und das Unvermögen Auswege zu sehen.

Ich habe aber auch die stärkende Unterstützung gefühlt. Von Menschen, die sich einsetzen, von Christen ohne Scheu vor Moslems, von einer Pfarrei mit Kirchenasyl, von Frieden Träumenden, uvm.

Meine Intention zu Frieden ist einander verstehen, miteinander kooperieren, Aufrichtigkeit, Empathie, Herzensverbindung.

Große Worte! Aber wie kann das gehen?

Ereignisse nimmt jeder auf seine persönlich Art und Weise wahr und interpretiert sie. Jeder hat sein eigenes Verständnis darüber, wie er die Welt sieht, wie er die Welt gern hätte, wie er die Welt zum Funktionieren bringen würde, wenn er nur könnte. So haben wir zu jedem Ereignis auf der Welt viele, viele unterschiedliche Wahrnehmungen, mit unterschiedlichen Gefühlen und unterschiedlichen Bedürfnissen. Jeder sieht die Anderen auf der Welt mit seinen Augen und Vorurteilen.

Wie könnte ein Weg zu einem gemeinsamen Verständnis aussehen?

Zunächst muss ich mir selber klar darüber werden, was ich will. Diese Erkenntnis kann ich meiner Umwelt öffentlich zugänglich machen oder auch einfach als meine eigene Leitlinie für mich festhalten.

Ich sage das, was ich wahrnehme. Also erkläre ich meiner Umwelt, was ich aus den Ereignissen interpretiere, was ich dabei fühle, was meine Bedürfnisse dazu sind. Wenn ich meine Sichtweise, meine Gefühle, meine Bedürfnisse meinem Gegenüber artikulieren kann, kann ich mich meinem Gegenüber verständlich machen. Ich kann meine Gefühle, Bedürfnisse und auch meine Befürchtungen in eine Bitte an ihn verpacken.

Wenn in mir der Wunsch existiert, mein Gegenüber auch zu verstehen, kann mit dieser Bitte eine Unterhaltung zustande kommen, in der auch mein Gegenüber zu Wort kommt und seine Sichtweise, seine Gefühle, seine Bedürfnisse von mir gehört werden. Ein Gespräch kann entstehen, das beiden Seiten gerecht wird.

Wenn ich allerdings nur die Absicht bezwecke, meine Interessen durchzudrücken, dann bricht an dieser Stelle jeder Dialog ab.

Aber auch wenn es zu einem Dialog kommt, können wir auf keinen Fall die ganze Welt ummodeln und verändern. Wir können nur in unserem Umfeld beginnen und hoffen, dass dieser kleine Stein, den wir vielleicht ins Rollen bringen, zu einer großen Lawine anwächst.

Vielleicht können wir alle gemeinsam versuchen, den Weg einmal auszuprobieren und zwar hier, sofort und so wie beschrieben.

Sie werden sehen mit der Absicht im Herzen, einander zu verstehen und alle Bedürfnisse zu berücksichtigen, kann daraus eine echte Herzensverbindung entstehen!

 

Die Biologie der Empathie

emotionen

Anhand von Gesichtsausdrücken können die meisten Menschen nachempfinden, was ein andere Mensch empfindet. Und das ist für unser friedliches Zusammenleben sehr wichtig.

Wie oft in der Forschung kommt jemand durch Beobachten, durch Forschen mit Tieren und durch Verletzungen oder mehr oder weniger gelungene Operationen beim Menschen auf neue Erkenntnisse. Die Forschung mit Tieren ist ein probates Mittel. So kam Leslie Brothers, Psychiater am California Institute of Technology, bei Versuchen mit Rhesusaffen auf empathisches Verhalten. In diesem Versuch brachte man Rhesusaffen bei, dass ein bestimmter Ton mit einem schmerzhaften Stromstoß verbunden war. Danach zeigt man ihnen, dass der Stromstoß zu vermeiden war, wenn sie einen Hebel betätigten. Danach setzte man zwei Affen in getrennte Käfige, zwischen denen nur eine Sichtverbindung bestand, aber kein Ton zu hören war. Dem ersten Affen wurde der Ton vorgespielt, dieser zeigte den Ausdruck von Angst. In dem Moment wie der zweite Affe den Gesichtsausdruck sah, betätigte er den Hebel, um den Stromstoß für den ersten Affen zu verhindern.
DAS IST EIN AKT DER EMPATHIE.

Man fand im Weiteren heraus, dass bestimmte Bereiche der Sehrinde mit bestimmten Bereichen des Mandelkerns verbunden sind und die Geste eines Gegenübers genau dort bewertet wurde. Die Emotionen eines anderen nachzufühlen macht es erst möglich, dass eine Gruppe von Affen friedlich zusammenleben kann.

Eine ähnliche Beobachtung wurde vom Psychologen Robert Levenson, Universität von Kalifornien, bei Ehepaaren gemacht. Die Ehepaare sollten erraten, was der Partner während einer hitzigen Auseinandersetzung empfindet. Dabei wurden die Ehepartner gefilmt und ihre Reaktionen wie Hautfeuchtigkeit, Herzschlag, Blutdruck, Atmung etc. aufgezeichnet.

Dann spielte man die Filme jedem Partner noch einmal getrennt vor. Diejenigen unter ihnen, die sich in das Empfinden und Gefühl des Partners hineinversetzen konnten und die Reaktion richtig bewerteten, hatten harmonische körperliche Reaktionen. Also, wenn der Herzschlag des Beobachteten sich in den ursprünglichen Aufzeichnungen verlangsamte, oder die Haut feucht wurde, reagierte der Beobachtende mit den gleichen Reaktionen.

Die Partner, die beim Ansehen des Filmes wieder reagierten wie in der Auseinandersetzung, lagen in der Bewertung der Empfindungen des anderen daneben.

Daraus wurde gefolgert, wenn das emotionale Gehirn eine starke Reaktion zum Beispiel Zorn oder Wut im Körper auslöst, ist die Empathie offensichtlich stark eingeschränkt. Empathie setzt voraus, dass man sich auf seinen Gegenüber einlassen kann, ohne die eigenen Gefühle Oberhand nehmen zu lassen. Nur dann kann das emotionale Gehirn die subtilen Signale des anderen Menschen aufnehmen und nachfühlen.

Eine Erkenntnis, die mich ein bisschen betroffen macht. Wie wird der egozentrische Lebensstil unserer modernen Gesellschaft damit umgehen? Müssen wir etwas ändern?

Warten wir bis zum nächsten Freitag.

Liebe deinen Nächsten – wie dich selbst

mutter-und-kind

Um Wallungen von Zorn und Wut bändigen zu können, müssen wir erst einmal in der Lage sein die Gefühle, die dabei in uns aufsteigen, erkennen zu können.

Wie lernt man überhaupt seine Gefühle und die Gefühle seines Gegenübers wahrzunehmen?

Fängt ein Kind auf der Neugeborenen-Station an zu weinen, weinen die anderen gleich mit. Leid, und sei es nur Hunger oder eine volle Windel, steckt an. In der Krabbelgruppe holt sich ein Säugling von seiner eigenen Mutter Trost, wenn es gesehen hat, dass ein anderes Kind sich gestoßen hat und weint.

Mit ca. 1 Jahr beginnen Kinder zu begreifen, dass der Kummer ihres Spielkameraden nicht ihr eigener Schmerz ist. Eventuell ahmen sie den Schmerz des anderen nach, um selbst zu erleben, wie sich es sich anfühlt.

Noch ein bisschen später wird das Kind versuchen selbst zu trösten, indem es seine eigenen Spielsachen anschleppt, das leidende Kind in den Arm nimmt, mit ihm spricht, seine Hand hält oder die gleiche Leidensmine aufsetzt.

Vielleicht sind die Wurzeln dieses Verhaltens angeboren. Wir wissen aber durch viele Untersuchungen und Beobachtungen, dass ein großer Teil erlernbar ist. Ob sich ein Kind einem anderen zuwendet und Trost spendet oder ob es sich teilnahmslos abwendet hängt stark von dem Vorbild und der Erziehung der Eltern ab.

Eltern können ein Kind z.B. darauf aufmerksam machen, dass es durch ein „Fehlverhalten“ einem anderen Leid zugefügt hat: „Schau, wie traurig der kleine Junge ist, weil du ihm das Spielzeug weggenommen hast.“ anstatt „Das war ungezogen.“ Vorleben ist sicher noch mal so wichtig.

Studien haben gezeigt, dass Eltern und Kind sich wortlos mit Blicken über ihre Gefühle abstimmen. Mütter stellen sich oft intuitiv auf die Gefühlslage ihres Kindes ein. Wenn es fröhlich kräht, antwortet die Mutter in derselben Stimmlage und einem fröhlichen Gesichtsausdruck. Weint das Kind oder drohen nur Tränen wird die Mutter sich dem Kind zuwenden, beruhigend, leise und eindringlich mit dem Kind sprechen und es tröstend in den Arm nehmen.

Gefühle werden rational durch Worte ausgedrückt, viel wichtiger ist der emotionale Anteil, der durch Gestik, Gesichtsausdruck, Stimmlage und Modulation zum Ausdruck kommt. Wenn rationaler Teil und emotionaler nicht übereinstimmen oder die Eltern sich verweigern in das Gefühl des Kindes einzufühlen, ist die Reaktion des Kindes Bestürzung und noch mehr Schmerz und Kummer.

Schließlich kann das Gefühlsleben eines Kindes stark verwirrt werden. Wenn seine eigenen Gefühle nicht bestätigt werden, kann es auch nicht lernen, sie anzunehmen und seine Gefühle in der weiteren Zukunft zu erkennen. Erkennt es seine eigenen Gefühle nicht, kann es auch die Gefühle anderer nicht erkennen und auf sie reagieren.

Damit fehlt diesem Kind ein wichtiger Teil, der ihn für das Leben fit machen könnte. Freundschaften oder Liebesbeziehungen beruhen nun mal darauf, dass man sich in eine andere Person hineinversetzen kann.

Glücklicherweise sind wir ein Leben lang lernfähig. Wir können einmal erworbene Defizite später wieder korrigieren. Auch wenn die „Kosten“ dafür hoch sind. Es verlangt dem Veränderungswilligen sehr viel Energie ab. Der Lohn dafür kann dann ein ausgeglichenes und befriedigendes Gefühls- und Liebesleben sein. Und dafür ist doch kein Einsatz zu hoch, oder?

Wichtig ist, dass wir wirklich damit beginnen müssen uns selbst zu lieben und zu akzeptieren. Erst dann können wir uns mit Liebe und Mitgefühl unseren Mitmenschen zuwenden.

Wut-entbrannt und Hass-erfüllt?

neuroplastizitaet

Was macht uns eigentlich wütend? Wie entsteht aus einer „normalen“ Emotion die überbordende Wut? Wie kann Wut in Hass überschlagen? Was passiert da mit uns? Haben Wut und Hass in der evolutionären Weiterentwicklung eine Daseins-Berechtigung?

Fragen, die sich mir immer wieder stellen, wenn ich Nachrichten über Wutbürger, Amokläufer, aufgebrachte Menschenmengen, radikalisierte Demonstranten, etc. lese, höre oder sehe.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass es 4 Grund-Emotionen gibt, die jeder Mensch auf dieser Welt versteht: Furcht, Zorn, Trauer und Glück.

Wut und Hass gehören zu der emotionalen Kategorie „Zorn“, in der sich auch Empörung, Groll, Aufgebrachtheit, Entrüstung, Verärgerung, Erbitterung, Verletztheit, Verdrossenheit, Reizbarkeit, Feindseligkeit, aber auch im Extremfall Hass und Gewaltätigkeit befinden.

Finden wir nicht schon bei dieser Aufzählung Parallelen zu unseren Nachrichten?

Paul Ekman, ein amerikanischer Anthropholge und Psychologe, sagte zum Zorn: „Zorn ist die gefährlichste Emotion. Der ungebremste Zorn ist heute eines der großen Probleme, die die Gesellschaft zerstören. Unsere Emotionen haben sich in einer Zeit entwickelt, als wir noch nicht die Technik hatten, sie wirkungsvoll umzusetzen. Wenn man in vorgeschichtlichen Zeiten einen Wutanfall und einen Moment lang Lust hatte, jemanden umzubringen, war das nicht so einfach. Doch heute ist das ganz einfach geworden.“

Was läuft im Gehirn ab, wenn wir wütend werden?

Wenn wir etwas sehen, hören oder riechen sendet unser Gehirn einen Teil der Informationen direkt an den Mandelkern. Der Mandelkern ist der Bereich unserer emotionalen Erinnerungen. Er hat abgespeichert, ob wir uns zur Flucht oder zum Angriff rüsten müssen. Bevor sozusagen unser Verstand einsetzt, werden u.U. lebensrettende Maßnahmen sofort eingeleitet. Das ist ja auch notwendig, wenn wir einem gefährlichen Tier begegnen oder einer sonstigen gefährlichen Situation gegenüber stehen.

Erst danach wird die vollständige Information verarbeitet, unser „Verstand“ übernimmt die Kontrolle und korrigiert die vielleicht inadäquate Reaktion, in dem er sie neu beurteilt.

Überschäumende Emotionen des Mandelkerns werden im präfrontalen Kortex, also dem, was sich hinter unserer Stirn verbirgt, gezügelt. Dieser „Manager unserer Emotionen“ beauftragt  gleich eine „Kosten-Nutzen-Analyse“ aller erdenklichen Reaktionen und wählt den „Best-Case“ aus. Für den Best-Case haben wir Menschen ein großes Repertoire  zur Verfügung. Wir können beschwichtigen, überreden, um Sympathie werben, Schuldgefühle beim Gegenüber erzeugen, jammern, Verachtung zeigen, stören, behindern, verhindern, weglaufen oder angreifen.

Der Manager unserer Emotionen wird im Laufe eines Lebens geschult. Dabei hat unsere Kindheit einen wesentlichen Einfluss auf die Muster, die wir zur Reaktion auf Situationen zur Verfügung haben.

Die erste Lektion, die schon im Kleinkindalter gelernt wird, ist sich bei Aufregungen selbst beruhigen zu können. Säuglinge werden noch von den Eltern oder einer Betreuungsperson auf den Arm genommen und gewiegt, bis sie sich beruhigen. Dank dieser Erfahrung beginnt das Kind zu lernen, wie es dies auch allein erreichen kann.

Im Kindesalter können Eltern ihren Kindern weiter zeigen, wie man über seine Gefühle sprechen kann, dass emotionales „Fehlverhalten“ nicht gemaßregelt wird, sondern Problemlösungen angeboten werden.

Eltern oder Betreuer vermitteln also die wichtigsten Lektionen und bringen ihnen emotionale Gewohnheiten bei. So können sich die Verantwortlichen auf die emotionalen Bedürfnisse der Kinder einstimmen und diese befriedigen. Auch wenn eine Bestrafung notwendig wird, kann man dem Kind Empathie entgegenbringen und auf die Not des Kindes eingehen. Das ist auf jeden Fall wirkungsvoller, als die Not zu ignorieren und es durch Brüllen und Schlagen willkürlich zu bestrafen.

Im Kindesalter werden also schon die Schalter umgelegt, wie ein Mensch in seinem weiteren Leben reagieren wird. Glücklicherweise bleibt das menschliche Gehirn ein Leben lang lernfähig und kann alte Verhaltensweisen durch neue ersetzen. Das dauert dann aber ein bisschen länger und kann bis dahin viel Leid erzeugen.

Wenn ich kleine Geschichten aus meinem Umfeld höre, dann denke ich oft, was ist da bei der Erziehung schief gelaufen? Oder bin ich nur ein Traumtänzer, der nicht akzeptieren will, dass Wut und Hass zu unserem Leben dazu gehören?

Versucht einmal eure Gefühle zu erkennen und sie zu benennen. Wie drücken sich die Gefühle aus? Wie heftig sind sie? Wie könntet ihr anders damit umgehen? Versucht eure Impulse zu zügeln.

Was glaubt ihr, sind die nachfolgenden Reaktionen angemessen? Wer schädigt sich am meisten?

  • Ein älteres Ehepaar verkauft sein Haus,  das es schon seit über 40 Jahren bewohnt, weil im Nachbarhaus Asylbewerber eingezogen sind.
  • Mit Halbwissen werden Meinungen in sozialen Netzwerken verteilt, die bei genauerer Betrachtung nicht haltbar sind.
  • Verschwörungstheorien verbreiten Angst unter den Leichtgläubigen.
  • Vorm „Anderssein“, ob Glaube oder Äußeres, wird gewarnt und möglichst negativ ausgeschmückt, obwohl nicht eine einzige „Berührung“ zum Andersartigen stattgefunden hat.
  • Auf einem Klosterhof werden schwarze Kinder geschnitten. Man steht sogar auf, wenn diese sich auf eine Bank setzen.
  • Spielenden Kindern im Sandkasten wird von „weißen“ Müttern das Spielzeug aus der Hand gerissen und die eigenen Kinder weg gezogen.
  • Beim Erdkundeunterricht drehen sich alle zu dem einzigen farbigen Kind um, wenn über die Armut und das „primitive“ Leben gesprochen wird.
  • Bei der Wiedervereinigungsfeier halten junge Burschen Plakate hoch, auf denen steht „aus Ostpreußen vertrieben“. Nach Adam Riese ist das nicht möglich. Das können höchstens Eltern, eher Groß- oder Urgroßeltern sein.

Viel besser wären eine positive Einstellung zum Leben, Kommunikation, die Sichtweisen anderer verstehen und eine realistische Selbstwahrnehmung mit realistischen Erwartungen.

Lassen Sie uns in den nächsten Wochen damit arbeiten.

Engagierte Jugend

Pfadfinder

Jeden Tag sehe ich engagierte junge Menschen, die sich einsetzen für soziale Belange, für benachteiligte Jugendliche, für Behinderte, für alte und kranke Menschen.

Heute lobte unsere Kanzlerin Angela Merkel das bürgerschaftliche Engagement unserer Gesellschaft und sah ebenfalls den Wandel aus der „Null-Bock“-Haltung.

Das bestätigt meine Sichtweise über eine Jugend, die besser ist als ihr Ruf.

Ich bin heute dankbar …,
für junge Menschen, die sich mit Empathie einbringen.

Ich möchte heute allen vergeben…,
die nur das Materielle sehen und glauben, dass man mit Geld alles kaufen kann.

Danke an alle, die Kranke und Alte pflegen

Nurse

Kranken- und Altenpfleger gehören zu den Frauen und Männern, die eine schwere und wichtige Aufgabe in unserer Gesellschaft erfüllen.

Wer denkt schon an die körperlichen und psychischen Belastungen, denen Kranken- und Altenpfleger ausgesetzt sind?

Patienten zu pflegen fordert oft den ganzen körperlichen Einsatz. Auch wenn es Hilfsmittel und spezielle Techniken gibt, ist ein Mensch, der sich nicht mehr selbst bewegen kann, eine schwere Last.

In der Krankenpflege werden die Patienten meist gesund oder doch auf dem Weg der Besserung entlassen. Dennoch hat nicht jede Hilfe einen guten Ausgang. In der Altenpflege ist Sterben und Tod ein ständiger Begleiter.

Pflegerinnen und Pfleger haben einen Beruf, den man vielleicht nur gut mit einer echten Berufung ausführen kann. Es geht nicht ausschließlich um die medizinische Pflege sondern auch um Empathie mit dem Patienten. Gerade im Umgang mit Alten und Dementen ist die Liebe oftmals wichtiger als die körperliche Pflege.

Deswegen möchte ich heute mein ganz besonderes Dankeschön an die Pflegerinnen und Pfleger in Krankenhäusern und Pflegeheimen richten.

Ich bin heute dankbar …
für alle Pflegerinnen und Pfleger, die sich medizinisch und mit Liebe um ihre Patienten kümmern.

Ich möchte heute allen vergeben …,
die den Beruf der Kranken- und Altenpflege nur als Geldverdienst sehen.

6 Vorteile der Achtsamkeit

Achtsamkeit

Nach einschneidenden Erlebnissen oder in neuen Lebensabschnitten wollen viele Menschen ihr Leben achtsam gestalten.

Zunächst drängt sich die Frage auf, was ist oder bedeutet Achtsamkeit und warum ist sie wichtig?

Achtsamkeit ist ein uraltes Erfahrungswissen, dessen Ursprung im Buddhismus liegt. Die meditativen und kontemplativen Praktiken können aber auch ohne religiösen Bezug hervorragend in unser westliches Alltagsleben einbezogen werden.

Das Interesse an der Achtsamkeitspraxis hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Es gibt mittlerweile eine Anzahl von (neuro-)wissenschaftlichen Forschungen, die die Vorteile der Achtsamkeit für die körperliche und geistige Gesundheit belegen.

Achtsamkeitsbasierte Interventionen werden nicht nur zur Bewältigung von Stress, sondern auch zur Steigerung des Wohlbefindens eingesetzt. Wenig Beachtung haben bisher die Effekte von Achtsamkeit auf die Verbesserung der Entscheidungsfindung, der Empathie-Fähigkeit und den Aufbau ethisch-moralischer Werte gefunden.

Achtsamkeit bedeutet für mich, bewusst meine Aufmerksamkeit dem zu widmen, was um mich herum und in mir geschieht – in Körper, Geist und Herzen (oder Seele).

Wir leben alle jeden Tag mehr in der Vergangenheit oder in der Zukunft und nur ganz selten sind wir ganz präsent und leben in der Gegenwart.

Aber wo findet leben statt?
Nicht in der Vergangenheit, die wir nicht mehr ändern können, sondern nur Erlebtes immer wiederholen, ob gut oder schlecht;
nicht in der Zukunft, in unseren Träumen wie wir uns das Leben gern vorstellen aber vielleicht nie erreichen;
leben tun wir ausschließlich im Moment. Jetzt, in diesem Moment, in dem ich auf die Tasten tippe um ganz präsent meine Sicht zum Thema Achtsamkeit für Sie festzuhalten und Sie, in dem Sie diesen Blog-Eintrag lesen.

Jeder kennt sicher ein Erlebnis, in dem er hellwach achtsame Aufmerksamkeit erlebt hat. Das kann etwas besonders Schönes z.B. ein Sonnenuntergang, etwas Beeindruckendes wie die Geburt eines Kindes, der Tod eines geliebten Menschen oder ein Moment der Gefahr sein wie ein drohender Autounfall, den man auf sich zukommen sieht ohne ihn verhindern zu können.

In solchen Momenten vereinigen sich unser Körper, unser Herz und unser Geist. Unsere Aufmerksamkeit und unser Leben sind eins. Wir sind ganz und gegenwärtig.

Man kann die Achtsamkeitspraxis leicht erlernen und sie in das tägliche Leben integrieren, in Arbeit und Freizeit, Familie und Partnerschaft.

Die Übung von Achtsamkeit hat viele Vorzüge. 6 davon möchte ich Ihnen hier nennen:

1. Achtsamkeit fokussiert

Immer wieder drängen sich unangenehme Gedanken aus der Vergangenheit in unseren Geist. Dann sind wir in der Gegenwart nicht in der Lage vernünftige und weise Entscheidungen zu treffen.

Sind unsere Gedanken mit der Zukunft beschäftigt, durchdenken wir so viele mögliche Zukunftsszenarien, die dann nicht eintreffen.

Gestatten wir uns jedoch ganz in der Gegenwart zu sein, haben wir unsere gesamte Energie auf eine Tätigkeit fokussiert.

2. Achtsamkeit macht kreativ

Mit Übungen der Achtsamkeit schulen wir unseren Geist sich auf das zu konzentrieren, wozu wir ihn benötigen. Wir erkennen rechtzeitig, wann unser Geist sich lieber in Phantasien zurückziehen möchte und können ihn zu seiner Aufgabe zurückführen. Wir interessieren uns für das, was geschieht und werden neugierig darauf, was und wie wir aus Hindernissen lernen können.

3. Achtsamkeit verbessert die Umwelt

Wenn wir uns zu sehr mit den Ängsten der Vergangenheit beschäftigen oder die Sorgen der Zukunft uns beherrschen, werden unsere Gedanken immer pessimistischer und grau. Wie Marc Aurel sagt, „von den Gedanken nimmt die Seele ihre Farbe an“. Pessimismus verbreitet sich sehr schnell innerhalb der Familie, den Freunden, Bekannten, also in unserer Umwelt.

Leben wir voll in der Gegenwart, dann sind wir an einem Ort ohne Ängste und Sorgen. Wir können kreativ und mutig sein und das stille Glück zulassen. Diese Gedanken beeinflussen ebenfalls unsere Umwelt und wirken sich positiv auf sie aus.

4. Achtsamkeit öffnet das Herz

Vertrautheit und Nähe zu anderen Menschen gibt uns das Gefühl geliebt zu werden, gehalten zu sein in einem Kreis. Wenn wir lernen unserer Sinne bewusst zu öffnen, innerhalb unserer Körpers, Geistes und Herzens, und nach draußen zu unserer Umwelt, öffnen wir uns auch für andere Menschen.

5. Achtsamkeit überwindet Ängste

Achtsamkeit hilft uns auch in unangenehmen Situationen und Veränderungen präsent zu bleiben. Wenn uns diese nicht mehr ängstigen, verlieren sie die Macht über uns. Die Erfahrungen daraus machen uns stark und wir erhalten mit der Zeit die Fähigkeit trotz sich ständig ändernden Bedingungen glücklich zu sein.

6. Achtsamkeit fördert die Dankbarkeit für das Leben

Wenn wir achtsam werden, erkennen wir die Momente des Glücks, die uns das Leben immer wieder schenkt. Es sind die einfachen Geschenke, wie die Wärme der Sonne auf der Haut, die Musik der Regentropfen, der nächste Atemzug, die unscheinbare Blume am Wegesrand.

Wir können dankbar sein für das, was uns das Leben bietet und ruhen in uns selbst.

Im kommenden Jahr werde ich regelmäßige Wochenkurse zum Achtsamkeitstraining anbieten. Jede der Achtsamkeitsübungen wird überraschende Einsichten vermitteln. In kleinen Schritten wird der Weg zu mehr Gelassenheit und Lebensfreude beschritten. Freuen Sie sich auf die großartige Wirkung.

Folgendes habe ich diese Woche zur Achtsamkeit in der Zeitung gelesen:

Die 83-jährige Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek „will achtsam mit ihren restlichen Jahren umgehen…“. Weiter sagte sie: „Ich habe nicht mehr viel Zeit. Meine Lebensspanne ist nicht mehr lang. Es ist die letzte Phase meines Lebens, und die möchte ich ganz bewusst erleben… “ (Bild-Zeitung)

Welch weise Frau!

Es war einmal – Impressionen zum Unwort „Sozialtourismus“

Wie die Geschichte sich immer wieder wiederholt, ein ständiges Auf und Ab!

Heute ist Deutschland zu einem Einwanderungsland geworden. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt jedoch, dass es auch einmal ganz anders war: Deutschland war ein Auswanderungsland.

Wanderungsbewegungen hat es immer gegeben, unter anderem motiviert durch existenzielle Bedrohung wie Kriege, religiöse Verfolgung und durch die Hoffnung auf bessere Lebenschancen, auf bessere wirtschaftliche Bedingungen. Auch die Aufnahmeländer versprachen sich einen Vorteil wie gute Fachkräfte, Ausbreitung des Machtbereichs und mehr Steuereinnahmen und boten deswegen den Auswanderungswilligen z.B. Steuerfreiheit, freie Landwahl etc. an.

So hat Katharina die Große tausenden deutschen Bauern, die in Deutschland kein Auskommen hatten, den Zuzug an die Wolga ermöglicht. Oder Maria Teresia zog mit finanziellen Unterstützungen Menschen aus deutschen Landen ins Banat (Rumänien, Serbien und Ungarn). Dann gibt es noch die Siebenbürger Sachsen, die Schwarzmeerrussen, ganz zu schweigen von den Auswanderungswellen in die neue Welt Amerika und Lateinamerika (Brasilien, Argentinien, Chile, Venezuela,…).

Die Besiedelung der Gebiete war übrigens auch in der Vergangenheit mit Schwierigkeiten und Betrug verbunden.

Der Spruch „Den Ersten der Tod, den Zweiten die Not, den Dritten das Brot“ hat sich unter den Banater Schwaben zur Charakterisierung der Aufbauleistung überliefert.

Und die finanziellen und materiellen Anreize zur Besiedelung des Banat zogen teilweise nur wenig arbeitswillige Kolonisten an, so dass 1764 eigens Inspektoren beauftragt wurden, das Verhalten der Ansiedler zu überwachen.

Aus unserer jüngsten Vergangenheit kennen wir auch solches Anwerben von ausländischen Arbeitskräften. Die letzte Aktion in meiner Erinnerung war der Wunsch nach indischen IT-Experten.

Immer wieder wiederholen sich also diese Vorgänge und die Menschheit wird nicht ein bisschen schlauer.

Wir haben immer noch unserer Ressentiments gegen die bei uns Einreisenden.

Da kommen Türken, Rumänen, Syrer… nicht Menschen in Not, die ihr Leben verbessern möchten.

Wir nehmen sie nicht auf und geben ihnen keine Chance, weil sie doch nur unser soziales System missbrauchen wollen (siehe weiter oben über die Kolonisten im Banat).

Sie wollen sich nicht integrieren, nicht unserer Sprache übernehmen, nicht unsere Kultur akzeptieren. Warum sprechen dann ein großer Teil der nach Russland, Brasilien, Argentinien, Rumänien Ausgewanderten immer noch deutsch und haben ihre Traditionen bewahrt?

Ich will hier keine Politik betreiben, ich will nicht polarisieren und ich möchte auch nicht verletzen. Ich möchte vielmehr zum Nachdenken anregen und alle aufrufen, Menschen mit Empathie für unsere Mitmenschen zu werden, zu verstärken oder zu bleiben.

Es gibt keine Anderen, denen wir ein Feindbild gegenüberstellen, denen wir auf alle Fälle misstrauen müssen. Es gibt nur Menschen mit den gleichen Bedürfnissen wie wir selbst. Das dürfen wir ihnen nicht übel nehmen.

Öffnen wir alle unsere Herzen, dann wird unsere Welt sicher ein bisschen lebens- und liebenswerter.

Mit Meditation werden nachweisliche die Gehirnzentren aktiviert, die mit Empathie und Mitgefühl zusammenhängen. Vielleicht wäre das einen Versuch wert.