Eigenverantwortung für den FRIEDEN

Unsere moderne Gesellschaft leidet an einer schweren Krankheit:
„Bloß keine Verantwortung übernehmen“.

Wir erwarten, dass der Staat Kindergärten bereit stellt und Kinder erzieht.
Wir erwarten, dass Schulen, deren Auftrag es wäre Bildung zu vermitteln, Kinder für das Alltagsleben tauglich machen.
Wir erwarten, dass Ärzte für jedes Problem die richtige Pille oder geeignete Operation haben.
Wir erwarten, dass die Gewerkschaften unseren Lohn aushandeln.
Wir erwarten, dass das soziale Netz uns auffangen wird.
Wir erwarten, dass das Job-Center uns den richtigen Job besorgt.
Wir erwarten, dass der Staat uns eine ausreichende Altersversorgung bereitstellt.
Wir erwarten, dass der Staat die Versorgung der Alten, Kranken und Gebrechlichen übernimmt.

An unserem Dilemma sind wir nie selbst schuld. Alle sind schuld, der Lehrer, der Lehrherr, der Vorgesetzte, ein unmöglicher Lebenspartner, die Gesellschaft, die Politik. Nur wir selber sind ganz und gar unschuldig.

Kriege werden immer nur von den anderen angezettelt. Wenn die Bevölkerung in anderen Ländern Hunger leidet oder kein Auskommen mit dem Einkommen hat, sind sie selber schuld. Und wir müssen überhaupt keine Verantwortung für diese mit tragen.

Max Frisch schrieb über Freiheit und Demokratie:

„Man weiß es: je mündiger wir wären, umso weniger Staat wäre vonnöten. Schon das macht den Staat zum steten Ärgernis. Seine Notwendigkeit verweist auf unseren Mangel an Solidarität, unserer Unzuverlässigkeit, unseren Mangel an Vorstellungskraft, wie mein Tun und Lassen sich für die Nachbarn auswirkt oder für die Nachkommen.

Eigentum verpflichtet, so sagt das Grundgesetzt und fügt hinzu: Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen. Kann man es höflicher sagen? Nobless oblige.

Wenn aber die Eigentümer-Macht, zum Beispiel die Boden-Spekulation, auf solche Noblesse, die ihr die Väter des Grundgesetzes unterstellen, gar keinen Wert legt?

Wir brauchen also den Staat. Der Ruf nach Freiheit, mehr Freiheit vom Staat, ist prüfenswert.

Kommt er von Mitbürgern, die zugleich die Polizei verstärkt haben möchten, so wissen wir, wessen Freiheit da gemeint ist: die Freiheit für die Wenigen, die den Staat, sobald sie ihn in der Hand haben, lieber nicht als Staat bezeichnen, sondern als Vaterland, das Opfer verlangt von der Mehrheit…“

Und als Warnung gab er mit auf den Weg:

„Wer sich nicht mit Politik befasst, hat die politische Parteinahme, die er sich sparen möchte, bereits vollzogen: er dient der herrschenden Partei.“

Und noch einmal Laotse aus dem Tao te King, Vers 3:

Die Tüchtigen nicht bevorzugen,
so macht man, dass das Volk nicht streitet.
Kostbarkeiten nicht schätzen,
so macht man, dass das Volk nicht stiehlt.
Nichts Begehrenswertes zeigen,
so macht man, dass des Volkes Herz nicht wirr wird.

Darum regiert der Berufene also:
Er leert ihre Herzen und füllt ihren Leib.
Er schwächt ihren Willen und stärkt ihre Knochen
und macht, dass das Volk ohne Wissen
und ohne Wünsche bleibt,
und sorgt dafür,
dass jene Wissenden nicht zu handeln wagen.
Er macht das Nichtmachen,
so kommt alles in Ordnung.

Bitte, denkt nach!