Fragen zum „Glücklich-Sein“

Wenn ich irgendwo mal wieder zum Warten gezwungen bin, mich also in einem Wartezimmer aufhalte, lese ich gern in den ausgelegten Zeitschriften. Zeitschriften für Frauen und eine für Männer, (gibt es echt nur diese eine, die sich mit Männergesundheit beschäftigt, die anderen Männerzeitschriften liegen nie frei aus), spiegeln sehr gut die Themen, die die Menschen bewegen.

Diese Themen finde ich in der Betrachtungsweise von Robert Dilts wieder.

Robert Dilts gehörte zu der Arbeitsgruppe um John Grinder und Richard Bandler, die Gründer des NLP, und war führend an der Weiterentwicklung des NLP beteiligt. Neben den beiden Gründern des NLP lernte er ebenfalls bei dem amerikanischen Psychologen, Psychotherapeuten Milton H. Erickson,  der die moderne Hypnose und Hypnotherapie prägte.

Dilts unterteilte die oberen drei Ebenen „soziale Kontakte“, „Ansehen“ und „Selbstverwirklichung“ der Maslowschen Bedürfnispyramide in 6 Ebenen. Die Ebenen nach Maslow wurden verfeinert und mit Fragen unterfüttert.

Umwelt:
Wo stehe ich gerade?

Verhalten:
Was genau tue ich (von außen wahrnehmbar)?

Fähigkeiten und Wissen:
Auf welche Fähigkeiten kann ich mich stützen?
Was muss ich wissen und können?

Glauben und Werte:
Warum tue ich das alles?

Identität und Zugehörigkeit:
Was ist mein Selbst-Bild?
Wie sehen andere mich?

Spiritualität und Sinnfindung:
Was ist meine Aufgabe im Leben?

Die obigen Themen sind fast alle in irgendeiner Form in den Zeitschriften zu finden. Hier ein paar Beispiele.

Zur Umwelt:
Soll ich meinen Freund verlassen? Bin ich zu dick? Ist Botox die Lösung meines Problems oder ein spezieller Work-out?

Zum Verhalten:
Ich kleide mich stylisch. Ich treibe viel Sport. Ich esse vegan. Ich gehe auf jede Party. Ich gebe mich gelassen.

Zu Fähigkeiten und Wissen:
Führungskompetenzen, die man haben muss. Ziele, die gesellschaftlich anerkannt sind.

Zu Glauben und Werte:
Gute Ernährung, viel Sport, die richtigen Medikamente, die notwendigen Operationen.

Zu Identität und Zugehörigkeit:
Wie muss ich aussehen, was muss ich in meiner Freizeitgestaltung machen, um zu einer Clique dazu zu gehören und den Zeitgeist zu zeigen.

Spiritualität und Sinnfindung:
Yoga, Meditation, Urlaub im Kloster.

und vieles, vieles mehr.

Das Einzige, was ich in den Zeitschriften vermisse, ist der Blick nach innen.

Es geht meist darum, anderen zu gefallen, Frauen den Männern und umgekehrt, Mitarbeiter dem Chef und manchmal auch umgekehrt (mit der Frage „wie motiviere ich meine Mitarbeiter“), den Mitgliedern meines Freundeskreises, den Mitgliedern meiner Familie, den Mitgliedern meines Sportvereins, den Mitgliedern meiner Partei, usw.

Wollen Sie sich selbst finden, sich selbst gefallen, ein unabhängiges Leben führen?

Dann ist es unausweichlich, dass Sie die Themen aus Ihrem Blickwinkel beleuchten sollten. Seien Sie einmal nur egoistisch. Sehen Sie nur sich selbst. Beantworten Sie die Fragen nur für sich. Sie brauchen es ja nicht weiter zu erzählen. Hören Sie in sich hinein, was in Ihnen vorgeht.

Sie sind nun einen Schritt weiter auf dem Weg in ein glückliches, sinngebendes Leben.

Kann man „Glücklich-Sein“ erlernen?

Meine Großmutter zitierte gern Bibelsprüche. Einer davon war „Wer bittet, dem wird gegeben, wer suchet, der findet und wer anklopft, dem wird aufgetan.“ (Matthäus 7:8)

Was hat das nun mit der Suche nach dem Glück zu tun?

Glück kommt nicht von allein, sondern man muss etwas dafür tun!

Aber was? Da ist es gut, wenn man ein bisschen besser versteht, was die Menschen glücklich macht.

Vielleicht kennt der eine oder andere die Maslowsche Bedürfnispyramide. Sie ist eine sozialpsychologische Theorie des US-amerikanischen Psychologen Abraham Maslow und beschreibt menschliche Bedürfnisse und Motivationen und versucht, diese zu erklären.

Maslow stellte fest, dass manche Bedürfnisse Priorität vor anderen haben. Luft und Wasser brauchen wir zum Beispiel dringend, ein neues Auto dagegen nicht.

Er ordnete Bedürfnisse nach 5 größeren Kategorien, beginnend mit den Grundbedürfnissen bis hin zu den kognitiv und emotional hoch entwickelten menschlichen Bedürfnissen (Essen-Trinken-Schlafen-Fortpflanzung, Sicherheit, soziale Kontakte, Ansehen, Selbstverwirklichung).

Die ersten vier Kategorien unterteilt er in Mangelbedürfnisse und die letzte in unstillbare Bedürfnisse.

In seiner Theorie führt die Nichtbefriedigung der Mangelbedürfnisse zu physischen oder psychischen Störungen (z. B. mangelnde Ernährung zur Schädigung der Gesundheit, mangelnde Sicherheit zu Ängsten und Traumatas, mangelnde soziale Kontakt zu emotionalen Störungen).

Die unstillbaren Bedürfnisse können, wie ihr Name das schon sagt, nie wirklich befriedigt werden. Viele können schlicht und ergreifend gar nichts mit dem Begriff Selbstverwirklichung anfangen. In den Illustrierten ist eine Definition „Frauen und Arbeiten = eigenes Geld“ zu finden, für Männer eher der Luxus wie in der Werbung „mein Auto, mein Haus, meine Yacht“.

Was man im Leben immer wieder beobachten kann und wie es im Lieblingslied meiner Großmutter heißt: „je mehr er hat, je mehr er will“.

Zurück zum Eingangszitat, nicht jedes Bedürfnis kann man selbst befriedigen, sondern ist manchmal darauf angewiesen zu bitten, zu suchen und anzuklopfen. Und genau diesen Weg  „zu bitten, zu suchen und anzuklopfen“ kann man erlernen.

Und gleich noch eins vorweg: das eigene Geld, der Luxus sind keine guten Bausteine zum Glück. Sie schaden nicht, sie nutzen allerdings auch nicht in dem Ausmaß wie viele sich das vorstellen.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes am Max-Planck-Institut für Ökonomik untersuchten Forscher die empirischen Zusammenhänge zwischen subjektivem Wohlergehen und wichtigen Lebensereignissen der Menschen.

Die Daten basieren auf Angaben, die die Befragungsteilnehmer über mehr als fünfzehn Jahre hinweg regelmäßig zu ihrem subjektiven Wohlbefinden anhand einer detaillierten psychometrischen Skala machten.

Darüber hinaus gaben sie Auskunft über Faktoren wie Einkommen, Familienstand, Gesundheit oder beruflichen Erfolg.

In dieser Untersuchung stellten die Forscher zwei Zusammenhänge fest:

Menschen erleben nach einer Steigerung des eigenen Wohlbefindens auch positive Veränderungen der anderen Faktoren. Wer glücklicher wurde, konnte in der Folge auch über bessere Gesundheit und höheres Einkommen berichten.

Erstaunlich ist das Ergebnis, dass dies im Umkehrschluss aber nicht der Fall ist, denn positive Veränderungen in den Bereichen Einkommen, beruflicher Erfolg, Gesundheit, Familienstand führten in den Jahren danach zu sinkendem Wohlbefinden.

Dieses Phänomen ist in der Forschungsliteratur als hedonische Anpassung bekannt.

Oder:

Der Mensch gewöhnt sich an allem,
(an positive wie negative Lebensereignisse)
auch am Dativ.
(daran gewöhne ich mich wohl nie)