Frau kann sich auch wehren

Sex wird als Waffe zur Unterdrückung und Machtausübung missbraucht.
Die #MeToo Bewegung zeigt das zurzeit sehr deutlich.

Aus vielen Kriegen wissen wir, dass Vergewaltigung von Frauen wie eine Waffe eingesetzt wird. Es geht darum, den Feind über die Gewalt an den Frauen zu demütigen, einzuschüchtern, ihn zu entmenschlichen. Die Körper der Frauen werden zu einer Art Schlachtfeld. Es ist auch eine Demonstration der Macht gegenüber den Männern, die nichts dagegen unternehmen können.

Das ist unmenschlich. Ob es dagegen ein Mittel gibt? Das bezweifele ich.

Ich möchte meine lieben Mit-Frauen aber gern auf eine andere Vorgehensweise aufmerksam machen.

Was Aristophanes in seiner Komödie Lysistrata beschreibt, dazu hat Leymah Gbowee aus Liberia erfolgreich aufgerufen. Aber eins nach dem anderen.

Die Frauen Athens und Spartas hatten vom Krieg ihrer Männer die Nase voll. Unter Führung von Lysistrata besetzen die Frauen Athens die Akropolis und verweigerten sich fortan sexuell ihren Männern. In Sparta veranlasste Lampito ähnliches. Nach einigen Verwicklungen und Rückschritten (mehrfach versuchen liebestolle Frauen, die Burg in Richtung der Männer zu verlassen, oder die erbosten Herren, selbige zu erstürmen), führt der Liebesentzug tatsächlich zum Erfolg. So die Komödie von Aristophanes 411 Jahre vor Christus.

Die Frauenrechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin Leymah Gbowee sprach in einem Interview darüber wie der „Sexstreik“ der Frauen zur Beendigung des Bürgerkriegs in Liberia 2003 beitrug.

„In der heutigen Welt ist alles übersexualisiert. Es war eigentlich eine Strategie, um die Männer in unserer Gesellschaft zu mobilisieren, mit männlichen Entscheidungsträgern innerhalb der Kriegsparteien zu sprechen.

Als wir es ankündigten, war es plötzlich überall in den Nachrichten. Diese Medienaufmerksamkeit erwies sich als sehr effektive Strategie.

In Togo haben Frauen vor ein paar Jahren zum Beispiel gegen eine Wahlreform protestiert. Sie führten dazu jahrelang Kampagnen durch. Die Medien haben darüber nicht berichtet. Bis zu dem Tag, als sie zum Sexstreik aufriefen. Da wachten alle Medien auf, auch internationale.“

Ich weiß aus Erzählungen, dass manche Frauen solange „Migräne“ haben bis sie etwas bei ihrem Mann durchgesetzt haben, die nächste Reise, das nächste Paar Schuhe, etc.

Also, liebe Mit-Frauen, ich will nicht dazu aufrufen, eure Männer mit Sex-Entzug zu erpressen. Ich möchte aber gern, dass ihr darüber nachdenkt, dass auch eine Frau sehr wohl und mit Nachdruck NEIN sagen kann. Eben auch unter Androhung von Sex-Entzug.

Und ganz ehrlich, muss Frau sich vor einem „Würdenträger“ klein machen? Steht es nicht in unserer Macht „NEIN“ zu sagen. Ich glaube, kein Mensch sollte in halbwegs normalen Umständen, etwas zulassen, was er nicht will.

Das Thema „Hochschlafen“ ist sicher jeder erfolgreichen Frau begegnet. Wie sollte Frau sonst erfolgreich sein? etwa aus eigener Kraft? Dann müssten eventuell die nicht erfolgreichen Männer darüber nachdenken, warum es bei ihnen nicht klappt. Ganz ohne die Ausrede, „dass ist nur wegen des hübschen Lärvchens“.

Liebe Mit-Streiterinnen,
lasst euch nicht klein machen. Lasst nicht zu, dass ihr benutzt werdet.
Selbstbewusstsein ist die beste Abwehr.

Gegen Gewalt sind alle machtlos. Aber redet darüber. Bleibt nicht allein mit dem Erlebten. Seht zu, dass der Vorfall öffentlich wird. Und bitte, nicht erst nach Jahrzehnten, wie es beim Hashtag #MeToo so oft geschieht, sondern schreit das Unrecht gleich heraus. Auch hier sind die Medien ein Mittel der Wahl.

Frauen und #MeToo

Diese Woche entstand aufgrund des Bekanntwerdens eines Skandals um US-Filmproduzent Harvey Weinstein eine Welle der Empörung und Solidarisierung. Harvey Weinstein nutzte wohl seine Position als Filmproduzent schamlos aus, um Schauspielerinnen sexuell zu belästigen.

Mit dem Hashtag  #MeToo setzte die Schauspielerin Alyssa Milano eine Welle in Bewegung, die zeigt, wie allgegenwärtig sexuelle Übergriffe auf Frauen auch in unserem Alltag sind.

Sicher hat jede Frau eine persönliche Schwelle, die bei der einen hoch und bei der nächsten niedrig liegt.

Ich habe mich z.B. durch Pfiffe von Bauarbeitern nicht beleidigt gefühlt, aber auch nie umgedreht.

Ich denke, dass es auch auf das eigene Selbstverständnis ankommt. Und ganz wichtig, ob Frau gelernt hat NEIN zu sagen oder BIS HIERHER UND NICHT WEITER. Bei einem brutalen Übergriff wird das wahrscheinlich auch nicht helfen. Aber einen großen Teil der Männer wird das schon einmal abschrecken. Für den Rest braucht Frau eine Kampfsport-Ausbildung, was nicht mein Fall wäre.

Ich möchte deswegen allen Eltern von Mädchen sagen, lehrt sie, dass sie der männlichen Welt nicht untergeordnet sondern ebenbürtig sind. Zeigt ihnen, dass sie alles Recht haben, solches Verhalten abscheulich und inakzeptabel zu finden.

Gerichtet an junge Frauen und auch ältere möchte ich appellieren, lernt selbstbewusst aufzutreten. Zeigt, dass eure Meinung, eure Aussage genauso viel wert ist. Euer Körper gehört euch ganz allein. Ihr verschenkt eure Gunst nur an jemanden, den ihr für würdig erachtet.

Selbstbewusstsein ist eine große Schlüsselqualifikation. Es lohnt sich daran zu arbeiten. Allein eure Körpersprache drückt dann aus, „mit der ist nicht gut Kirschen essen, lass lieber die Finger davon“. Wer mit geradem Blick, gerader Haltung und gemessenen Schrittes durchs Leben geht, kann wahrscheinlich schon manche brenzlige Situation von vornherein umgehen.

Oft sehe ich gerade Mädchen und junge Frauen, ihren vorderen Körper schützend, also leicht gekrümmt mit verkreutzten Armen, huschendem Blick abends über den Bahnhofsplatz eilen. Damit zeigt ihr eure Angst ganz offen.

Oder ich sehe junge Frauen, die mit Männern scherzen und kichern. Ich will euch nicht den Spaß am Leben verderben, aber seht euch die Männer doch erst einmal richtig an, bevor ihr mit Wildfremden so offen umgeht.

Auch Kleidung drückt viel aus. Ich kleide mich auch gern modern und sexy, male mich an und rote Lippen gehören genauso wie große, lange Ohrringe zu meinem äußeren Bild. Das heißt aber nicht, dass ich mich überall so zeige. Am Abend in der S-Bahn oder auf öffentlichen Plätzen ziehe ich lieber etwas „Neutrales“ drüber und entferne u.U. sogar meinen Schmuck. Einfach mal darüber nachdenken, was signalisiere ich gerade und ist es der Situation angepasst.

Auch wenn jeder Film, jede TV-Sendung, alle Zeitschriften Sex und offenherzige Frauen darstellen, sage ich dazu, dieser Teil des Lebens wird in den Medien überbetont.

Ihr braucht es nicht mit Jedem zu machen und von Jedem zu akzeptieren, um „IN“ zu sein.

Sexualität ist etwas sehr Schönes, aber eben nur auf freiwilliger Basis. Dann, wenn ihr einen Mann liebt, ihn anziehend findet und keine Absicht dahinter steckt.

Wenn ihr erpresst, unter Druck gesetzt werdet, oder nur „performed“, weil ihr glaubt, das gehört dazu, dann bringt ihr euch um einen Teil von eurem Selbst und bleibt gedemütigt und klein gemacht zurück.

Ich empfehle jeder Frau:
Lernt euch auszudrücken und akzeptiert nur, was auch ihr wollt. Nehmt an einem Selbstbewusstseinstraining teilt. Besucht einen Selbstverteidigungskurs. Lernt gewaltfreie Kommunikation und Deeskalationsstrategien.

Und vor allem:
Schämt euch nicht, wenn es doch zu einem Übergriff gekommen ist. Geht zur Polizei und erstattet Anzeige. Schämen sollte sich nämlich nur der Verursacher eures Leids.

Dass wir Frauen auch eine wirkungsvolle Waffe haben, die wir aber nur sehr, sehr selten einsetzen, darüber berichte ich in meinem nächsten Beitrag.