Zur Persönlichkeit reifen – eine reife Persönlichkeit

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„Reifen“ ist ein in unserer Zeit negativ besetztes Wort. Wer will heute noch reifen? Das hört sich so nach überreif und vergammelt an, nach alt und zum Wegwerfen. Nein danke, heute wollen alle frisch und knackig sein. Wahrscheinlich gibt es deswegen so viele Menschen, die in der Kindheit oder Pubertät hängen geblieben sind.

Heute werden die besten Jahre mit der Zeit der Jugend gleich gesetzt. Dabei ist der Mensch das einzigartige Lebewesen, das manchmal ein ganzes Leben braucht um zur vollen Reife zu gelangen. Und wie gesagt, manche erreichen diese nie.

Es ist also ein langer Weg bis zur persönlichen Reife, ein Prozess, der über viele Jahrzehnte laufen kann und vielleicht nie ein Ende findet.

Wie fühlt es sich an „reif“ zu sein?

  • Sie haben langfristige Ziele in Ihrem Leben, die Sie nicht aus den Augen verlieren.
  • Sie bewältigen auch schwierige Situationen, weil Sie Ihr Verständnis von Würde und Selbstwert verwirklichen wollen.
  • Ihre Ziele dienen nicht nur Ihnen sondern auch anderen Menschen.
  • Sie begegnen anderen mit Respekt und werden respektvoll behandelt.
  • Sie brauchen keine Anerkennung von außen.
  • Kritik sehen Sie als wichtiges Mittel um die eigene Persönlichkeit zu schärfen, aber es wirft Sie nicht aus der Bahn.
  • Sie fühlen sich frei in Ihren Entscheidungen und lassen nicht zu, dass Sie manipuliert werden.
  • Sie kennen und verstehen Ihre Gefühle.
  • Sie wissen, wo Sie hingehören, zu wem Sie gehören und wo Sie hin wollen.
  • Sie haben einen gewissen Grad von innerer Weisheit erreicht.

Hört sich gut an, oder? Bedenken Sie, dass Sie diesen Zustand der Reife anstreben und vielleicht nie vollständig erreichen. Das macht aber gar nichts. Allein der Wille und die Anstrengung zählen.

Haben Sie die Reife oder eine Vorstufe davon erreicht, dann können Sie sich glücklich schätzen, denn Sie haben die alleinige Entscheidungsgewalt über Ihr Leben erreicht. Sie sind nicht länger Opfer irgendwelcher Situationen oder Menschen.

Glauben Sie nicht, dass Reife mit Langeweile und Endergebnis zu tun hat. Nein, vielmehr begeben Sie sich auf den interessanten, aufregenden Weg zu Ihrer Lebens-Vision. Visionen sind nicht irreale oder kranke Ergebnisse Ihres Gehirns (wie einst Helmut Schmidt unser Alt-Bundeskanzler gesagt hat: Wer eine Vision hat, soll zum Arzt gehen.), sondern die Inspiration und Motivation, die Quelle unserer Kraft und Erfüllung.

Setzen Sie sich hin und formulieren Sie Ihre ganz persönliche Vision zu Ihrem Leben. Setzen Sie sich Ziele, die Ihnen Erfüllung und Zufriedenheit bringen. Machen Sie Menschen ausfindig, die Sie auf diesem Weg begleiten oder weiterbringen können. Vielleicht finden Sie auch Menschen, die bereits mit Erfolg ähnliche Wege beschritten haben und die Sie anleiten und beraten können.

Lassen Sie einfach zu, was mit Ihnen geschieht und erfreuen Sie sich jeden Tag über Ihr persönliches Wachstum und Ihr zunehmendes Potenzial.

Kopf und Bauch

Realist zu sein bedeutet, sich von seinem Verstand und analytischem Denken leiten zu lassen, nicht von seinen Gefühlen. Sachlich sein, immer danach fragen „Was habe ich davon? Was kommt unterm Strich dabei für mich raus?“, keine Gefühle zulassen, denn die führen nur in die Irre, ist die Definition unserer Zeit.

Die Vernunft gilt als das Maß aller Dinge.

Doch immer mehr kommen Neurowissenschaftler und Psychologen zu ganz anderen Ergebnissen:

Das Denken lässt sich von den Gefühlen nicht trennen.

Was macht uns Menschen denn wirklich aus, uns authentisch = original: der Verstand, die Gefühle, die Intuition und nicht zu vergessen unser Unbewusstes.

Das Unbewusste wurde bisher dank Freud als etwas Bedrohliches, Gefährliches, Verdrängtes gesehen. Sind nicht gerade unsere unbewussten Wünsche ein Teil unserer Motivation im Leben? Ist unser Unbewusstes damit nicht eher Freund als Feind? Verbringen wir nicht manchmal ein ganzes Leben damit herauszufinden, was wir eigentlich wollen, wofür wir „bestimmt“ sind?

Wenn wir authentisch werden wollen, benötigen wir die Einbeziehung aller Wahrnehmungsebenen. Ohne die Gefühlswelt kann es gar keinen Realismus geben. Wird der Bereich der Emotionen verdrängt und als unrealistisch abgewertet, fehlt ein großer, vielleicht sogar entscheidender Anteil zur ganzheitlichen Betrachtung.

Das kann kein wirklicher Realismus sein!

Wenn wir unsere irrationalen Seiten kennen und zu nutzen wissen, können wir die kreativen Kräfte in uns wecken und kommen selbst bei komplexen Entscheidungen zu Ergebnissen, die uns glücklich machen.

Um unsere Intuition oder unseren unbewussten Anteil in uns zu schulen sind unterschiedliche Techniken geeignet wie Hypnose, Meditation, Fantasiereisen.  Um unseren Gefühlen nachzuforschen ist Selbstbeobachtung ein wirksamer Weg. Achten Sie darauf, was Sie in bestimmten Situationen fühlen, auf was es Ihnen ankommt, welche Emotionen Sie bewegen.

Lassen Sie alle Teile Ihres Selbst bei wichtigen Entscheidungen mitreden. Verlassen Sie sich nicht nur auf Ihren bewussten Verstand, er ist nur ein kleiner Teil Ihrer gesamten Persönlichkeit. Hören Sie auch auf Ihre Fantasie, auf Intuition und Ihre Gefühle.

Danach können Sie immer noch die Durchführbarkeit Ihrer Träume überprüfen. Erst sollten Sie jedoch herausfinden worin sie bestehen.

 Lerne denken mit dem Herzen und lerne fühlen mit dem Geist.
(Theodor Fontane)

PS: Mein eigenes Erlebnis dazu

Als ich mich vor 6 Jahren entschieden habe meine gut dotierte Arbeitsstelle zu verlassen um mich selbständig den Themen zu widmen, die mir am Herzen liegen, habe ich dazu nur wenige Minuten gebraucht.

Ich hatte eine paar Tage vorher einen beeindruckenden Bericht in einer Talk-Show gesehen: „Wie der Bauch dem Kopf beim Denken hilft“ mit Bas Kast.

Deswegen habe ich mich mutig auf mein Bauchgefühl verlassen und habe diese Entscheidung noch nicht einen Tag bereut.

Natürlich habe ich auch meinen Kritiker in mir zu Wort kommen lassen: Kannst du das denn auch finanziell durchstehen? Ich weiß nicht, wer gesiegt hätte, wenn der Kritiker die Oberhand gewonnen hätte. Ich vermute allerdings, dass viele kreative Anteile in mir dann richtig gekämpft hätten.