Prinzip versus Glaubenssatz

Ich habe ein Prinzip, das heißt:
Schlafe eine Nacht über einen Vertragsabschluss.

Klar, meist habe ich mich schon lange entschieden und doch überlasse ich meinem inneren Team gern die Nacht, damit alles noch einmal, während ich schlafe, ausdiskutiert wird.

Ihr wisst, das innere Team besteht aus vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten, dem Visionär, dem Kritiker, dem Praktiker usw. Während des Schlafes wird in der sogenannten REM-Phase (rapid eye movement) aufgeräumt, sortiert, abgespeichert. Wer aufräumt, sortiert und abspeichert muss auch bewerten, was wird weggeworfen, was aufbewahrt, was kommt in den Kurzzeitspeicher, was in den Langzeitspeicher.

Noch etwas ganz Wichtiges passiert im Schlaf. Im „Traumzustand“ erzeugt das Gehirn vermehrt Theta-Wellen. Wir haben Zugang zu unserem Unterbewusstsein, zu unserer Kreativität und zu unseren Erinnerungen. Spontane Lösungen für Probleme, über die wir vielleicht schon mehrere Tage im Wachzustand gegrübelt haben, stammen meist aus diesem Theta-Bereich. Warum sollte ich auf diese Unterstützung verzichten?

Nun meinte diese Woche ein gut geschulter Verkäufer zu mir, dass er solche „Glaubenssätze“ längst über Bord geschmissen hätte. Diese Glaubenssätze wären nur hinderlich (für wen?) und würden mich begrenzen.

Uups, psychologisches Halbwissen versus Lebenserfahrung?

Ja, so sehe ich das!

Prinzipien sind Regeln und ein Grundgerüst, welche mir das Leben erleichtern. Aus zwei Gründen: Zunächst vereinfacht es das Leben, weil die Prinzipien mir eine „Gebrauchsanleitung“ für wichtige Lebenssituationen zur Verfügung stellen. Prinzipien basieren meist auf Erfahrungen, auf guten oder schlechten, denen man mit dem Prinzip begegnet.

Glaubenssätze basieren ebenfalls auf Erfahrungen, auf guten, dann unterstützen sie uns in unserem Verhalten wie die Prinzipien, und auf schlechten, dann erzeugen sie u. U. immer wieder nachteiliges Verhalten. Glaubenssätze sind oft von außen eingegeben, wie „Mädchen haben keinen Zugang zu Mathematik oder Technik“, „das kannst du nicht“, „wenn du dich nicht anstrengst wird nie etwas aus dir“, „du wirst wie dein Vater enden (nämlich als Alkoholiker in der Gosse)“ und so weiter.

Negative Glaubenssätze schränken uns wirklich ein und leider hat ein Glaubenssatz uns oft so besetzt, dass wir ihn als unsere persönliche Wirklichkeit annehmen. Als „Erziehungsmaßnahme“ dahin geplaudert können sie katastrophale Auswirkungen für ein ganzes Leben haben. Gerade wenn sie von Autoritäten wie Eltern, Lehrer, Pfarrer oder noch schlimmer von Arzt und Ärztin ausgesprochen werden oder innerhalb einer Gemeinschaft, die wichtig für uns ist.

Negative Glaubenssätze sollten, weil sie uns (unbewusst) Angst und Unwohlsein einflößen, mit psychologischer Hilfe aufgelöst werden, z. B. welchen Wahrheitsgehalt haben sie wirklich im heutigen Leben für uns, halten sie überhaupt der Wirklichkeit stand?

Auf jeden Fall sollten wir immer in uns hinein hören:
Ist das, was du glaubst eine echte Hilfe und Halt für dich? Bewährt sich diese Regel in vielen Lebenssituationen? Oder fühlst du ein Unwohlsein in dir aufkommen? Erzeugt der Glaube an die Regel sogar Angst und Übelkeit? Dann sollte diese Regel ganz schnell auf den Prüfstand.

Ich halte es da mit Wilhelm Busch:

Wenn mir aber was nicht lieb,
Weg damit! ist mein Prinzip.

Wie seht ihr das? Ich würde mich freuen, wenn ihr mir von euren Erfahrungen, Meinungen etc. berichten würdet.