Diese Woche flatterte uns das Gemeinde-Blättchen ins Haus. Und wie überall im Lande wird auch hier über die Unterbringung von Asylbewerbern geredet.
Da heißt es: die Regierung von Oberbayern hat Direktzuweisungen an den Landkreis angekündigt… Aus Sicht der Verwaltung wäre es angebracht auch in unserer Gemeinde Asylbewerber aufzunehmen… Die Gemeinde wird gebeten nochmals zu prüfen, ob eine Unterbringung in gemeindlichen Räumlichkeiten oder durch eine zeitlich befristete zur Verfügungsstellung von Grundstücken für Containeranlagen möglich wäre.
In einer Zeitung werden die Diskussionen zum Standort wie folgt zusammen gefasst. Da ich denke, dass es so überall passiert oder passieren könnte, habe ich die Namen „ausgemerzt“.
Ein Privatgrundstück im Gewerbegebiet sei vom Eigentümer zurückgezogen worden. Zur Nutzung einer Fläche nahe der katholischen Kirche, die der Pfarrer gern angeboten hätte, verweigere die Diözese ihre Zustimmung. Gegen die Aufstellung von Containern auf dem Festplatz am Bürgerhaus regt sich Widerstand von Feuerwehr- und Vereinsseite. Die Feuerwehr habe den Platz maßgeblich mit hergerichtet und veranstalte dort bekanntlich alle drei Jahre ihr beliebtes Dreschfest, sagte 1.Vorsitzender der Feuerwehr. Neu in der Debatte ist ein Grundstück der Gemeinde, das aber planungsrechtlich im Außenbereich liegt. Das Verfahren zur Schaffung von Baurecht würde hier mit 18 bis 20 Wochen etwas länger dauern als im Innenbereich, so der Bürgermeister.
Dann gab es noch einen ehemaligen Supermarkt und eine alte Schule. Da waren aber die Kosten des Umbaus zu hoch.
Was soll ich sagen, die Wahl, nach Befragung aller interessierten Bürger und ganz besonders der Betroffenen wie Anlieger, in der Nähe befindlicher Schule und Kindergärten, fiel auf das Grundstück einsam am Waldesrand. Die Kosten zur Schaffung des Baurechts lägen bei 15.000 bis 20.000 Euro, dazu müsse mit dem Landkreis verhandelt werden.
Übrigens, ein am Bahnhof aufgestelltes behindertengerechtes, öffentliches „Häuschen“ kostete nur schlappe 120.000 Euro.
Eine Formulierung im Gemeindeblatt ist noch erwähnenswert (man beachte den Konjunktiv):
„Es würde sich empfehlen zu versuchen, ehrenamtliche Helfer für das Projekt und die Betreuung und Integration in die Dorfgemeinschaft zu gewinnen.“
Da drängt sich mir geradezu die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium auf. Auch für unseren Heiland gab es keinen Platz in einer Herberge, so dass seine Eltern ihn im Stall in eine Krippe legen mussten.
Wie wäre das heute?
Wenn der Schnee ans Fenster fällt
von Georg Trakl
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
Lang die Abendglocke läutet,
Vielen ist der Tisch bereitet
Und das Haus ist wohlbestellt.
Mancher auf der Wanderschaft
Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
Aus der Erde kühlem Saft.
Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
Auf dem Tische Brot und Wein.
Dieser Artikel macht betroffen. Sind das keine Menschen, die unser Mitgefühl verdienen? Können sich die, die Ähnliches erlebt haben gar nicht mehr erinnern, was das für den einzelnen Menschen bedeutet? Wenn nach so vielen Jahren nach Kriegsende immer noch in Deutschland der „Vertriebenenstatus“ so hoch gehalten wird, obwohl gerade die jüngeren Mitbürger gar nicht mehr wissen, was „vertrieben“ bedeutet, sonst könnten sie sich zumindest vorstelle, was gerade da in den Krisengebieten abläuft. In die sogenannte Heimat, wo die Wurzeln sind, will doch auch keiner mehr von hier zurück, oder? Ausserdem wollen alle gute Christen sein, es sieht aber nicht danach aus. Zu Weihnachten Geschenke über Geschenke kaufen, in die Kirche gehen, die Weihnachtsgeschichte hören, dabei nicht daran denken, dass es heute nicht anders abläuft als in Bethlehem, ist traurig. Das Argument, dass diese armen Menschen nur in das reiche Deutschland wollen um abzusahnen, na dann mal nachdenken, wie bei uns die „echten“ Deutschen beide Hände aufhalten um überall abzusahnen, auch wenn sie vorher wenig, bzw. gar nichts eingezahlt haben. Mal alte Geschichtsbücher studieren, dann weiss man, dass in der Vergangenheit viele ihr deutsches Heimatland aus finanzieller Not verlassen haben und nicht umgehend wieder zurückgekommen sind.
Nach dem 2. Weltkrieg hat Deutschland ca. 12 bis 14 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene aufgenommen und lag selbst am Boden. Heute geht es uns gut und wir feilschen um 20 bis 40 „Asylanten“ in einer Gemeinde. Ja, das macht mich auch betroffen.
Zum Thema Wirtschaftsflüchtlinge und die deutsche Geschichte habe ich am 17. Januar 2014 einen Eintrag verfasst: „Es war einmal – Impressionen zum Unwort „Sozialtourismus“. Ein kurzer Auszug:
Katharina die Große hat tausenden deutschen Bauern, die in Deutschland kein Auskommen hatten, den Zuzug an die Wolga ermöglicht. Maria Teresia zog mit finanziellen Unterstützungen Menschen aus deutschen Landen ins Banat (Rumänien, Serbien und Ungarn). Dann gibt es noch die Siebenbürger Sachsen, die Schwarzmeerrussen, ganz zu schweigen von den Auswanderungswellen in die neue Welt Amerika und Lateinamerika (Brasilien, Argentinien, Chile, Venezuela,…).
Es gibt aber auch Menschen wie eine Nachbarin, die sich um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge kümmert, oder eine ehemalige Kollegin, die in Asylantenunterkünften Kinder besucht, um mit ihnen zu spielen und sie ein wenig von ihrem Schicksal abzulenken.
Und hier noch eine Aussage einer Studie der Bertelsmann-Stiftung:
6,6 Millionen Menschen ohne deutschen Pass hätten 2012 für einen Überschuss von 22 Milliarden Euro gesorgt. Jeder Ausländer zahle pro Jahr durchschnittlich 3300 Euro mehr Steuern und Sozialabgaben, als er an staatlichen Leistungen erhalte. Das Plus pro Kopf sei in den vergangenen zehn Jahren um über die Hälfte gestiegen. Dies widerlege die weit verbreitete Einschätzung, dass Zuwanderung die Sozialsystem belaste.