Die Farbe unserer Gedanken

Auf die Dauer nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an. (Marc Aurel)

Der Pessimist sieht alles „grau“, der Optimist sieht die Welt durch eine „rosarote“ Brille.

Wie ist das nun aber mit unseren Gedanken und Gefühlen?

Wir  erfassen unsere Umwelt mit unseren Sinnen, über die Augen, Ohren, den Tast-, den Geschmacks- und den Geruchssinn. Was die Sinne erfassen ist aber nur ein Teil der Wirklichkeit.

Zusätzlich wird die Wirklichkeit von unseren Filtern (neurologisch, sozial, individuell) bewertet und nur das durchgelassen, was für uns wichtig ist und in unsere Welt passt.

Dieser Ablauf ist einerseits überlebenswichtig – wir müssen die Menge des für uns physisch Wahrnehmbaren strukturieren und reduzieren, weil die Menge uns sonst erschlägt – andererseits macht uns dieser Ablauf zu Halbwissenden.

Werden die Filter durch Alkohol oder Psychopharmaka geschwächt, dann können auf einmal die nüchternen Realisten über Gott und die Welt philosophieren.

Diese Filter können auch gewollt durch eine Trance außer Kraft gesetzt werden, umso flexibler können wir unser Welt wahrnehmen.

Gefühle und Verstand sind keine Gegner, sondern arbeiten zusammen. In kritischen Situationen helfen unsere Gefühle dem Verstand schnelle Entscheidungen zu treffen. Angst mahnt zur Vorsicht, Ekel warnt uns vor verdorbenem Essen. Unsere Gefühle begleiten uns wie Schutzengel durch den Alltag. Ohne diese Gefühle hätten unsere Vorfahren sicher nicht überlebt.

Gefühle geben uns Ziele im Leben. Sie helfen uns Leiden zu vermeiden und möglichst viel Schönes zu erleben.

In unserer modernen technisierten Welt bekommen wir das Zeigen von Gefühlen abtrainiert. Vielleicht kennen Sie auch den Spruch: „Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“

So gehen wir heute ins Kino um in gefühlsschwangeren Filmen ein paar Tränen zu vergießen, was wir im täglichen Leben auf keinen Fall tun würden.

Wir misstrauen unseren Gefühlen im Alltag, sehnen uns gleichzeitig aber nach ihnen.

Wir brauchen die Unterhaltungsindustrie, die Musik, Poesie oder Farben um unsere Gefühle zu bemerken und zum Ausdruck zu bringen.

Es gibt Menschen, die ihre Gefühle als Farbe wahrnehmen. Es gibt Menschen, die ihre Gefühle in Musik ausdrücken können. Ab und zu wird in einer Talk Show ein Musiker gebeten nicht mit Worten sondern mit seinem Instrument zu antworten. Ich finde das jedes Mal ausgesprochen berührend. Andere wiederum können ihre Gefühle in Worte = Poesie ausdrücken oder schaffen mit Pinsel und Leinwand wundervolle Stimmungen.

Diese Gefühle sind ganz real. Wir können sie in körperlichen Reaktionen erkennen wie Herzklopfen, kalte Hände oder Lachen. Wir erfahren und nehmen wahr über unsere Sinne, in der Seele fühlen wir die Resonanz. Glück empfinden und Traurigkeit beweinen – erst dann sind wir ein Ganzes.

Es ist wissenschaftlich anerkannt, dass viele Beschwerden und auch schwere Krankheiten ihren Anfang in einer emotionalen Unausgewogenheit haben können.

Immunsystem, Gefäßweite, Durchblutung, Stoffwechsel sowie andere Organfunktionen können durch unsere Gedanken beeinflusst werden, im negativen wie im positiven Sinne.

Ich möchte Sie von Herzen darum bitten:

  • Lesen Sie mal wieder ein anrührendes Buch.
  • Nehmen Sie ein Gedichtband zur Hand und stöbern Sie darin.
  • Schauen Sie sich Gemälde an.
  • Erfreuen Sie sich an den Blumen, Bäumen und der Landschaft.
  • Hören Sie dem Zwitschern der Vögel zu oder betrachten Sie die Emsigkeit der Insekten.

Zwei kleine Gedichte von Peter-T. Schulz möchte ich Ihnen noch auf den Weg in die Urlaubszeit mitgeben:


Mein Leben,
das ist ein Bild

Mein Leben,
das ist ein Bild,
an dem ich male.

Leute,
die kommen,
gucken sich gerne
die fertige Hälfte an.

Ich sehe mehr die kahle.

Und bin von der Idee besessen,
hier nichts Schönes zu vergessen.

 

Lebe jetzt!

Und
freu
dich
auf
gleich!