Warum uns positiv denken so schwer fällt

sonne-und-wolkenOptimisten sehen die Sonne,
Pessimisten die grauen Wolken und fürchten sich vor dem Gewitter.

Optimisten leben länger!

Ob das so ist? Ich weiß es nicht, obwohl Statistiken darauf hindeuten. Ich bin mir nur sicher, dass Optimisten besser leben, zufriedener mit sich und der Umwelt.

Leider fällt es uns schwer optimistische Gedanken in uns aufkeimen zu lassen. Wen wundert das, werden wir doch von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde, nein, sogar von Minute zu Minute mit negativen Nachrichten überhäuft. Nachrichten, die darauf ausgerichtet sind in uns ein Gefühl hervorzurufen wie ein Krimi im Kino. Eigentlich sollten wir froh sein, dass es uns besser geht, dass wir nicht mitten in einer solchen negativen Nachricht sitzen, sondern sie nur von Fern beobachten müssen.

Doch die Reaktion unseres Gehirns ist gleich, vielleicht etwas abgeschwächt, als wären wir selbst betroffen. Dieser Adrenalin-Kick macht uns mit der Zeit süchtig.

Nur es bleibt nicht allein bei dem leichten Erschauern, etwas bleibt zurück. Die Angst, es könnte uns auch passieren…

Was Angst mit uns macht, wissen wir bereits. Sie macht, dass wir auf Flucht oder Kampf umstellen. Adrenalin schießt zusätzlich durch unseren Körper bereitet die Muskeln vor, damit wir sofort körperlich reagieren können. Das „Denken“ wird ausgeschaltet, weil es die Flucht oder den Kampf nur stören würde.

Politiker und Extremisten, ja sogar Religionen bedienen sich dieses Wissens. Sie wollen, dass wir Angst empfinden, damit sie uns ihren Schutz anbieten können. Ob dieser Schutz wirklich uns dient oder doch eher dem, der die Angst in uns auslöst, sei einmal dahin gestellt.

Auf jeden Fall sind wir auf diesem Wege gut manipulierbar. Denken nicht erwünscht!

Mental-Trainer gehen genau einen anderen Weg. Sie lassen uns erleben, wie wunderbar es wäre, wenn wir eine Situation meistern würden. In unseren Gedanken malen wir uns aus, wie wunderbar es sich anfühlen würde, z.B. als Sportler auf dem Siegertreppchen ganz oben zu stehen oder den Job zu bekommen, der uns Freude machen würde, die Karriere zu machen, die uns vorschwebt.

Kein Leistungssportler kommt heute mehr ohne seinen Mental-Trainer aus. Viele Manager lassen sich von einem Coach begleiten. Die großen Mental-Trainer beschwören die Macht der Gedanken.

Positive Gedanken machen uns für Stress unempfindlicher. Wer sein Leben überwiegend positiv sieht, kann besser Denken und hat bessere Lösungen parat. Das Leben ist reicher an schönen Erlebnissen, weil man in der Lage ist, die negativen besser zu verarbeiten und ihnen nicht eine übermäßige Bedeutung zumisst.

Wenn ein Fußballtrainer vor einem Spiel seine Mannschaft noch einmal auf das gemeinsame Spiel einschwört, fallen sicher auch mal die Worte: WIR SCHAFFEN DAS. Vielleicht steht davor noch ein „GEMEINSAM“.

Warum glauben wir aber im täglichen Leben lieber den Miesmachern, den Beschwörern von Horror-Szenarien, denen die uns sagen: Wir schaffen das NICHT? Was läuft da so schief in unseren Gedanken?

Physiologisch gesehen, ist es weniger anstrengend die Flucht zu ergreifen, zum Kampf brauchen wir zusätzlich Wut und Zorn im Bauch, z.B. durch vermeintlich ungerechte Behandlung. Negatives Denken findet ziemlich unbewusst statt. Es ist einfach da.

Positives Denken erfordert jedoch einen großen persönlichen Einsatz. Zunächst muss man genau hinschauen, was positiv zu deuten ist. Man muss seinen Grips anstrengen und nachdenken. Man muss in sich hinein hören, ob es sich um eine positive Regung handelt, die wir nicht so selbstverständlich wahrnehmen wie eine negative. Positives Denken muss ständig geschult werden, um nicht wieder in die einfachere Variante abzustürzen.

Mein Vater hätte  wohl Wilhelm Busch dazu zitiert, wobei „Tugend“ dann durch „positiv Denken“ ersetzt werden müsste. Vielleicht ist positiv Denken sogar eine Tugend.

„So ist‘s in alter Zeit gewesen, so ist es, fürcht‘ ich, auch noch heut.
Wer nicht besonders auserlesen, dem macht die Tugend Schwierigkeit.

Aufsteigend musst du dich bemühen, doch ohne Mühe sinkest du.
Der liebe Gott muss immer ziehen, dem Teufel fällt‘s von selber zu.“

Ein wenig unglücklich sein

Welchen Nutzen kann unglücklich sein haben? Hat es überhaupt einen Nutzen? Wenn es keinen Nutzen hat, warum existiert Unglück so hartnäckig?

Nach einer ARD-Woche vom Glück schreit mein Inneres geradezu nach diesen Fragen. Soviel Glück wie uns Fernsehen und Radio diese Woche vorgesetzt haben, ist doch einfach nicht zum Aushalten!

Die Suche nach Glück verleitet uns dazu, nach manchen Dingen zu streben während wir andere wie die Pest meiden.

Wenn wir der Suche nach dem Glück und den Anleitungen dazu folgen könnten, dann wären wir alle schlanke, sportliche, gesunde, mehrsprachige, erfolgreiche, unabhängige Milliardäre.

Warum kennen wir neben dem Gefühl des Glücks aber auch die Gefühle Unzufriedenheit und Langeweile? Warum sind wir auf der Hut vor manchen Versprechungen, die wir sofort als unrealistisch erkennen, auch wenn wir es nicht wahr haben wollen?

Können diese negativen Denkansätze auch einen Nutzen für uns beinhalten. So wie eine gewisse Angst zum Leben und Überleben gehört, gehört auch der „gesunde“ Pessimismus zu einer realistischen Einschätzung unserer Welt.

Menschen mit einem gesunden Pessimismus können ihre Umwelt besser antizipieren, sie können sich besser vorstellen, was alles passieren kann. Deswegen kommen sie zu einer besseren, umfassenderen Beurteilung als die „blauäugigen“ Optimisten.

Zuviel Optimismus ist genauso ein Überlebensrisiko wie zu wenig Angst.

Und überlegen wir mal, was der Motor für Veränderung und damit auch für Verbesserung ist. Wer immer glücklich und zufrieden ist, will sicher nichts verändern. Wer jedoch unzufrieden oder gelangweilt ist, setzt seinen Geist für Veränderung und Verbesserung ein.

Das ist auch in Situationen der Fall, die wir gerne Krisen nennen. Wenn ich meinen Job verliere oder eine Beziehung beende, bin ich sicher nicht glücklich. Dieser Einschnitt in meinem bisherigen Leben birgt aber die Chance in sich, innezuhalten und den eigenen Kurs zu überdenken. Ich kann dann Umstände und Situationen neu bewerten und so einen anderen Weg finden.

Also seien Sie nicht traurig und frustriert, wenn es mit den Glücksgefühlen nicht immer so gut klappt. Seien Sie bewusst mal traurig und pessimistisch. Auch das gehört zu unserem Leben. Machen Sie sich bewusst, dass Fortschritt auch mit „unglücklich sein“ zu tun hat.

Nur wenn diese Phase nicht zu einem Ende kommt, brauchen Sie Hilfe.

Die Farbe unserer Gedanken

Auf die Dauer nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an. (Marc Aurel)

Der Pessimist sieht alles „grau“, der Optimist sieht die Welt durch eine „rosarote“ Brille.

Wie ist das nun aber mit unseren Gedanken und Gefühlen?

Wir  erfassen unsere Umwelt mit unseren Sinnen, über die Augen, Ohren, den Tast-, den Geschmacks- und den Geruchssinn. Was die Sinne erfassen ist aber nur ein Teil der Wirklichkeit.

Zusätzlich wird die Wirklichkeit von unseren Filtern (neurologisch, sozial, individuell) bewertet und nur das durchgelassen, was für uns wichtig ist und in unsere Welt passt.

Dieser Ablauf ist einerseits überlebenswichtig – wir müssen die Menge des für uns physisch Wahrnehmbaren strukturieren und reduzieren, weil die Menge uns sonst erschlägt – andererseits macht uns dieser Ablauf zu Halbwissenden.

Werden die Filter durch Alkohol oder Psychopharmaka geschwächt, dann können auf einmal die nüchternen Realisten über Gott und die Welt philosophieren.

Diese Filter können auch gewollt durch eine Trance außer Kraft gesetzt werden, umso flexibler können wir unser Welt wahrnehmen.

Gefühle und Verstand sind keine Gegner, sondern arbeiten zusammen. In kritischen Situationen helfen unsere Gefühle dem Verstand schnelle Entscheidungen zu treffen. Angst mahnt zur Vorsicht, Ekel warnt uns vor verdorbenem Essen. Unsere Gefühle begleiten uns wie Schutzengel durch den Alltag. Ohne diese Gefühle hätten unsere Vorfahren sicher nicht überlebt.

Gefühle geben uns Ziele im Leben. Sie helfen uns Leiden zu vermeiden und möglichst viel Schönes zu erleben.

In unserer modernen technisierten Welt bekommen wir das Zeigen von Gefühlen abtrainiert. Vielleicht kennen Sie auch den Spruch: „Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“

So gehen wir heute ins Kino um in gefühlsschwangeren Filmen ein paar Tränen zu vergießen, was wir im täglichen Leben auf keinen Fall tun würden.

Wir misstrauen unseren Gefühlen im Alltag, sehnen uns gleichzeitig aber nach ihnen.

Wir brauchen die Unterhaltungsindustrie, die Musik, Poesie oder Farben um unsere Gefühle zu bemerken und zum Ausdruck zu bringen.

Es gibt Menschen, die ihre Gefühle als Farbe wahrnehmen. Es gibt Menschen, die ihre Gefühle in Musik ausdrücken können. Ab und zu wird in einer Talk Show ein Musiker gebeten nicht mit Worten sondern mit seinem Instrument zu antworten. Ich finde das jedes Mal ausgesprochen berührend. Andere wiederum können ihre Gefühle in Worte = Poesie ausdrücken oder schaffen mit Pinsel und Leinwand wundervolle Stimmungen.

Diese Gefühle sind ganz real. Wir können sie in körperlichen Reaktionen erkennen wie Herzklopfen, kalte Hände oder Lachen. Wir erfahren und nehmen wahr über unsere Sinne, in der Seele fühlen wir die Resonanz. Glück empfinden und Traurigkeit beweinen – erst dann sind wir ein Ganzes.

Es ist wissenschaftlich anerkannt, dass viele Beschwerden und auch schwere Krankheiten ihren Anfang in einer emotionalen Unausgewogenheit haben können.

Immunsystem, Gefäßweite, Durchblutung, Stoffwechsel sowie andere Organfunktionen können durch unsere Gedanken beeinflusst werden, im negativen wie im positiven Sinne.

Ich möchte Sie von Herzen darum bitten:

  • Lesen Sie mal wieder ein anrührendes Buch.
  • Nehmen Sie ein Gedichtband zur Hand und stöbern Sie darin.
  • Schauen Sie sich Gemälde an.
  • Erfreuen Sie sich an den Blumen, Bäumen und der Landschaft.
  • Hören Sie dem Zwitschern der Vögel zu oder betrachten Sie die Emsigkeit der Insekten.

Zwei kleine Gedichte von Peter-T. Schulz möchte ich Ihnen noch auf den Weg in die Urlaubszeit mitgeben:


Mein Leben,
das ist ein Bild

Mein Leben,
das ist ein Bild,
an dem ich male.

Leute,
die kommen,
gucken sich gerne
die fertige Hälfte an.

Ich sehe mehr die kahle.

Und bin von der Idee besessen,
hier nichts Schönes zu vergessen.

 

Lebe jetzt!

Und
freu
dich
auf
gleich!

Selbstbewusstsein – was ist das?

Selbstbewusstsein ist

  •  zu tun, was man tun möchte
  •  zu sagen, was man denkt (ohne andere zu verletzen)
  • sich sicher, entspannt und wohl zu fühlen
  • frei von den Beurteilungen anderer zu sein
  • sich Fehler und Misserfolge zu erlauben
  • sich nicht darum zu kümmern, was andere von einem denken
  • an sich selbst zu glauben
  • nicht zu denken, dass es immer andere gibt, die besser sind als man selbst
  • sich Ziele zu setzen, die man auch erreichen kann
  • sich selbst zu genügen und nicht anderen
  • den Mut zu haben, das zu erreichen, was man will
  • mit sich selbst zufrieden zu sein
  • Selbstachtung zu haben
  • Dinge zu erledigen, so gut man kann
  • Alleinsein zu genießen

Stimmen Sie diesen Gedanken zu?

Wie entsteht Selbstbewusstsein oder ein Mangel daran?

Erziehung spielt eine große, wenn nicht entscheidende Rolle, bei der Entstehung von gesundem Selbstbewusstsein, aber auch bei der Ausprägung von Minderwertigkeitsgefühlen.

Die Grundlage wird im Elternhaus gelegt. Von großer Bedeutung sind die Erlebnisse in den ersten vier Jahre in der Schule, in der Pubertät und in den ersten Jahren der Berufstätigkeit.

Erlebt ein Kind die optimistische Einstellung der Eltern zum Leben, so beeinflusst das seine Seele positiv. Wer in einer angstfreien, optimistischen Atmosphäre aufwächst, übernimmt den Glauben an das Positive im Leben und vertraut in schwierigen Situationen auf einen guten Ausgang: „Es ist noch immer gut gegangen.“ Optimismus gibt die Kraft, Schwierigkeiten zu überwinden und Verletzungen leichter zu verarbeiten.

Eine negative, pessimistische Einstellung dagegen raubt dem Menschen die Kraft, seine Probleme anzupacken. Der Pessimist glaubt nicht an seine Fähigkeiten und an den Erfolg seiner Pläne. Er hat keine positiven Erwartungen und raubt sich damit die Lebensfreude.

Lebensfreude gehört jedoch zu einem ausgeprägten Selbstbewusstsein. Wer sich selbst annehmen kann, kann auch andere Menschen akzeptieren.

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Wie kann ich aber meinen Nächsten lieben, wenn ich mich selbst nicht liebe?

So ist es wichtig  zunächst zu lernen sich selbst anzunehmen.

Lassen Sie sich von positiven Mitmenschen helfen:
Schauen Sie sich gut die Menschen an, mit denen Sie sich umgeben. Halten Sie Ausschau nach denen, die sich selbst leiden können, die Ihnen mit aufgeschlossener, optimistischer Freundlichkeit begegnen. Versuchen Sie so oft wie möglich den Kontakt mit pessimistischen Zeitgenossen zu vermeiden.

Selbstbewusstsein und Optimismus sind eng miteinander verknüpft, wie auch Minderwertigkeitsgefühle und Pessimismus.

Und aufgepasst:
Optimistische Gedanken sind genauso ansteckend wie pessimistische.

Lassen Sie sich von Optimisten mitreißen. Vielleicht verleihen Sie Ihnen ja Flügel.

Nächsten Freitag geht es hier weiter. Bis dahin eine schöne Zeit.