Der Traum zum vierten Advent

Die Weihnachtszeit lädt ein zum Träumen. Macht es euch kuschelig, hinterm warmen Ofen oder unter einer Decke, mit einer Tasse Glühwein und würzigen Plätzchen. Vielleicht passiert euch auch dann das, was in dem Gedicht von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben festgehalten wurde.

Der Traum

Ich lag und schlief, da träumte mir
Ein wunderschöner Traum:
Es stand auf unserm Tisch vor mir
Ein hoher Weihnachtsbaum.

Und bunte Lichter ohne Zahl,
Die brannten ringsumher;
Die Zweige waren allzumal
Von goldnen Äpfeln schwer.

Und Zuckerpuppen hingen dran,
Das war mal eine Pracht!
Da gab’s, was ich nur wünschen kann
Und was mir Freude macht.

Und als ich nach dem Baume sah
Und ganz verwundert stand,
Nach einem Apfel griff ich da,
Und alles, alles schwand.

Da wacht‘ ich auf aus meinem Traum,
Und dunkel war’s um mich.
Du lieber, schöner Weihnachtsbaum,
Sag an, wo find‘ ich dich?

Da war es just, als rief er mir,
„Du darfst nur artig sein,
Dann steh‘ ich wiederum vor dir;
Jetzt aber schlaf nur ein!

Und wenn du folgst und artig bist,
Dann ist erfüllt dein Traum,
Dann bringet dir der heil’ge Christ
Den schönsten Weihnachtsbaum!“

Ich wünsche euch zum vierten Advent einen verträumten Abend.
Und dann schön artig sein und alles befolgen.
Dann, ja dann, geht der Traum in Erfüllung.

Eure Birgitt

Was ist euch wichtig zu Weihnachten?

Wie jeder einzelne die Weihnachtszeit verbringt und das Weihnachtsfest organisiert, ist sicher sehr unterschiedlich. Bei der ganzen Diskussion um Lockdown vor oder nach Weihnachten, Beschränkungen über die Weihnachtszeit usw. habe ich mich gefragt, was ist mir persönlich eigentlich wirklich wichtig und unverzichtbar für die Weihnachtszeit.

Als Kind habe ich gedacht, so wie meine Eltern und wir Kinder gefeiert haben, das wird sich nie ändern. Spätestens, wenn man erwachsen ist und neue Familienmitglieder dazu kommen oder man weit von zu Hause wohnt, wird sich etwas ändern.

Also, was ist es, was ihr von eueren Eltern mitgenommen habt und genau so macht wie sie.

Was ist euch heute wichtig?

Der Weihnachtsbaum, die Christmette, der Weihnachtsmarkt, die Geschenke, die Plätzchen oder Gebäck, der Weihnachtsbraten, das Adventssingen, der Weihnachtsspaziergang, die Familienfeier?

Lange glaubte ich, dass ich nie auf einen Weihnachtsbaum verzichten möchte. Bis nach meinem Vater auch meine Mutter vor 5 Jahren 2 Tage vor Heiligabend starb. Seitdem habe ich keinen Weihnachtsbaum mehr aufgestellt. Obwohl es mir manchmal im Herzen weh tut, den wunderschönen alten Weihnachtsschmuck nicht mehr zu gebrauchen. Dieses Jahr hatte ich das erste Mal wieder Lust. Ich muss aber gestehen, dass die ganze Situation um Corona mich doch mehr belastet, als ich mir selbst eingestehen wollte. Ich denke, wir warten noch ein Jahr.

Unverzichtbar ist für mich das traditionelle Essen zu Heiligabend und zum Teil zu Weihnachten. Heiligabend gibt es bei mir mittags Kartoffelsalat und Würstchen und abends eingelegten Hering. Zu Weihnachten variiert der Braten, aber der russische Salat muss sein.

Eure Birgitt

Weihnachtliche Traditionen

Jeder hat wohl eine Vorstellung davon, was unbedingt zu Weihnachten gehört, z.B. Weihnachtsbaum, -essen und Geschenke.

Wenn ich an Weihnachten denke, dann fallen mir einige Traditionen unserer Familie ein. Heiligabend gab und gibt es zum Mittagessen immer Kartoffelsalat und Würstchen. Am Abend gehört unbedingt der eingelegte Hering dazu. Früher gab es zusätzlich Entenbrust und Lachsschinken. Das schaffe ich nicht mehr. Der eingelegte Hering begleitet auch noch das Abendbrot der Weihnachtsfeiertage.

Was an den Weihnachtsfeiertagen nicht fehlen darf ist der russische Salat zum Mittagessen. Sonst ist es ein Braten. Früher war es ein Sauerbraten mit Rotkohl und Klößen. Danach folgten Rehrücken, Lammfilet und vieles mehr. Dieses Jahr wird es ein Champignonbraten aus dem Bürgermeisterstück, ohne Rotkohl aber mit Knödeln. Wer das Bürgermeisterstück nicht kennt, dem sei erklärt, es liegt oberhalb der Kugel der Keule vom Rind und ist besonders zart, da es fast ausschließlich aus Muskelfleisch besteht.

Wem jetzt das Wasser im Munde zusammen läuft, wie mir, für die wechsele ich nun zum Weihnachtsbaum.

Früher war es immer eine Rotfichte, die duftet auch am stärksten. Vor 15 Jahren legten wir uns einen (wie ich sage) Klappspaten zu, sprich einen Baum aus Plastik. Nicht weil wir den schön finden. Nein, es war einfach bequemer. Mein Vater war damals nicht mehr in der Lage, einen Baum aufzustellen. Und mein erster und einziger Versuch endete damit, dass wir den Weihnachtsbaum am Vertiko festbinden mussten, damit er nicht umfiel.

Ein Beitrag in einer Zeitung von Heute hat mir gesagt, dass nun nach 15 Jahren die Zeit anfängt, dass der Plastikbaum einen ökologisch wertvolleren Fußabdruck hat, als eine echte Tanne. Na ja!

Nach dem Tod unserer Mutti haben wir nun 4 Jahre lang keinen Weihnachtsbaum mehr aufgestellt. Dieses Jahr soll sich das wieder ändern.

An den Weihnachtsbaum kommt alter Christbaumschmuck, noch aus der Kinderzeit meines Vaters. Meine Mutter kaufte ein paar Kugeln dazu, weil von Zeit zu Zeit doch etwas kaputt ging.

Meine Schwester und ich überprüften immer, ob auch alle unsere Lieblingsstücke angehängt waren. Heute noch besitzen wir das alte Lametta, das es schon längst nicht mehr zu kaufen gibt, weil Blei enthalten ist. Dafür glitzert es auch besonders schön und rutscht nicht wie die heutige Folie vom Baum.

Mein Lieblingsstück war übrigens eine Trompete, auf der man sogar blasen konnte. Meine Schwester hielt immer nach einem besonderen Engel Ausschau und mein Vater erzählte über den Weihnachtsmann, dass dieser in seiner Kindheit noch geleuchtet hat. Ich glaube, diese Dinge sind irgendwann wie das Lametta in Verruf geraten, weil sie u. U. radioaktives Material enthalten konnten.

Nun habe ich euch viel erzählt, was bei uns so Tradition ist. Wie haltet ihr es damit? Gibt es  bestimmtes Essen zu Weihnachten? Habt ihr immer den gleichen Christbaumschmuck am Baum?

Ein amerikanischer Weihnachtsbaum

1988 (wie die Zeit vergeht …) war ich das erste Mal in USA, genau zur Vorweihnachtszeit. Ich war fasziniert von der üppigen Beleuchtung und dem „Ideenreichtum“, was alles als Weihnachtsbaum herhalten kann. Gut, Florida ist sicher nicht mit Tannen und Fichten gesegnet.

Weihnachtssterne, wie eine Pyramide aufgestellt, ersetzten den Weihnachtsbaum. Und glaubt mir, wie alles andere in USA, hatte diese Pyramide Ausmaße, die mir einfach ein Oooooh auf die Lippen brachten. Ich denke, sie war sicherlich 10 Meter hoch mit einem Durchmesser von 6-7 Metern. Ich war beeindruckt.

Santa Claus flog mit einem riesigen Heißluft-Ballon, auf dem Rentiere samt Schlitten zu sehen waren, auf einem der riesengroßen Supermarkt-Parkplätze ein.

Es gab aber auch „normale“ Tannenbäume, die alle superperfekt aussahen. Ein Freund, der schon länger in USA arbeitete, nahm mich an einen Verkaufsstand mit. Und schon löste sich das Geheimnis der Perfektion. Die Tannenbäume wurden auf Idealmaß mit der Heckenschere zugeschnitten. Auch ein Weg!

Dabei fällt mir ein, dass mein Großvater und auch noch mein Vater ebenfalls schöpferischer tätig waren. Da wo am Weihnachtsbaum zu viele Äste waren, wurden diese entfernt. An den Stellen, an denen die Äste nicht so üppig ausfielen, wurden dann Löcher gebohrt (erinnert ihr euch an den Handbohrer von der Kokosnuss?) und die abgeschnittenen Äste eingesetzt.

Habt ihr einen Lieblings-Weihnachtsbaum? Sieht er jedes Jahr ziemlich gleich aus? Oder schmückt ihr ihn unterschiedlich?

Zur Erinnerung:
So langsam wird es Zeit sich um einen Baum zu kümmern!

Weihnachtsbäume

Weihnachtsbaum nostalgischNoch heute kann ich mich gut daran erinnern, dass die Weihnachtsbäume in den verschiedenen Familien auch unterschiedlich aussahen.

Unser Weihnachtsbaum war immer schlank, hoch und gleichmäßig gewachsen, eben wie eine typische Harztanne. Der Christbaumschmuck war jedes Jahr derselbe. Von Zeit zu Zeit wurde kaputtes durch neues ersetzt. Das war es dann aber auch. Manche Schmuckteile stammten noch aus der Kinderzeit meines Vaters und sogar des Großvaters. Es gab rote, goldene und silberne Kugeln, Vögelchen, Trompeten, leuchtende Weihnachtsmänner, Engelchen im Sternenkranz und große und kleine Glöckchen. Selbstverständlich wurde der Christbaum zum Schluss mit Lametta kunstvoll beworfen. Das war noch bleihaltiges Lametta, was dafür umso schöner glitzerte. Und zu meiner Kinderzeit waren noch echte Kerzen am Baum, die ich nach der Bescherung abwechselnd mit meiner Schwester auspusten durfte. Um ganz oben hinzugelangen hat mich mein Vater hochgehoben.

Für mich war dieser Baum etwas Erhabenes.

Bei meiner Tante war der Baum immer ein bisschen kugelig und überwiegend in Silber geschmückt.

Ich hatte von diesem Baum den Eindruck, dass er satt und zufrieden mit sich und der Welt war.

Bei meinen Großeltern gab es „nur“ einen Weihnachtsstrauß in einer großen Bodenvase. Nun ja, da gab es auch keine Bescherung. Ich hatte das Gefühl, dass dieser Weihnachtsstrauß zu mir sagte, ich bin hier zur Erinnerung an bessere Zeiten, in denen Kinder unter dem Weihnachtsbaum nach Geschenken suchten.

Dieser Strauß hat mich immer etwas bedrückt und traurig gemacht.

Dann muss ich noch unbedingt von dem Weihnachtsbaum der Besitzer unseres Tante-Emma-Ladens erzählen. Dieser Baum wurde nur mit Kerzen bestückt. Kein Schmuck, nur hundert und mehr Kerzen auf silbernen Kerzenhaltern. Das Anzünden der Kerzen war eine große Prozedur. Mit einem langen brennenden Wachsstäbchen wurde Kerze für Kerze von oben nach unten entzündet. Wenn die Kerzen an diesem Baum brannten, dann erwärmten sie das kleine Wohnzimmer, so dass es keines Ofens bedurfte.

Und wenn er in seiner ganzen Pracht dastand, dann „Wow“: majestätisch und von einer Strahlkraft wie aus einer anderen Welt. Einfach faszinierend und überwältigend.

Ich habe noch manch anderen Weihnachtsbaum in meinem Leben kennengelernt, von prunkvoll über traditionell, modern und einfach gemütlich.

Aber den Weihnachtsbaum meiner Kindheit werde ich nie vergessen.

Ein Tännlein aus dem Walde

Ein Tännlein aus dem Walde,
und sei es noch so klein,
mit seinen grünen Zweigen
soll unsre Freude sein!

Es stand in Schnee und Eise
in klarer Winterluft;
nun bringt’s in unsre Stuben
den frischen Waldesduft.

Wir wollen schön es schmücken
mit Stern und Flittergold,
mit Äpfeln und mit Nüssen
und Lichtlein wunderhold.

Und sinkt die Weihnacht nieder,
dann gibt es lichten Schein,
das leuchtet Alt und Jungen
ins Herz hinein.

Albert Sergel

Isch habe gar keine Mann… Die Geschichte meines ersten Weihnachtsbaum Kaufes

WeihnachtsbaumDas erste Mal sollte das Weihnachtsfest bei mir gefeiert werden. Ich hatte alles, was aus Tradition in unserer Familie zum Weihnachtsfest gehörte bereits eingekauft: Heringe, Weihnachtsschinken, die Zutaten für den russischen Salat, ein Rehrücken, Rotkohl,… Es fehlte nichts.

Außer dem Weihnachtsbaum!

Einen Baumständer und eine Decke, auf der der Baum stehen sollte, Strohsterne und massenhaft rotes Schleifenband, alles stand für das Weihnachtsfest bereit. Ja, der Weihnachtsbaum sollte einmal anders aussehen, als er all die Jahre mit dem Weihnachtsbaum-Familienschmuck aussah.

Es fehlte also nur noch der Baum. Es sollte keine Nordmann-Tanne sondern eine Rot-Fichte werden, wie in meinen Kinderjahren.

Ich machte mich auf zum Weihnachtsbaum-Verkauf auf dem Parkplatz meines Kaufhauses. Im Auto hatte ich schon den Rücksitz umgeklappt, damit das gute Stück auch hineinpassen würde. Ich parkte mein Auto auf dem Dach des Kaufhauses und ging die Treppen hinab zum umfunktionierten Parkplatz – Weihnachtsbaumstand.

Lange brauchte ich, um mich für einen Baum zu entscheiden. Er sollte nicht zu klein aber auch nicht zu groß sein, er sollte gerade gewachsen sein und nicht ausladend. Nach gefühlt 100 Bäumen entschied ich mich für das in meinen Augen ideale Exemplar. Ich packte den Baum und brachte ihn zu dem jungen Mann, der für das Einpacken in ein Netz und bezahlen zuständig war. Nun nannte ich einen Weihnachtsbaum mein eigen.

Ich fragte den jungen Mann, ob ich den Baum einen Moment dort stehen lassen könnte, weil ich mein Auto vom Parkdeck holen wollte, um ihn dann zu verstauen. „Kein Problem“ – war die Antwort.

Als ich mit meinem Auto direkt vor dem Verkaufsstand parkte und den Baum einladen wollte, konnte ich den Baum nicht mehr sehen. Wo war er? Nach einigem Umschauen und Suchen ging ich zu dem jungen Mann und fragt ihn.

Er machte nun große Augen und sagte: „Den hat doch gerade ihr Mann abgeholt.“

Nun wurden meine Augen groß: „Ich habe gar keinen Mann!“

Oh, wie peinlich war das dem jungen Mann!

Schuldbewusst half er mir beim Aussuchen eines neuen Kandidaten. Er war aber nicht so schön wie mein erster Baum, erfüllte dann aber doch seinen Zweck.

Oft habe ich darüber nachgedacht, warum jemand einen Baum klaut und in welcher Stube er wohl gestanden hat.

Manchmal male ich mir aus, dass die Familie vielleicht kein Geld für einen Weihnachtsbaum erübrigen konnte und die kleinen Kinder sich so sehr einen Weihnachtsbaum wünschten, dass der Vater dafür einfach einen Baum, der schon bezahlt war, mitgehen ließ.

Wer weiß?

Eine kleine Tanne

weihnachtsbäume

Es war einmal eine kleine Tanne im tiefen, tiefen Wald. Die meisten Bäume um sie herum waren älter und größer und sie musste sich manchen Spott anhören, weil sie noch so klein war, dass ein Hase über sie springen konnte.

Zur Winterzeit zwitscherten die Vögel manche Geschichte über die Menschen. Sie erzählten über Bäume und Büsche in den Gärten der Menschen, die die Menschen mit Lichtern schmückten. Manche wurden auch mit glitzerndem Schmuck aufgehübscht.

Die älteren unter ihnen, hatten noch etwas anderes erlebt, über das sie berichteten. Besonders schön gewachsene Tannen, die nicht zu groß waren, wurden in die Menschenstuben gebracht und geschmückt mit glänzenden Kugeln, mit Sternen, mit Engelshaar und Lametta. Ganz oben in die Spitze bekamen diese Tannen einen Stern oder einen wunderschön gestalteten, spitzen Hut gesetzt. Um ihren Stamm wurde ein Traum von einer Spitzendecke drapiert. Und wenn die Lichter auf ihren Zweigen leuchteten, dann versammelten sich die Menschen um den Baum herum, sangen, tanzten, packten große und kleine Kisten aus und alle waren glücklich.

Da sagte die kleine Tanne zu sich: da will ich auch einmal hin und glücklich sein.

In den folgenden Jahren gab die kleine Tanne sich sehr viel Mühe gerade zu wachsen und achtet sehr darauf, dass alle ihre Zweige sich schön gleichmäßig ausbildeten. Wenn die Sonne schien, der Wind sie liebkostend streichelte oder die Vögel sangen, hatte die kleine Tanne gar keine Zeit, das wahrzunehmen.

Es kam wieder die Winterzeit, die Tage wurden kürzer und tatsächlich kamen wieder Menschen in den Wald um gerade und gleichmäßig gewachsene Bäume auszusuchen und mitzunehmen. Die kleine Tanne reckte und streckte sich um auch ja einen guten Eindruck zu hinterlassen. Eine Familie mit 2 kleinen Kindern wurde auf sie aufmerksam und der Vater setzte die Säge an, um sie zu fällen.

Autsch, das tat aber mächtig weh. Vor Schmerz drückte sie ein paar Harztränen aus der Wunde. Wie der Stamm endlich durchtrennt war, fiel sie unsanft auf die Nase. Schon packte der Vater sie und band sie auf den Schlitten.

Bei den Menschen angekommen wurde die kleine Tanne gleich in die gute Stube gebracht. Die Eltern erzählten ihren Kindern, dass heute Nacht der Weihnachtsmann die kleine Tanne schmücken würde, damit sie alle morgen den Heiligen Abend feiern könnten.

Es kam in der Nacht aber nicht der Weihnachtsmann sondern der Vater. In einer großen Kiste hatte er Lichterketten, glitzernden Weihnachtsbaumkugeln, Glöckchen und Strohsterne. Die kleine Tanne wurde auf einen Hocker, der mit einer roten Decke bedeckt war, in einen Behälter mit Wasser gestellt. Über jedes Teil des Weihnachtsschmuckes freute sie sich, wenn er an ihre Zweige gehängt wurde. Zum Schluss erhielt sie noch eine silberfarbene Spitze aufgesetzt. Die Mutter legte größere und kleinere in buntes Papier gewickelte Päckchen unter die kleine Tanne.

Am nächsten Abend wurden alle Lichter angemacht und die kleine Tanne stand in ihrer vollen Pracht da und war so aufgeregt, dass sie gar nicht mitbekam wie ein Glöckchen erklang und die Kinder ins Zimmer stürmten.

Das war ein Oh und Ah, wie schön der Weihnachtsbaum wäre.

Im Nu waren die bunt eingewickelten Päckchen ausgepackt und keiner hatte mehr ein Auge für die kleine Tanne.

Da fragte sich die kleine Tanne wie es nun wohl weitergehen würde. Darüber hatten die Vögel des Waldes nicht gesprochen.

Nach ein paar Tagen wurde der Christbaumschmuck von der kleinen Tanne entfernt und zurück in die große Kiste verstaut.

Da stand sie nackt und stellenweise recht kahl auf ihrem Hocker. Von ihrer großen Pracht waren nur noch ein paar Lametta-Bänder übrig geblieben.

Sie wurde auf den Balkon getragen und dann einfach von ihm runter geworfen. Da lag sie nun auf dem Rasen und wartet was nun passieren würde. Da kam ein alter Rabe heran gehupft und beäugte die kleine Tanne.

Dich kenne ich doch aus dem tiefen, tiefen Wald. Warst du nicht die kleine eitle Tanne, die immer nur auf ihr großes Glück wartete und dabei nicht merkte, dass die Sonne dich wärmte, der Wind dich liebkoste und die Vögel dir Lieder sangen? Hat es sich nun gelohnt auf das große Glück zu warten anstatt jeden Moment zu genießen?

Die kleine Tanne war ganz kleinlaut und dachte bei sich:
Das große Glück habe ich ja auch nicht bemerkt, weil ich so aufgeregt war.
Nun ist mein Leben total verpfuscht, weil ich immer mehr als die anderen erleben wollte.

Schon kam der Nachbar daher und schnappte sich unsere kleine Tanne, zerteilte sie in kleine Stücke und nahm sie mit in das Haus um mit ihr das Feuer im Kamin anzuheizen.

Da gab sich unsere kleine Tanne noch einmal richtig Mühe und knisterte und sprühte Funken bevor sie mit hellem Schein verbrannte.

Frei nach Hans Christian Andersen, Der Tannenbaum

14.Dezember

weihnachtsbäumeUm den Weihnachtsbaum wurde immer ein großes Geheimnis gemacht. Wir Kinder durften nicht mehr in die Stube, weil ja der Weihnachtsmann kam, um den Weihnachtsbaum zu schmücken und die Geschenke unter ihn zu legen. Wir warteten in der Wohnküche darauf, dass endlich das Glöckchen uns zur Bescherung rufen würde. Auf dem Flur waren ab und an mächtige Schritte und ein wenig Rumpeln zu hören. Wir vermuteten den Weihnachtsmann und ich, als Jüngste (und als Frechste?), bin dann ganz schnell vor schlechtem Gewissen unter den Küchentisch gerutscht.

Der Traum
von Hoffmann von Fallersleben

Ich lag und schlief, da träumte mir
ein wunderschöner Traum.
Es stand auf unserm Tisch vor mir
ein hoher Weihnachtsbaum.

Und bunte Lichter ohne Zahl,
die brannten ringsumher;
die Zweige waren allzumal
von goldnen Äpfeln schwer.

Und Zuckerpuppen hingen dran,
das war mal eine Pracht!
Da gab‘s, was ich nur wünschen kann
und was mir Freude macht.

Und als ich nach dem Baume sah
und ganz verwundert stand,
nach einem Apfel griff ich da,
und alles, alles schwand.

Da wacht‘ ich auf aus meinem Traum,
und dunkel war‘s um mich.
Du lieber, schöner Weihnachtsbaum,
sag an, wo find ich dich?

Da war es just, als rief er mir,
„Du darfst nur artig sein,
dann steh ich wiederum vor dir;
jetzt aber schlaf nur ein!

Und wenn du folgst und artig bist,
dann ist erfüllt dein Traum,
dann bringet dir der heilge Christ
den schönsten Weihnachtsbaum!“