Mit dem ganzen Gehirn – ganzheitlich denken

Steintor

Intuition, Gefühle, Verstand und Instinkt sind Bestandteile unseres Denkens und Verhaltens. Wenn ein Teil überwiegt, verhalten wir uns entweder esoterisch abgehoben, Himmel hoch jauchzend zu Tode betrübt, analytisch oder triebhaft.

Zufriedenheit, Glück und gesundes Wohlbefinden finden wir jedoch eher in einem ausgewogenen Zustand.

Wie sähe es denn aus, wenn wir nur aus Intuition, Gefühl, Verstand und Instinkt bestünden?

Würden wir uns nur auf die Intuition verlassen, würden wir allein unseren Ahnungen folgen, wären wir Risiken, Ängsten aber auch Wunschdenken ohne den Schutz unseres rationalen Verstandes ausgesetzt.

Wenn wir die Gefühlswelt in den Vordergrund stellen, wären wir immerzu traurig oder freudig erregt, ohne zu wissen, was der Auslöser ist.

Der Verstand allein eingesetzt würde unsere Welt in eine kalte, berechnende Welt verwandeln.

Gäben wir nur unseren Instinkten nach, wären wir oft auf der Flucht oder würden sinnlos kämpfen.

Warum beschleicht mich eigentlich gerade das Gefühl, dass ich unsere heutige Welt beschreibe?

Ganzheitlich denken, also Intuition, Gefühle, Verstand und Instinkt bewusst zulassen, könnte dann vielleicht in eine Welt der gegenseitigen Fürsorge, Liebe und ohne Krieg führen?

Ich weiß es nicht und ich will auch kein Weltverbesserer sein oder werden.

Trotzdem möchte ich in Ihrem eigenen Interesse dazu aufrufen, die Welt mit allen uns zur Verfügung stehenden Regungen unseres Denkens zu betrachten und zu beleben.

Die Welt besteht nicht nur aus Fortpflanzung oder Erhaltung der Art und nicht nur aus Selbstverwirklichung und Glück des Individuums.

Viele haben das schon erkannt und leben danach. Sonst gäbe es keine Krankenhäuser, keine Einrichtungen für Bedürftige oder Behinderte, keine Tafeln oder keine Vereine, die bei Katastrophen helfen.

Die meisten sind zu der Erkenntnis gekommen, dass jedes Menschenleben bewahrt werden sollte, egal welcher Rasse, Geschlechts, Religion, Nationalität. Viele akzeptieren, dass es auch Lebensformen ohne Fortpflanzung gibt wie kinderlose Ehepaare, gleichgeschlechtliche Partnerschaften, Allein-Lebende.

Wenn wir uns in die Lage versetzen könnten alle unsere Empfindungen zu vernetzen und auszuweiten, würden wir, die Gesellschaft und die Welt wahrscheinlich einen Quantensprung der Entwicklung vollziehen.

Seien Sie

  • großherzig
  • mitfühlend
  • „wir“-denkend und nicht „ich“-bezogen
  • ethisch handelnd
  • friedliebend
  • Konflikt lösend
  • freundschaftlich gegenüber allem Andersartigen

Sie werden sehen, Ihr Leben bekommt mehr Sinn und Bedeutung und Sie werden neue Erfahrungen machen, die Ihr Leben bereichern.

Wie subjektiv ist objektiv?

Sichtweise

Bei einer Entscheidungsfindung gibt es viele Wege, die wir beschreiten können.
Da gibt es die gute Für-und-Wider-Liste, Mind-Mapping, Brain-Storming und vieles mehr.

Ich selbst bevorzuge die Für-und-Wider-Liste. Auf der eine Seite steht alles, was dafür spricht, auf der anderen alles, was dagegen spricht. Wenn ich glaube alles aufgeschrieben zu haben, dann gehe ich zu einer Bewertung über, was ist mir besonders wichtig, was würde mich besonders beeinträchtigen. Ich vergebe Plus- und Minus- Punkte für die einzelnen Sichtweisen und addiere unter dem Strich zusammen.

Oft weiß ich auf Anhieb, dass ich mich mit dem Ergebnis nicht wohl fühlen würde, überlege erneut, ob ich auch wirklich alles betrachtet habe… und lasse meine Intuition entscheiden.

Also die ganze Arbeit vergeblich, nur reine Zeitverschwendung?

An dieser Stelle ist wohl der Hinweis angebracht, dass wir Verstand und Gefühle nicht trennen können. Beides ist fest miteinander verbunden. Auch bei den Entscheidungen, die wir unserer Meinung ganz „rational“ treffen ist das limbische System, das für unsere Gefühle eine wichtige Rolle spielt, aktiv.

Das hat Antonio Damasio, ein portugiesischer Neurologe, 1982 mit einem Patienten herausgefunden, dem ein Tumor aus dem Stirnlappen entfernt werden musste. Dieser Patient war von da an ohne jegliche Emotionen, konnte aber auch keine Entscheidungen mehr treffen, und das bei gleichbleibendem Intelligenz-Quotienten.

Ohne Gefühle ist der Verstand hilflos!

Jeder Mensch hat aber eine andere Geschichte der Gefühle. Weiter gefasst, werden unsere Gefühle von unserer Kultur, unserer Erziehung geprägt. Dabei wird uns gezeigt, welche Risiken wir als gering einstufen, welches Verhalten bei uns Scham auslöst oder vor welchen Dingen wir Angst haben müssen.

Dazu kommen unsere eigenen Erfahrungen, die wir im Leben so machen. Alles wird mit Gefühlen verankert in unserem Gehirn abgespeichert und muss bei Bedarf schnell zur Verfügung stehen, damit z.B. in Gefahrensituationen eine schnelle Reaktion erfolgen kann.

Schnell heißt in diesem Falle „unbewusst“. Denn die Schleife über das langsamer arbeitende Bewusstsein, können wir uns überlebenstechnisch nicht leisten.

Dämmert Ihnen auch so langsam, dass unsere „objektiven“ Sichtweisen und Entscheidungen ganz schön trügerisch sind? Unser Verstand uns nur etwas vorgaukelt? Unser „Gefühl“ oder nennen wir es wertfreier unsere „Intuition“ gar nicht so schlecht ist, wenn es darum geht Entscheidungen zu treffen?

Noch ein kleiner Ausflug in die leider so wirksame Werbe-Landschaft. Werbe-Botschaften spielen ganz oft stark mit unseren Gefühlen.

Versicherungen malen bildreich Risiken an die Wand, um uns bei unseren Ängsten zu packen.
Auto-Hersteller wecken in uns den Macho, den Gewinner-Typ, den Sportlichen, Sparsamen, den Unkonventionellen, den Konservativen, etc.
Modelabels lassen uns teilhaben an ihrem Lebensgefühl, das sie vermeintlich darstellen.

Das sei den Firmen alles gestattet. Wir sollten uns nur daran erinnern, dass keine einzige Kaufentscheidung allein auf unsere Ratio zurückzuführen ist.

Schlimmer wird es mit dem „objektiven“ Journalismus.

Zurzeit läuft im Radio ein Werbespot, der ungefähr so lautet: Meine Tageszeitung muss unabhängig und objektiv recherchieren. Meine Meinung bilde ich mir dann selbst.

Was glauben Sie jetzt, angekommen an dieser Stelle?

Selbstverständlich gibt es Medien, die unabhängig und gewissenhaft recherchieren. Trotzdem ist es nicht zu vermeiden, dass auch diese den gewieften Politikern aufsitzen, die gerade ihre Meinung und Sichtweise durchsetzen wollen, weil sie ihre Freude an der Macht erhalten möchten.

Kalkulierbare Risiken werden dann aufgebauscht, als weltbewegend und immens wichtig dargestellt. Wir sehen die Gefahren lauern und fühlen geradezu unsere aufkeimende Angst.

Ich habe kein Wunderrezept dagegen, aber ein paar Empfehlungen:

  • Bleiben Sie für viele Informationen offen.
  • Achten Sie darauf, dass Sie nicht vorschnell werten, z.B. aufgrund von Vorurteilen und starren Meinungen.
  • Verwerfen Sie keine Informationen, weil Sie glauben, es kann nicht sein.
  • Betrachten Sie andere Standpunkte, als wären sie Ihre eigenen.
  • Arbeiten Sie an Ihren Scham- und Schuldgefühlen, sie verändern Ihre Sichtweise.
  • Seien Sie bereit sich jeden Tag in Frage zu stellen und neu zu definieren.
  • Denken Sie nicht mit Bedauern an Ihre Vergangenheit. Haben Sie keine Angst vor der Zukunft. Beides macht Sie unfrei und zum Sklaven Ihrer Gefühle.
  • Stellen Sie sich unliebsamen Wahrheiten. Schließen Sie mit Ihren dunklen Seiten Frieden.
  • Finden Sie den höheren Sinn in Ihrem Leben.
  • Schaffen Sie sich einen sicheren Ort, an dem Sie ganz Sie selbst sein können.

Ach eins noch:
Hütet Euch vor Menschen ohne Gefühle!

„Auch ist nicht zu leugnen, dass die Empfindung der meisten Menschen richtiger ist als ihr Räsonnement. Erst mit der Reflektion fängt der Irrtum an.“
Schiller an Goethe, 1799

Kopf und Bauch

Realist zu sein bedeutet, sich von seinem Verstand und analytischem Denken leiten zu lassen, nicht von seinen Gefühlen. Sachlich sein, immer danach fragen „Was habe ich davon? Was kommt unterm Strich dabei für mich raus?“, keine Gefühle zulassen, denn die führen nur in die Irre, ist die Definition unserer Zeit.

Die Vernunft gilt als das Maß aller Dinge.

Doch immer mehr kommen Neurowissenschaftler und Psychologen zu ganz anderen Ergebnissen:

Das Denken lässt sich von den Gefühlen nicht trennen.

Was macht uns Menschen denn wirklich aus, uns authentisch = original: der Verstand, die Gefühle, die Intuition und nicht zu vergessen unser Unbewusstes.

Das Unbewusste wurde bisher dank Freud als etwas Bedrohliches, Gefährliches, Verdrängtes gesehen. Sind nicht gerade unsere unbewussten Wünsche ein Teil unserer Motivation im Leben? Ist unser Unbewusstes damit nicht eher Freund als Feind? Verbringen wir nicht manchmal ein ganzes Leben damit herauszufinden, was wir eigentlich wollen, wofür wir „bestimmt“ sind?

Wenn wir authentisch werden wollen, benötigen wir die Einbeziehung aller Wahrnehmungsebenen. Ohne die Gefühlswelt kann es gar keinen Realismus geben. Wird der Bereich der Emotionen verdrängt und als unrealistisch abgewertet, fehlt ein großer, vielleicht sogar entscheidender Anteil zur ganzheitlichen Betrachtung.

Das kann kein wirklicher Realismus sein!

Wenn wir unsere irrationalen Seiten kennen und zu nutzen wissen, können wir die kreativen Kräfte in uns wecken und kommen selbst bei komplexen Entscheidungen zu Ergebnissen, die uns glücklich machen.

Um unsere Intuition oder unseren unbewussten Anteil in uns zu schulen sind unterschiedliche Techniken geeignet wie Hypnose, Meditation, Fantasiereisen.  Um unseren Gefühlen nachzuforschen ist Selbstbeobachtung ein wirksamer Weg. Achten Sie darauf, was Sie in bestimmten Situationen fühlen, auf was es Ihnen ankommt, welche Emotionen Sie bewegen.

Lassen Sie alle Teile Ihres Selbst bei wichtigen Entscheidungen mitreden. Verlassen Sie sich nicht nur auf Ihren bewussten Verstand, er ist nur ein kleiner Teil Ihrer gesamten Persönlichkeit. Hören Sie auch auf Ihre Fantasie, auf Intuition und Ihre Gefühle.

Danach können Sie immer noch die Durchführbarkeit Ihrer Träume überprüfen. Erst sollten Sie jedoch herausfinden worin sie bestehen.

 Lerne denken mit dem Herzen und lerne fühlen mit dem Geist.
(Theodor Fontane)

PS: Mein eigenes Erlebnis dazu

Als ich mich vor 6 Jahren entschieden habe meine gut dotierte Arbeitsstelle zu verlassen um mich selbständig den Themen zu widmen, die mir am Herzen liegen, habe ich dazu nur wenige Minuten gebraucht.

Ich hatte eine paar Tage vorher einen beeindruckenden Bericht in einer Talk-Show gesehen: „Wie der Bauch dem Kopf beim Denken hilft“ mit Bas Kast.

Deswegen habe ich mich mutig auf mein Bauchgefühl verlassen und habe diese Entscheidung noch nicht einen Tag bereut.

Natürlich habe ich auch meinen Kritiker in mir zu Wort kommen lassen: Kannst du das denn auch finanziell durchstehen? Ich weiß nicht, wer gesiegt hätte, wenn der Kritiker die Oberhand gewonnen hätte. Ich vermute allerdings, dass viele kreative Anteile in mir dann richtig gekämpft hätten.